Jesuitenkirche (Solothurn)
Die Jesuitenkirche Solothurn ist eine Jesuitenkirche in der Altstadt von Solothurn, Schweiz. Sie wurde vermutlich nach Plänen des Jesuiten Heinrich Mayer zwischen 1680 und 1689 erbaut.
Ausstattung
Die Hauptfassade wird gekrönt durch eine Marienstatue aus Solothurner Kalkstein von Johann Peter Frölicher. Im Innenraum befinden sich der Hochaltar von 1704, der ein Bild der Himmelfahrt Mariens von Franz Carl Stauder zeigt, weitere grossformatige Bilder des Solothurner Malers Wolfgang Aeby und Seitenaltäre u. a. von Johann Kaspar Sing, Christoph Brack und Johann Andreas Wolff. Die Orgel ist das einzige erhaltene Werk von Franz Joseph Otter (1761–1807).
Geschichte
1646 erfolgte durch den aristokratischen Grossen Rat die Berufung der Jesuiten nach Solothurn. Motiv dazu bildeten v. a. gegenreformatorische Bestrebungen. Im gleichen Jahr erfolgte auch die Eröffnung eines provisorischen Kollegiums (städtisches Gymnasium), das eine aufs Mittelalter zurückgehende Stiftsschule ablöste.
Die Errichtung des neuen Kollegiums mit Kirche (auch das Gebäude des heutigen Stadttheaters gehörte dazu) erfolgte unter hauptsächlicher finanzieller Mitwirkung des französischen Königshauses, dessen Ambassador (Botschafter) in Solothurn residierte sowie von Solothurner Patriziats-Familien. 1689 wurde die Kirche geweiht.
1773 löste Papst Clemens XIV. den Jesuitenorden, der den absolutistischen Monarchien in gewissen Punkten skeptisch gegenüberstand, auf Druck westeuropäischer Fürstenhäuser auf. Der Grosse Rat Solothurns wollte das Kollegium weiterführen, auch wurden in der Kirche weiterhin (fortan ohne die Jesuiten) Gottesdienste abgehalten. 1791–1794 erfolgte der Bau der Orgel auf der zweiten Empore. Nach der Besetzung der Schweiz 1798 durch französische Revolutionstruppen und der Errichtung der zentralistisch-republikanischen Staatsform der Helvetik setzten sich v. a. die Solothurner Bürger Josef Lüthy und Hieronymus Vogelsang erfolgreich dafür ein, dass Kollegium und Kirche nicht zum „Nationaleigentum“ wurden, sondern an die Munizipalgemeinde (Einwohnergemeinde) Solothurn übergingen.
Nach der liberalen Revolution wurde 1832 das geistliche «Professoren-Konvikt» resp. faktisch das Kollegium aufgelöst und durch eine weltliche Kantonsschule abgelöst. Übrig blieben ein Priesterseminar sowie weiterhin die kirchliche Nutzung.
Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts setzte ein baulicher Zerfall ein, der auch die Kirche betraf. Niemand war bereit oder fähig, genug Geld für eine bauliche Erhaltung einzuschiessen. Höhepunkt des Niederganges war das Angebot eines Bau-Konsortiums 1927, die – heute denkmalgeschützte – Kirche zu kaufen und niederzureissen und an ihrer Stelle Geschäftshäuser zu errichten. Aus Sicherheitsgründen war in der Folge der Zugang zur Kirche rund 30 Jahre lang gesperrt. Im Rahmen von «Notstands-Arbeiten» (ein Begriff, der nicht der Kirche galt, sondern dem aufgrund der Wirtschaftskrise erstellten Beschäftigungs-Programm) wurde 1936 mit Hilfe von Bundes-Subventionen die Fassade der Kirche renoviert.
1949 wurde eine etappenweise Innenrestauration, ebenfalls mit Bundes-Beitrag, beschlossen und 1952 ging die Kirche als Schenkung von der Einwohner- auf eine Stiftung der Kirchgemeinde über. Das Kollegiumsgebäude diente fortan der Volksschule. Seit 1997 befindet sich im Lapidarium der Jesuitenkirche das Steinmuseum Solothurn.
Orgel
Die Orgel wurde in den Jahren 1791 bis 1794 von dem Orgelbauer Franz Joseph Otter (Aedermannsdorf) erbaut, und zuletzt im Jahre 2012 durch Orgelbau Kuhn restauriert. Das Instrument hat 22 Register auf zwei Manualen und Pedal.[1] Regelmässig werden im Sommer Orgelkonzerte veranstaltet.[2] Domorganist Benjamin Guélat (* 1978) hat 2019 an dem Instrument eine CD produziert.[3][4] Es weist folgende Disposition auf
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- Koppeln: I/II (Manualschiebekoppel), II/P
Siehe auch
Literatur
- Benno Schubiger: Die Jesuitenkirche in Solothurn. Geschichte, Bau und Ausstattung der ehemaligen Kollegkirche und des Jesuitenkollegiums. Solothurn 1987, ISBN 3-85962076-2.
- Benno Schubiger: Jesuitenkirche in Solothurn. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 366). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2003, ISBN 978-3-85782-366-4.
- Max Gressly: Zur Rechtsgeschichte der Jesuitenkirche Solothurn. In: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Bd. 49 (1976). S. 101–142 (doi:10.5169/seals-324605).
- Johanna Strübin, Christine Zürcher: Jesuitenkirche. In: Die Stadt Solothurn III – Sakralbauten (= Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 134). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 2017, ISBN 978-3-03797-291-5, S. 174–199. Digitalisat
Weblinks
- Otter-Orgel der Jesuitenkirche Solothurn auf der Website von Orgelbau Kuhn AG
- Steinmuseum Solothurn
Einzelnachweise
- Otter-Orgel Jesuitenkirche Solothurn. (Memento des Originals vom 8. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 679 kB)
- Website Orgelkonzerte in Solothurn. Abgerufen am 4. Januar 2021.
- mit Booklet deutsch, französisch, englisch; Gesamtspielzeit 57' 22".
- https://www.fonoteca.ch/cgi-bin/oecgi4.exe/inet_fnbasedetail?REC_ID=226885.011&LNG_ID=DEU