Jean-Marc Bosman
Jean-Marc Bosman (* 30. Oktober 1964 in Montegnée, heute zu Saint-Nicolas, Provinz Lüttich) ist ein ehemaliger belgischer Fußballspieler.
Jean-Marc Bosman | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 30. Oktober 1964 | |
Geburtsort | Montegnée, Belgien | |
Größe | 172 cm | |
Position | Mittelfeld | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1983–1988 | Standard Lüttich | 74 (3) |
1988–1990 | RFC Lüttich | 25 (1) |
1990–1991 | Olympique Saint-Quentin | 12 (1) |
1991–1992 | CS Saint-Denis | |
1993–1994 | Olympic Charleroi | 27 (2) |
1995–1996 | RCS Visé | 7 (1) |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
International bekannt wurde er mit einer Klage gegen Beschränkungen für Spieler im Profifußball bei Vereinswechseln: 1995 wurden in der sogenannten „Bosman-Entscheidung“ des Europäischen Gerichtshofs zwei zentrale Pfeiler des europäischen Transfersystems zum Einsturz gebracht.[1]
Bosman spielte bis Juni 1990 beim RFC Lüttich in der ersten belgischen Liga.[2][3] Nach einem Streit mit der Vereinsführung wurde ihm ein neuer Vertrag mit dem monatlichen Gehalt von umgerechnet 880 Euro statt von bisher umgerechnet 3500 Euro angeboten.[3] Bosman wollte daraufhin zum französischen Zweitligisten USL Dunkerque wechseln.[3] Der RFC Lüttich setzte die Ablösesumme jedoch auf überhöhte 800.000 US-Dollar, rund 600.000 Euro, fest, die der neue französische Verein nicht bezahlen wollte.[3] Daraufhin weigerte sich der RFC Lüttich, Bosman die Freigabe für einen Vereinswechsel zu erteilen, was Auslöser für Bosmans Klage war.[3] In diesem Rechtsstreit wurde er von Roger Dillemans, Rechtsanwalt und ehemaliger Rektor der katholischen Universität von Löwen unterstützt.
Bosman kehrte im Januar 1992 nach Belgien zurück. Als er keinen neuen Verein fand, stellte er einen Antrag auf Arbeitslosengeld, der jedoch abgelehnt wurde. Erst neun Jahre nach Prozessbeginn bekam er rund 780.000 Euro Entschädigung für sein vorzeitiges Karriereende zugesprochen.
2015 lebte Bosman völlig verarmt am Existenzminimum. Er bestritt seinen Lebensunterhalt größtenteils durch Geldgeschenke der Spielergewerkschaft FIFPro.[4] Fünf Jahre später lebte er laut Medienberichten von Sozialhilfe und einer monatlichen Zuwendung der Profi-Gewerkschaft.[5]
Nach Scheidungen, Alkoholproblemen und Depressionen schlussfolgert er laut Medienangaben, dass andere, nicht aber er selbst, von seinem Kampf profitiert hätten. Er spricht sich für weitere Änderungen des Systems aus, einschließlich Gehaltsobergrenzen und einem Draft-System, resümiert aber, er „würde nicht mehr vor Gericht ziehen“.[5][6]
Weblinks
- Jean-Marc Bosman: Der Fussball-Rebell in Armut (Beitrag «sportlounge») Video in: Schweizer Fernsehen vom 18. Januar 2011 (9 Minuten)
Einzelnachweise
- Die Entscheidung des EuGH: RS C-415/93, Slg 1995, I-4921 (EUR-Lex)
- Transfermarkt.de: Spielerprofil, abgerufen am 15. November 2014
- Lars Gartenschläger, Alexandra Gross: Marc Bosman – Der Glücksbringer lebt in Armut. Die Welt vom 14. Dezember 2010
- Ehemaliger Fußball-Profi – Bosman hat „null Euro“ – Sport – Süddeutsche.de
- 25 Jahre nach Urteil: Fußballrevolutionär Bosman lebt heute von Sozialhilfe. In: spiegel.de. 15. Dezember 2020, abgerufen am 18. Dezember 2020.
- 25 Jahre „Bosman-Urteil“: Der arme Mann, der sie alle reich gemacht hat. In: spiegel.de. 15. Dezember 2020, abgerufen am 18. Dezember 2020.