Iwan Iwanowitsch Bezkoi
Iwan Iwanowitsch Bezkoi (russisch Ива́н Ива́нович Бецко́й; * 14. Februar 1704 in Stockholm; † 11. September 1795 in Sankt Petersburg) war ein russischer Schulreformer und Berater für Bildung von Katharina II. Er war 30 Jahre lang von 1764 bis 1794 Präsident der Russischen Kunstakademie.[1]
Leben und Wirken
Bezkois Eltern waren Iwan Jurjewitsch Trubezkoi (1667–1750), ein russischer Feldmarschall, und dessen schwedische Geliebte, eine Baroness von Wrede. Bezkois Nachname war die Kurzform des Nachnamen seines Vaters, wie es für uneheliche Kinder damals nicht unüblich war. Als einer der ersten diente sein Vater im Preobraschensker Leib-Garderegiment bis 1693 als Hauptmann. Ein Jahr später wurde er zum Oberstleutnant ernannt. Während des Großen Nordischen Krieges geriet er in schwedischer Kriegsgefangenschaft; in den nächsten 18 Jahre blieb er in Schweden. Später erlaubte Karl XII., dass Trubezkois Ehefrau, Irina Naryschkina (1671–1749) zu ihrem Mann kommen konnte, um mit ihm in Schweden leben zu können.[2]
So wurde Iwan Bezkoi in Stockholm geboren. Seine ersten militärischen Unterweisungen erhielt er von seinem Vater, zur weiteren Ausbildung schickte man ihn auf eine Militärakademie nach Kopenhagen um dann in einem dänischen Kavallerie-Regiment zu dienen. Während eines Übungsritts wurde er vom Pferd geworfen und erheblich verletzt, dies zwang ihn offenbar seine militärische Laufbahn aufzugeben. Er reiste zunächst für längere Zeit durch Europa, so war er oft als Kurier in Berlin, Wien und Paris unterwegs. In Paris blieb er von 1722 bis 1726 und arbeitete als Sekretär des russischen Botschafters.
Er machte Bekanntschaft mit der Herzogin Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf, der Mutter von Katharina II. Feldmarschall Trubezkoi kehrte 1729 nach Russland zurück, wo er dann als aide-de-camp seines Vaters tätig war.
Eine Palastrevolution im Jahre 1741 brachte Elisabeth Petrowna an die Macht, die Tochter Peters des Großen. Sie löste die Regentin Anna Leopoldowna und ihren Günstling Ernst Johann von Biron ab. Bezkoi war mit dem Preobraschenski-Regiment am Putsch beteiligt und half so Elisabeth.
Der dankbare Kaiserin beförderte ihn zum Generalmajor und bat ihn der Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf zu dienen. Im Januar 1744 reisten Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf und ihre Tochter Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg nach Russland.[3] Die Prinzessin heiratete im folgenden Jahr den russischen Thronfolger, Großfürst Peter Fjodorowitsch. Mehrfach beteiligte sich die Zerbster Fürstin Johanna Elisabeth an den Intrigen des Hofes und spionierte für den Preußenkönig Friedrich II., weswegen die Zarin später den Postverkehr zwischen Mutter und Tochter untersagte. Knapp zwei Jahre nach ihrer Abreise traf Johanna Elisabeth wieder in Zerbst ein.
Nachdem Johanna Elisabeth aus Russland im Jahre 1747 vertrieben worden war, legte Bezkoi seine Ämter nieder und ging nach Paris, wo er die folgenden fünfzehn Jahre verbrachte. Er hielt enge Kontakte zu den Enzyklopädisten, insbesondere zu Jean-Jacques Rousseau. Mit Denis Diderot stand er mindestens in Korrespondenz. Auch fand er Zugang zu den höchsten Kreisen der französischen Aristokratie, den ihm seine einzige Halbschwester Anastasia Iwanowna ebnete. 1779 wurde er zum Ehrenmitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[4]
Die Krönung seiner langen Karriere war die Gründung des ersten einheitlichen russischen Systems für die öffentlichen Bildung. Seine letzte Ruhestätte fand er im Alexander-Newski-Kloster.
Auszeichnungen
- Orden des Heiligen Alexander Newski (1762)
- Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen (1768)
- Orden des Heiligen Wladimir, 1. Klasse (1782)
Literatur
- A. S. Lappo-Danilevsky: I. I. Betskoy and His System of Education. SPB, 1904.
- P. M. Maykov: Ivan Ivanovich Betskoy: A Biography. SPB, 1904.
Weblinks
Einzelnachweise
- The Russian Academy of Arts. Offizielle Seite, online
- Trubetskoy Family from the time of Peter the Great to the present day
- Inoffiziellen Gerüchten zufolge sei Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg (* 2. Mai 1729) seine Tochter.
- Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 39.