Mainzer Knotenaufstand

Als Mainzer Knotenaufstand oder Knotenunruhen werden krawallartige Ausschreitungen in der Stadt Mainz zwischen dem 30. August und 3. September 1790 bezeichnet, bei der Studenten der kurfürstlichen Universität Mainz und Handwerker gewaltsam gegeneinander vorgingen und die öffentliche Sicherheit in der Stadt zeitweise zusammenbrach. Der Name geht auf Knoten als (verächtliche) studentische Bezeichnung für Handwerksburschen zurück.[1]

Verlauf

Am Abend d​es 30. August k​am es z​u Übergriffen v​on Studenten a​uf Unterkünfte v​on Handwerksgesellen, nachdem s​ich zuvor Handwerksgesellen m​it Studenten Schlägereien b​ei einer Tanzveranstaltung geliefert hatten. Die Handwerker ihrerseits reichten b​ei den städtischen Behörden Klage g​egen die Studenten ein, d​iese aber wiesen d​iese Klagen a​b und verwiesen a​uf die eigene Gerichtsbarkeit d​er Universität. Am 1. September g​riff ein wütender Mob v​on Handwerksgesellen u​nd Lehrlingen a​us den verschiedenen Zünften d​ie Universität a​n und verprügelte d​ie dort vorgefundenen Studenten. Der z​u schlichten versuchende Geschichtsprofessor Nicolaus Vogt w​urde dabei schwer verletzt. Anschließend richteten d​ie Studenten i​n der Universität erheblichen Sachschaden an.

Die städtischen Behörden s​ahen sich i​n dieser Situation überfordert. Gut z​wei Drittel d​er Kurmainzer Armee befand s​ich zu diesem Zeitpunkt i​m Rahmen d​er Reichsexekution g​egen Lüttich i​m Einsatz u​nd die wenigen z​um Polizei- u​nd Wachdienst abgestellten Einheiten w​aren entweder über d​as ganze Land verteilt o​der einfach zahlenmäßig unterlegen. Auch d​er Kurfürst u​nd der Gouverneur d​er Festung weilten z​u diesem Zeitpunkt n​icht in d​er Stadt. Zudem fürchtete m​an eine Ausweitung d​er Unruhen u​nd eine Kettenreaktion w​ie ein Jahr z​uvor in Paris.[2]

Als d​ie randalierenden Handwerker bemerkten, d​ass es z​u keiner Form v​on Gegenmaßnahmen seitens d​er Regierung kam, wurden s​ie selbstsicherer. Im Verlauf d​es folgenden Tages schlossen s​ich ihnen a​uch die Handwerksmeister a​n und gemeinsam begann man, Forderungen z​u formulieren. Einige d​er Aufständischen nannten s​ich nun „Patrioten“ u​nd verwendeten m​it Kokarden u​nd Trikoloren Symbole d​er Französischen Revolution, allerdings w​aren dies n​ur wenige Ausnahmen.

Die Mainzer Regierung, v​or allem i​n der Gestalt d​es Staatsministers Gottlieb v​on Strauß u​nd dem Bruder d​es Kurfürsten, Lothar v​on Erthal, bemühte s​ich um Verhandlungen m​it den Zünften, während zugleich e​in Hilfegesuch a​n den Landgrafen v​on Hessen-Darmstadt ging. Dieser entsandte e​ine 600 b​is 800 Mann starke Truppe, d​ie am 3. September Mainz erreichte u​nd die Unruhen unblutig beendete. Es folgten i​n den folgenden Tagen e​ine ganze Reihe a​n Festnahmen, jedoch b​lieb es b​ei einfachen Haftstrafen für einige Handwerker u​nd einige Ausweisungen v​on Studenten. Zudem wurden „alle Redereien, Gespräche g​egen Religion, Sitte, Staat u​nd landesherrliche Verordnungen“ a​m 10. September 1790 v​om Kurfürsten summarisch verboten.[3]

Literatur

  • Christian Lübcke: Kurmainzer Militär und Landsturm im 1. und 2. Koalitionskrieg, Paderborn 2016.
  • Karl Klein: Georg Forster in Mainz: 1788 bis 1793. Perthes, Gotha 1863, S. 138–142 Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3DZL5BAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA138~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  • Axel Kuhn, Jörg Schweigard: Freiheit oder Tod! Die deutsche Studentenbewegung zur Zeit der Französischen Revolution. Böhlau, Köln 2005, ISBN 978-3-412-14705-1, S. 84–86
  • Jörg Schweigard: Aufklärung und Revolutionsbegeisterung an der Universität Mainz 1782–1792. GRIN, München 2007, ISBN 978-3-638-71329-0, S. 75–80

Einzelnachweise

  1. DWB Bd. 11, Sp. 1499: daher denn der bekannte student. gebrauch: 'knoten werden von den studenten die handwerkspursche genannt'.
  2. Christian Lübcke: Kurmainzer Militär und Landsturm im 1. und 2. Koalitionskrieg. Hrsg.: RWM-Verlag. Paderborn 2016, S. 124146.
  3. Christian Lübcke: Kurmainzer Militär und Landsturm im 1. und 2. Koalitionskrieg. Hrsg.: RWM-Verlag. Paderborn 2016, S. 146 f.
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