Johann Adam Braun
Leben
Johann Adam Braun wuchs in Mainz auf, das zur Zeit seiner Geburt mit Kurköln und Kurtrier zu den drei geistlichen Kurfürstentümern des Deutschen Reiches gehörte. Er studierte zunächst an der Mainzer Universität Philologie, Theologie und Kanonisches Recht und erwarb nach vorausgegangenem Baccalaureat das Licentiat (Lehrerlaubnis) der katholischen Theologie, und damit die Voraussetzung zur theologischen Promotion. 1784 wird ein Johann Adam Braun als Pfarrer in Sulzheim, das bis 1797 zu Kurmainz gehörte, erwähnt,[1] ob es sich um den hier vorgestellten handelt, ist bisher nicht nachweisbar. Die Mainzer Doktorarbeit im Bereich des Kirchenrechts von Johann Adam Braun datiert vom 10. September 1787. Vielleicht infolge von Unruhen in Mainz – 1790 kam es in Mainz zu einem von Studenten provozierten Handwerkeraufstand gegen Organe der Universität – oder auch mangels anderer Angebote begab sich Braun nach Marburg, wo er 1791 die katholische Pfarrstelle an Stelle eines Kanonikus’ Karl Falciola erhielt,[2][3] und im folgenden Jahr auch eine Honorarprofessur für römisch-katholisches Kirchenrecht an der dortigen Universität. 1796 erfolgte seine Promotion in katholischer Theologie. Neben seiner Lehr- und Predigerstelle widmete er sich nun auch der Medizin und besuchte Vorlesungen unter anderem bei Ernst Gottfried Baldinger, Georg Wilhelm Stein der Ältere, Christian Friedrich Michaelis (1754–1818), Conrad Mönch (1744–1805) und Johann Wilhelm Christian Brühl (1757–1806). 1801 legte er seine Ämter nieder und begab sich zu weiterem Medizinstudium an die Universität Jena. Bei Johann Christian Stark promovierte er schließlich 1804 ein drittes Mal, nun in Medizin.
Anschließend soll sich Johann Adam Braun als Arzt nach Russland begeben haben. Der bis heute immer wieder kolportierte Hinweis beruht aber wohl auf einem Lesefehler in der frühen Literatur. Die von dem in „Meusel’s gelehrtes Teutschland“ (Lemgo 1767, S. 41/42) genannten Johann Adam Braun, „Mitglied der Petersburgischen Gesellschaft und Professor der Philosophie“, veröffentlichten Schriften erschienen jedoch 1756 bis 1760 und beinhalten naturwissenschaftliche Beobachtungen.[4] Auch dass Johann Adam Braun sich als Arzt in „Waldershausen“ niedergelassen habe, ist fraglich. Gemeint ist ohnehin „Waltershausen“, das etwa 80 km westlich von Jena liegt: Ein Aufsatz Ueber Aufbewahrung der Kuhpockenlymphe im „Allgemeinen Anzeiger der Deutschen“ von 1807[5] ist lediglich mit den Initialen der Vornamen unterzeichnet: Waltershausen(sic!), im März 1807 / J. A. Braun. Es handelt sich auch hier um eine Verwechslung: Johan Andreas Braun (1771–1833) hatte 1792 ebenfalls in Jena und ebenfalls in Medizin promoviert.[6] Er war „Stadt- und Landphysicus zu Waltershausen im Herzogthum Gotha“ seit 1793 und aus Kassel gebürtig.[7]
Auf Grund der widersprüchlichen Lexika-Einträge und Angaben, auch wenn sie bis in neueste Zeit übernommen wurden, muss man sich wohl dem in „Meusel‘s gelehrtes Deutschland“ der Ausgabe von 1820 (Supplement A–G) anschließen, wo es zu Johann Adam Braun heißt: „Ob er noch lebe? Ist unbekannt!“
Schriften
- Dissertatio Vtrum Matrimonii Vincvlum Et In Casv Adulterii Alterivs Conivgum, Ivxta Tridentini Can. VII. Sess. XXIV. Ivre Divino, An Solvm Ivre Ecclesiastico Insolvbile Sit? . Mainz 1787.
- Dissertatio inauguralis medica de vermium intestinalium prima origine deque unice vera ac sola rationali eos exterminandi methodo. Jena 1806.
- Ueber den Werth und die Wichtigkeit der weiblichen Brüste für das Wohl der Menschheit und die Sorge für die Erhaltung derselben, die aus Vernachlässigung dieser Sorge entstehenden Nachtheile am besten zu beseitigen. 2 Bände. Henningsche Buchhandlung, Erfurt 1805. - Eine weitere Asgabe: Frankfurt am Main 1805; 2. Auflage 1811.
Literatur
- Johann Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Band 22. Lemgo 1767, S. 41/42.
- Karl Wilhelm Justi (Hrsg.): Friedrich Wilhelm Strieder‘s Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte. Von der Reformation bis 1806. Achtzehnter und letzter Band. Ergänzende Biographien (…). Marburg 1819, S. 67/68.
- Adolph Carl Peter Callisen: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker, und Naturforscher aller gebildeten Völker. Erster Band, A-Ba. Copenhagen 1830, S. 108.
- Heinrich Eduard Scriba: Braun, Johann Adam, in: Biographisch-literarisches Lexikon der Schriftsteller des Großherzogthums Hessen im ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts. 1. Abtheilung. Leske, Darmstadt 1831. S. 89–91.
- Franz Gundlach: Catalogus professorum academiae Marburgensis 1, Von 1527 bis 1910. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 15, 1. Marburg 1927, Nr. 846.
Weblinks
- „Braun, Johann Adam“, in: Professorenkatalog der Philipps-Universität Marburg <https://professorenkatalog.online.uni-marburg.de/de/pkat/idrec?id=10749> (Stand: 3. Mai 2021)
Einzelnachweise
- Kurmainzischer Hof- und Staats-Kalender auf das Jahr 1784, S. 62
- Strieder, S. 105
- Karl Wilhelm Justi: Grundzüge einer Geschichte der Universität Marburg. Krieger u. Comp., Marburg 1827, S. 106
- siehe auch: Johann Matthias Schröckhs Geschichte der Deutschen (…). Neue Ausgabe. Verlag der Andräischen Buchhandlung, Frankfurt am Main 1795, S. 373
- Nr. 86, 2. April 1807, S. 888/889
- Diss. inaug. med. sistens meletemata quaedam circa doctrinam de motu sanguinis. Jena 1792
- Im Medicinischen Schriftsteller-Lexicon (Callisen), Band 3, von 1830, S. 108, findet sich sogar der explizite Hinweis: Im gel. Teutschl. Bd. 22. 1829. S. 366 wird er mit Joh. Adam verwechselt