Jörg Wolle
Jörg Wolle (* 19. April 1957 in Plauen; heimatberechtigt in Herrliberg) ist ein Schweizer Manager. Er ist Verwaltungsratspräsident (VR-P) beim Logistikunternehmen Kühne & Nagel und beim Maschinenbauunternehmen Klingelnberg, beide in der Schweiz ansässig.[1][2] Zwischen 2017 und 2019 war er zudem VR-P beim Handels- und Dienstleistungsunternehmen DKSH.[3]
Ausbildung
Als Maschinenbau-Ingenieur promovierte Wolle 1987[4] an der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt (TU Chemnitz).[5]
Die Sächsische Zeitung schreibt 2017 über ihn: „Der Osten steht ihm zu jener Zeit offen, doch er will flüchten, plant das akribisch“.[4] Kurz vor der Wende, im März 1988 sprang er vom anfahrenden Zug im Stuttgarter Hauptbahnhof, welcher ihn zurück in die DDR bringen sollte. Zwar hatte er zu jenem Zeitpunkt einen Doktortitel in Maschinenbau, aber weder Geld noch Beziehungen, was ihn dazu zwang, wieder von Null zu starten.[6]
Später absolvierte er das Executive Development an der IMD Lausanne (1993 bis 1994) und das Stanford Executive Program der Stanford University (1998). Wolle hält die Verbindung zwischen Technik und Wirtschaft für vorteilhaft: „Das spricht meiner Meinung nach klar für einen Studiengang wie zum Beispiel den des Wirtschaftsingenieurs. Aber auch die Ergänzung einer technischen Ausbildung durch einen MBA halte ich für empfehlenswert.“[5]
Jörg Wolle ist Honorarprofessor für Intercultural Communication an der Westsächsischen Hochschule Zwickau.
Karriere
Jörg Wolle arbeitete von 1988 bis 1990 als Manager für internationale Projekte für den schwedischen Kugellagerhersteller SKF in Indien, Russland, China und im Iran.
1991 ging er als Direktor Marketing und Verkauf zum Schweizer Handelshaus Siber Hegner in Hongkong und China, welches später in der gegründeten DKSH aufging.[7] 1995 wechselte er zu dessen Hauptsitz in Zürich und wurde 2000 Geschäftsführer und Delegierter des Verwaltungsrats von Siber Hegner. 2002 schloss sich Siber Hegner mit dem Asiengeschäft von Diethelm Keller zur DKSH zusammen. Bilanz-Chefredaktor Dirk Schütz kommentierte dies mit: Wolle "formte aus einer darbenden Vertriebsfirma einen erfolgreichen Dienstleister. Der Betriebsgewinn verfünffachte sich". Er könne "auf ein fast filmreifes Leben zurückblicken".[8] Im März 2017 trat er als CEO von DKSH zurück und wurde dessen Verwaltungsratspräsident. Im März 2019 schliesslich legte er bei DKSH alle Ämter nieder.[3]
Seit Mai 2016 ist Jörg Wolle Präsident des Verwaltungsrates der Kühne + Nagel International AG[9] und seit Juni 2018 Präsident des Verwaltungsrates der Klingelnberg AG.[2] Zudem ist er Mitglied des Verwaltungsrates von Olam International.[10]
Er war Mitglied der Verwaltungsräte von Louis Dreyfus Company B.V. The Netherlands (2014–2018) und der UBS Ltd, Schweiz (2006–2009)
Privates
Privat ist er an der Firma Lonrho Ltd. beteiligt, welche Investitionen in Afrika tätigt.[11] Er ist seit 1987 verheiratet, hat eine volljährige Tochter und lebt in der Ortschaft Herrliberg im Kanton Zürich. (Bilanz, 06/2021)
Einzelnachweise
- Werner Enz: Asien ist weit mehr als China. In: Neue Zürcher Zeitung, 11. Mai 2017, S. 26, abgerufen am 13. Mai 2017
- Girogio V. Müller: Klingelnberg meint es ernst mit dem Börsengang. In: Neue Zürcher Zeitung. 11. Juni 2018, abgerufen am 28. Oktober 2019.
- Werner Enz: Jörg Wolle tritt 2019 als DKSH-Präsident zurück. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. Oktober 2018, abgerufen am 28. Oktober 2019.
- Ulrich Wolf: Der Aufsteiger. In: Sächsische Zeitung, 6. April 2017. Abgerufen am 13. April 2020
- TU-Spektrum von HJG. In: TU-Spektrum, Ausgabe 3/96 auf der Website der TU Chemnitz. Abgerufen am 5. Februar 2013.
- Business Leaders From Former East Germany Are Few. In: The Wall Street Journal, 7. November 2014. Abgerufen am 17. März 2015.
- Jörg Wolle: Kapitalismus pur. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Oktober 2012. Abgerufen am 13. Februar 2015.
- Dirk Schütz: Jörg Wolle hat seine Rolle gefunden - als Top-Player. In: Bilanz.ch, 15. März 2017. Abgerufen am 21. September 2017
- Kuehne + Nagel: News Single Display. In: kn-portal.com. Abgerufen am 8. Juni 2016.
- Leila Lei: Olam adds three directors to board. In: Business Times. 30. August 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
- Stefan Barmettler: Streit um Freihafen. In: Handelszeitung, 2. Oktober 2014, S. 5