Illumination (Beleuchtung)
Illumination wird der gezielte Einsatz von Licht für dekorative oder künstlerische Zwecke genannt. Zur Erzeugung von Lichteffekten, die als schön empfunden werden sollen, ist sowohl die Belichtung mit Tageslicht als auch die Beleuchtung mit künstlichem Licht geeignet. Bei der Belichtung werden zumeist die Anordnung von Fenstern in Gebäuden und deren spezielle Beschaffenheit ausgenutzt. Ein Belichtungseffekt kann auch durch einen Schlitz in der Decke einer Grotte erzielt werden.
Durch Beleuchtung können Räume von innen her zum Leuchten gebracht werden. Der gezielte Einsatz von Raumbelichtung und -beleuchtung ist ein Aufgabengebiet der Innenarchitektur. Gebäude können auch von außen angestrahlt werden. Im Freien können Objekte aller Art zum Leuchten gebracht werden. Dies geschieht in aller Regel, indem sie angestrahlt werden, aber auch durch Selbstleuchten (beispielsweise beim Ballonglühen).
Gelegentlich wird auch der Lichteffekt, den massenhaft vorhandene Glühwürmchen auslösen (beispielsweise im Wollemi-Nationalpark) als Illumination bezeichnet.
Etymologie und Gliederung des Wortfeldes
Das Wort Illumination wird in der deutschen Sprache seit dem 18. Jahrhundert verwendet. Es wurde aus dem Französischen entlehnt (l'illumination). Das französische Wort lässt sich wiederum aus dem mittellateinischen Wort illūminatio ableiten (vergleiche lateinisch lūmen, „Licht“)[1]
Illumination ist nicht der Oberbegriff für die Begriffe Belichtung und Beleuchtung: „Beleuchtung hat einen rein praktischen Zweck: Man kann etwas sehen. Illumination erhebt sich über den reinen Zweck und wird zur Kunst“, meint beispielsweise der Lichtkünstler Wolfgang F. Lightmaster.[2] Diese Aussage lässt sich auch auf die Belichtung übertragen. Demnach wäre zwischen funktionalem Licht und gestaltendem Licht zu unterscheiden: Ersteres verbessert die Möglichkeiten, Objekte zu sehen und selbst gesehen zu werden. Letzteres soll Objekte in Szene setzen und eine besondere Atmosphäre schaffen.[3] Andere unterscheiden zwischen Licht zum Sehen, Licht zum Hinsehen und Licht zum Ansehen.[4]
- Innenbeleuchtung eines Cafés in Rotterdam
- Außenbeleuchtung der Frankfurter Börse und Beleuchtung von Bäumen
- Weihnachtshaus mit 420.000 Lichtern in Calle
Lichterfeste, Lichtkunstausstellungen in Stadtstraßen und „Festivals of Lights“
Schon vor Jahrhunderten wurden Lichteffekte zu bestimmten, zumeist festlichen Anlässen verwendet. In diese Kategorie fallen die Festbeleuchtung, aber auch Feuerwerke. Im weitesten Sinn gehört auch die Weihnachtsbeleuchtung (z. B. auf Weihnachtsmärkten) in die Kategorie der zeitweiligen Illuminationen aus Anlass von Festen.
Heute reicht die Skala festlicher Illuminationen von eher traditionellen Lichterfesten, beispielsweise in Parks im Sommer, über Lichterwochen, an denen Lichtinstallationen oder Lichtskulpturen zur Schau gestellt werden, bis hin zu durchgeplanten Großveranstaltungen von Städten, bei denen zeitweise stadtbildprägende Gebäude angestrahlt werden.
Mit Wortbeiträgen, Musik und akustischen Effekten aller Art untermalt sind Licht- und Tonschauen, die vor allem in Frankreich unter der Bezeichnung „Son et lumière“ („Ton und Licht“) bekannt sind[5] und bei denen historisch bedeutsame Gebäude und Anlagen nach Art der Theaterbeleuchtung dramatisch illuminiert werden, wodurch der „genius loci“, die historische Aura des Ortes, hervorgehoben werden soll. Beispielhaft für diese Art der Inszenierung ist das „Son et lumière“-Spektakel in Rhodos, wo der Abwehrkampf der Johanniter im Jahr 1522 und ihre Niederlage im Kampf gegen die Türken nachempfunden werden.
Die Eröffnungsgala zum Projekt Ferropolis, bei dem im Kontext der Expo 2000 im Angesicht von aufgegebenen Braunkohlebaggern, die der Lichtkünstler Gert Hof illuminierte, die Musik des Tonkünstlers Mikis Theodorakis ertönte, kommentierte Andreas Hillger von der Mitteldeutschen Zeitung am 18. Juli 2000 mit den Worten: „Hier war ein Lichtkünstler am Werk, der die Aura des Ortes und den Charakter der Musik zum magischen Moment verschmolz und endlich auch die einzigartige Maschinen-Ästhetik zu ihrem Recht kommen ließ.“[6] Eine Weiterentwicklung der „Son et Lumière“-Technik stellen Shows dar, in die Objektilluminationen integriert sind, bei denen aber die audio-visuellen Effekte selbst stärker in den Vordergrund der Wahrnehmung treten.
- Beispiel für ein Lichterfest: „Fest der 1000 Fackeln“ im Kurpark von Bad Laer 2006
- Beispiel für eine Ausstellung von Lichtkunstwerken im Freien: Essener Lichtwochen 2004
- Beispiel für eine zeitlich begrenzte Stadtillumination: Gendarmenmarkt während des Festivals of Lights Berlin 2009
- Beispiel für ein traditionelles „Son et lumière“-Event: Luxor
- Beispiel für eine Illumination am Rande eines Musikfestivals: „Melt! 2012“ auf dem Ferropolis-Gelände
- Beispiel für ein Ballonglühen (in Filzmoos)
- Beispiel für eine aufgepumpte Installation während des Lichterfests „LichterMeer“ auf dem Südstrand Wilhelmshavens
Tägliche Stadtillumination im Kontext von Lichtmasterplänen
Einige Städte sind dazu übergegangen, nicht nur die Beleuchtung, sondern auch Illuminationen in einem Lichtmasterplan zu regeln. In Frankreich gab es 2006 bereits mehr als 200 Städte mit Lichtplänen (französisch: „plans lumières“); in Deutschland verfügten seinerzeit 19 Städte über rechtskräftige Lichtpläne.[7] Solche Lichtpläne gelten zumeist nicht nur für einen Tag, einige Tage oder einige Wochen im Jahr, sondern prinzipiell für alle Nächte.
Als Pionier der Lichtplanung gilt die Stadt Lyon. Dort wurde auf Anregung von Roland Jéol 1989 der erste „plan lumière“ weltweit aufgestellt.[8] Im Jahr 2003 waren in Lyon nach dem „plan lumière“ 270 Objekte „eingeleuchtet“. Auch Parkhäuser, Brücken, Straßen und Parks gehören zu den illuminierten Objekten in Lyon.
In Deutschland werden stadtbildprägende Gebäude, die sich in Privatbesitz befinden, in aller Regel durch städtebauliche Verträge nach § 11 des deutschen Baugesetzbuchs in Lichtmasterpläne einbezogen, so dass sichergestellt ist, dass der erwünschte optische Gesamteindruck nicht durch fehlendes Licht auf Privatgrundstücken oder durch unerwünschte Lichtemissionen gestört wird, die von diesen ausgehen.[9]
Beispiele für Lichtmasterpläne
- Bamberg
- Castrop-Rauxel
- Dresden
- Düsseldorf
- Gent (französisch)
- Hamburg
- Kiel
- Luzern[10]
- Lyon (französisch)
- Rotterdam
- Stuttgart
- Zürich
- Lyon: Kathedrale St. Jean
- Zürich: An der Limmat
- Luzern: An der Reuss
- Gent: Kraanlei
- Düsseldorf: Königsallee
- Stuttgart: Schloßplatz
LUCI
Im Jahr 2002 schlossen sich europäische Städte in der Organisation „Lighting Urban Community International“ (LUCI) zusammen. Zurzeit (2016) gehören dem Bund 70 Städte und 40 Firmen an.[11] LUCI hat ihren Hauptsitz in Lyon.
Das Netz verfolgt drei Ziele:
- die Nutzbarmachung des Lichts als Instrument der Stadtentwicklung
- die Förderung einer Stadtidentität mit Hilfe der Lichtkunst und der Lichttechnik
- die Berücksichtigung der Aspekte Ökologie und Nachhaltigkeit bei der Stadtentwicklung
Ökologie und Nachhaltigkeit
Ein großzügiger Einsatz von Kunstlicht, der nicht primär Zwecken wie der Gefahrenabwehr und der Schaffung von Sicherheit dient, wird von Kritikern wegen des hohen Stromverbrauchs, der damit verbundenen hohen CO2-Emissionen und wegen der Lichtverschmutzung abgelehnt.
Ungefähr ein Viertel aller weltweit verbrauchten Energie wird für Beleuchtungszwecke verwendet.[14] Wegen der damit verbundenen hohen Kosten haben Städte ein Interesse an einer hohen Energieeffizienz. Diese kann durch neue Beleuchtungstechnologien, vor allem durch den Ersatz von Glühlampen durch Leuchtdioden erreicht werden. Auf diese Weise kann beispielsweise bei den „Essener Lichtwochen“ der Stromverbrauch um 80 Prozent reduziert werden.[15] Dadurch werden nicht nur Kosten gespart, sondern es werden auch CO2-Emissionen vermieden, die bei der Verstromung von Kohle und anderen fossilen Energieträgern entstanden wären.
Ein Großteil der Lichtverschmutzung besteht darin, dass eine diffuse Beleuchtung auch in den Nachthimmel und in die Schlafzimmer von Bürgern abstrahlt. Durch diffuses Licht, das die Dunkelheit in den Städten weitgehend beseitigt, werden der Lebensrhythmus von Mensch und Tier in Städten gestört und die Beobachtung des Nachthimmels erschwert. Diese Effekte sollen durch Lichtpläne verringert werden, die eine gezielt auf die zu illuminierenden Objekte gerichtete Beleuchtung vorschreiben.
Zur Entwicklung entsprechender Techniken hat LUCI eine “Sustainable Development Commission” (eine Kommission für Nachhaltige Entwicklung) eingerichtet, die von der Stadt Eindhoven (Hauptsitz der Firma Philips) geleitet wird.
Einzelnachweise
- Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage
- Wolfgang F. Lightmaster: Wir sind Augentiere. (PDF) Archiviert vom Original am 9. Oktober 2007; abgerufen am 19. Januar 2016.
- die urbanauten: Lichtpläne in Deutschland. 24. April 2006. S.5 (PDF; 1,1 MB)
- J. Alexander Schmidt: Licht in der Stadt. Leitbilder und Strategien für innovative Lichtkonzepte. 2007. S. 14f. (27 f.) (PDF; 880 kB)
- Gerda und Wolfgang Krapohl: Das Tal der Loire - Son-et-lumiere
- Trailer zum Ferropolis-Event 2000
- die urbanauten: Lichtpläne in Deutschland. 24. April 2006. S.9 (PDF; 1,1 MB)
- Lyon, simply unforgettable! (PDF) Lyon Tourist Office and Convention Bureau, 2006, S. 12, archiviert vom Original am 10. März 2006; abgerufen am 19. Januar 2016.
- J. Alexander Schmidt: Licht in der Stadt. Leitbilder und Strategien für innovative Lichtkonzepte. 2007. S.18 (PDF; 880 kB)
- Kunstlichtreglement der Stadt Luzern. 15. Mai 2008 (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- About LUCI. LUCI Association, abgerufen am 19. Januar 2016.
- Illumination Awards. In: www.ies.org. Abgerufen am 28. Juli 2018.
- City.People.Light award contest. Phillips, abgerufen am 19. Januar 2016.
- About LUCI (Memento vom 4. Mai 2011 im Internet Archive)
- Ulrich von Lampe: Ganz schön helle. 4. Dezember 2009
Weblinks
- Volker von Kardorff: Licht in der Stadt: Grundsätze und Ziele von Lichtmasterplänen. 18. Februar 2011
- J. Alexander Schmidt: Licht in der Stadt. Leitbilder und Strategien für innovative Lichtkonzepte. Konrad-Adenauer-Stiftung. 23 S. 2007 (PDF; 880 kB)