International Computer and Information Literacy Study
Die International Computer and Information Literacy Study (ICILS) ist eine international vergleichende Schulleistungsuntersuchung, die seit 2013 im fünfjährigen Turnus von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) durchgeführt wird. Die Leitung des internationalen Forschungszentrums der Studie liegt beim Australian Council for Educational Research (ACER) unter der Leitung von Julian Fraillon. Mit ICILS 2013 konnten erstmals computerbasiert computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Jugendlichen der 8. Klasse erhoben werden. Computer- und informationsbezogene Kompetenzen werden im Rahmen der ICILS-Studien als „individuelle Fähigkeiten einer Person definiert, die es ihr erlauben, Computer und neue Technologien zum Recherchieren, Gestalten und Kommunizieren von Informationen zu nutzen und diese zu bewerten, um am Leben im häuslichen Umfeld, in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft erfolgreich teilzuhaben“.[1] Darüber hinaus erfasst ICILS schulische und außerschulische Rahmenbedingungen hinsichtlich des Erwerbs von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien. Mit ICILS 2018 realisierte die IEA zudem erstmals als Zusatzoption ein Zusatzmodul für den Kompetenzbereich ‚Computational Thinking‘. Das nationale Forschungszentrum für Deutschland für ICILS 2013 lag am Institut für Schulentwicklungsforschung in Dortmund in Kooperation mit der Universität Paderborn. Die Leitung der Studie unterlag dem National Research Coordinator (NRC) Wilfried Bos sowie der NRC Birgit Eickelmann. Das nationale Forschungszentrum für Deutschland liegt für ICILS 2018 an der Universität Paderborn unter der Leitung von Birgit Eickelmann.[2] Deutschland nimmt sowohl an ICILS 2023 als auch an dem Zusatzmodul 'Computational Thinking' teil. Das nationale Forschungszentrum der Studie liegt wieder an der Universität Paderborn unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Birgit Eickelmann.[3]
ICILS 2013
Mit der IEA-Studie ICILS 2013 wurden erstmals im internationalen Vergleich computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Jugendlichen gemessen sowie die schulischen und außerschulischen Rahmenbedingungen ihres Erwerbs empirisch elaboriert erfasst. In diesem Kontext wurde zudem erstmals ein Kompetenzstufenmodell für den Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen auf empirischer Basis entwickelt.[4]
Ergebnisse
Hinsichtlich der ermittelten computer- und informationsbezogenen Kompetenzen konnte mit der Studie ICILS 2013 als ein zentrales Ergebnis Folgendes ermittelt werden:
„Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland erreichen mit einem Mittelwert von 523 Leistungspunkten ein Kompetenzniveau, das sich im internationalen Vergleich im Mittelfeld der Länderrangreihe einordnet. Dieser Mittelwert ist vergleichbar mit dem Mittelwert der Vergleichsgruppe EU (525 Punkte), liegt aber signifikant über dem internationalen Mittelwert (500 Punkte) sowie signifikant über dem Mittelwert der Vergleichsgruppe OECD (516 Punkte). Die durchschnittliche Leistungsstreuung in Deutschland beträgt 78 Punkte.“[5][6]
Die Ergebnisse der International Computer and Information Literacy Study (ICILS 2013) für Deutschland im internationalen Vergleich[7] wurden am 20. November 2014 vorgestellt. Zeitgleich dazu präsentierte die IEA die internationalen Ergebnisse von ICILS 2013.[8]
Rezeption
Die Studie bildet national und international einen Meilenstein, da sie den gesellschaftlichen und technischen Veränderungen im 21. Jahrhundert Rechnung trägt und diese mit zeitgemäßen Methoden der empirischen Bildungs- und Schulforschung bearbeitet.[4]
ICILS 2018
Mit der Studie ICILS 2018 (International Computer and Information Literacy Study 2018) realisierte die IEA nach ICILS 2013 zum zweiten Mal die Koordination einer international vergleichenden Schulleistungsstudie, die mithilfe eines international entwickelten und elaborierten Instrumentariums empirisch abgesichert Schülerkompetenzen im Bereich der höchstrelevanten computer- und informationsbezogenen Kompetenzen (Computer and Information Literacy, kurz: CIL) in den an der Studie teilnehmenden Staaten erfasste.[9][10]
Ergebnisse
Hinsichtlich der ermittelten computer- und informationsbezogenen Kompetenzen konnte mit der Studie ICILS 2018 als ein zentrales Ergebnis Folgendes ermittelt werden:
„Im Ergebnis zeigt sich, dass sich die mittleren Kompetenzen der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland mit 518 Punkten nicht signifikant von den mittleren Kompetenzen in ICILS 2013 (523 Punkte) unterscheiden. Die mittleren Kompetenzen in Deutschland liegen – wie schon in 2013 – signifikant über dem internationalen Mittelwert (496 Punkte) und im mittleren Bereich der Länderrangreihe. Der Mittelwert der Vergleichsgruppe EU (509 Punkte) liegt signifikant unter dem mittleren Kompetenzwert von Deutschland.“[11][12]
Die internationale und nationale[13] Berichtlegung erfolgte am 5. November 2019.
Computational Thinking (internationale Zusatzoption zu IEA-ICILS 2018)
Erstmals realisierte die IEA im Rahmen von ICILS 2018 als Zusatzoption (international option) für die an ICILS 2018 teilnehmenden Länder ein Zusatzmodul für den Kompetenzbereich ‚Computational Thinking‘. Deutschland nahm unter der Leitung von Birgit Eickelmann (NRC), Universität Paderborn, an diesem Modul teil. Für das Zusatzmodul wurden separat computerbasierte Schülertests entwickelt und eingesetzt. Über die Erweiterung der ICILS 2018-Hintergrundfragebögen wurden gezielt Informationen zum Erwerb der Kompetenzen erworben. Die Zielpopulation der Testung war die ICILS-2018-Schülerpopulation (Jahrgangsstufe 8).[14][15]
Definition Computational Thinking in ICILS 2018
Anknüpfend an den vorliegenden Forschungsstand wird Computational Thinking im Rahmen der Studie wie folgt definiert: „Computational Thinking bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, Aspekte realweltlicher Probleme zu identifizieren, die für eine [informatische] Modellierung geeignet sind, algorithmische Lösungen für diese (Teil-)Probleme zu bewerten und selbst so zu entwickeln, dass diese Lösungen mit einem Computer operationalisiert werden können (Fraillon et al., 2019, eigene Übersetzung). Die Modellierungs- und Problemlösungsprozesse sind dabei von einer Programmiersprache unabhängig“.[14]
Ergebnisse zu Computational Thinking in ICILS 2018
Hinsichtlich der ermittelten Kompetenzen im Bereich ‚Computational Thinking‘ konnte mit der Studie ICILS 2018 als ein zentrales Ergebnis Folgendes ermittelt werden:
„Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland erreichen im Mittel 486 Punkte im Kompetenzbereich ‚Computational Thinking‘. Die mittleren Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland liegen damit signifikant unter dem internationalen Mittelwert (500 Punkte).“[11][12]
Die Veröffentlichung erster Ergebnisse erfolgte am 5. November 2019 mit der nationalen[13] und internationalen[16] Berichtlegung.
ICILS 2018 NRW
Mit der vom Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Studie ICILS 2018-NRW beteiligte sich Nordrhein-Westfalen als Benchmarking-Teilnehmer an der International Computer and Information Literacy Study (ICILS 2018) der IEA. Mittels einer Stichprobenerweiterung (Oversamplings) von 80 zusätzlichen Schulen in NRW, die ergänzend zur Stichprobe von ICILS 2018 in Deutschland gezogen wurden, konnten mit der Berichtlegung der Studie erstmals Ergebnisse für NRW erzielt werden. Die wissenschaftliche Leitung für ICILS 2018-NRW obliegt Birgit Eickelmann (NRC), Universität Paderborn. Darüber hinaus beteiligte sich Nordrhein-Westfalen ebenfalls an der internationalen Zusatzoption Computational Thinking (CT).[17]
Ergebnisse ICILS 2018 NRW
Hinsichtlich der ermittelten computer- und informationsbezogenen Kompetenzen konnte mit der Studie ICILS 2018 NRW als ein zentrales Ergebnis Folgendes ermittelt werden:
„Achtklässlerinnen und Achtklässler in Nordrhein-Westfalen erreichen im Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen ein mittleres Leistungsniveau von 515 Punkten. Damit liegt Nordrhein-Westfalen im mittleren Bereich des Länderrankings der Studie ICILS 2018.“[18]
Hinsichtlich der ermittelten Kompetenzen im Bereich ‚Computational Thinking‘ konnte mit der Studie ICILS 2018 NRW als ein zentrales Ergebnis Folgendes ermittelt werden:
„In Nordrhein-Westfalen erreichen Achtklässlerinnen und Achtklässler im Kompetenzbereich ‚Computational Thinking‘ im Mittel 485 Leistungspunkte mit einer Leistungsstreuung von 95 Leistungspunkten für die Standardabweichung. Dieser Kompetenzmittelwert für Nordrhein-Westfalen unterscheidet sich nicht signifikant vom entsprechenden mittleren Leistungsniveau der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland (486 Punkte), liegt aber signifikant unter dem internationalen Mittelwert (500 Leistungspunkte).“[18]
Die Berichtlegung[19] erster Ergebnisse erfolgte am 5. November 2019. Weitere NRW-spezifische Ergebnisse werden im Jahr 2020 vorgelegt.
ICILS 2023
Mit der Studie ICILS 2023 realisiert die IEA den dritten Zyklus der Studie. Erneut werden im internationalen Vergleich die Schüler*innenkompetenzen im Bereich der höchstrelevanten computer- und informationsbezogenen Kompetenzen (Computer and Information Literacy, kurz: CIL) in den an der Studie teilnehmenden Staaten erfasst.[20]
Datennutzung
Die Daten der deutschen Erhebungen stehen auch anderen Forschenden auf Antrag am Forschungsdatenzentrum am Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen für Re- und Sekundäranalysen zur Verfügung. Auf diese Weise kann die Studie auch über den ursprünglich geplanten Rahmen hinaus für die Forschung von Nutzen sein.
Einzelnachweise
- Bos, W., Eickelmann, B., Gerick, J., Goldhammer, F., Schaumburg, H.: ICILS 2013 Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der 8. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Waxmann, Münster, Westf 2014, ISBN 978-3-8309-3131-7 (waxmann.com [PDF; abgerufen am 13. Februar 2019]).
- Projektbeschreibung von ICILS 2018 auf der Website der Universität Paderborn. Abgerufen am 30. Januar 2020.
- Projektbeschreibung von ICILS 2023: ICILS 2023. Abgerufen am 15. März 2021.
- Projekthomepage: ICILS 2013. (uni-paderborn.de).
- Eickelmann, B., Gerick, J. & Bos, W.: Die Studie ICILS 2013 im Überblick –Zentrale Ergebnisse und Entwicklungsperspektiven. In: W. Bos, B. Eickelmann, J. Gerick, F. Goldhammer, H. Schaumburg, K. Schwippert, M. Senkbeil, R. Schulz-Zander & H. Wendt (Hrsg.): ICILS 2013 – Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der 8. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Waxmann, Münster 2014, ISBN 978-3-8309-3131-7, S. 9–31 (waxmann.com [PDF]).
- Bos, Wilfried, Eickelmann, Birgit, Gerick, Julia, Goldhammer, Frank, Schaumburg, Heike: ICILS 2013 Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der 8. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Waxmann, Münster, Westf 2014, ISBN 978-3-8309-3131-7.
- https://www.waxmann.com/fileadmin/media/zusatztexte/ICILS_2013_Berichtsband.pdf
- https://www.iea.nl/fileadmin/user_upload/Publications/Electronic_versions/ICILS_2013_International_Report.pdf
- Projekthomepage: ICILS 2018. (uni-paderborn.de).
- Eickelmann, B.: Digitale Kompetenzen im internationalen Vergleich. Welche Impulse geben die Studien ICILS 2013 und ICILS 2018? In: Zeitschrift Schul-Management. Band 48, Nr. 5, 2017.
- Eickelmann, B., Bos, W. & Labusch, A.: Die Studie ICILS 2018 im Überblick – Zentrale Ergebnisse und Entwicklungsperspektiven. In: B. Eickelmann, W. Bos, J. Gerick, F. Goldhammer, H. Schaumburg, K. Schwippert, M. Senkbeil & J. Vahrenhold (Hrsg.): ICILS 2018 #Deutschland – Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking. Waxmann, Münster 2018, ISBN 978-3-8309-9000-0, S. 7–31.
- Eickelmann, B., Bos, W., Gerick, J., Goldhammer, F., Schaumburg, H., Schwippert, K., Senkbeil, M. & Vahrenhold, J.: ICILS 2018 #Deutschland – Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking. Waxmann, Münster 2019, ISBN 978-3-8309-9000-0.
- https://kw.uni-paderborn.de/fileadmin/fakultaet/Institute/erziehungswissenschaft/Schulpaedagogik/ICILS_2018__Deutschland_Berichtsband.pdf. (PDF) Abgerufen am 28. November 2019.
- Projekthomepage: ICILS 2018 – Computational Thinking (internationale Zusatzoption zu IEA-ICILS 2018). (uni-paderborn.de).
- Eickelmann, B.: Computational Thinking als internationales Zusatzmodul zu ICILS 2018 – Konzeptionierung und Perspektiven für die empirische Bildungsforschung. In: Tertium Comparationis. Journal für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft. Band 23, Nr. 1, 2017, S. 47–61.
- https://www.iea.nl/sites/default/files/2019-11/ICILS%202019%20Digital%20final%2004112019.pdf. (PDF) Abgerufen am 29. November 2019.
- Projekthomepage: ICILS 2018 – NRW. (uni-paderborn.de).
- Eickelmann, B., Massek, C. & Labusch, A.: ICILS 2018 #Nordrhein-Westfalen. Erste Ergebnisse der Studie ICILS 2018 für Nordrhein-Westfalen im internationalen Vergleich. Waxmann, Münster 2019, ISBN 978-3-8309-9117-5.
- https://kw.uni-paderborn.de/fileadmin/fakultaet/Institute/erziehungswissenschaft/Schulpaedagogik/2019_Eickelmann_Massek_Labusch_ICILS_2018__NRW_Erste_Ergebnisse_Buchbroschuere.pdf. (PDF) Abgerufen am 29. November 2019.
- Projektbeschreibung von ICILS 2023: ICILS 2023. Abgerufen am 15. März 2023.