Ignaz Brüll
Ignaz Brüll (* 7. November 1846 in Proßnitz, Mähren; † 17. September 1907 in Wien) war ein österreichischer Komponist und Pianist.[1]
Leben
Ignaz Brüll entstammte einer hochmusikalischen und wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie aus dem mährischen Proßnitz, die 1850 nach Wien übergesiedelt war.[2] Sein Vater Siegmund war ausgebildeter Bariton, die Mutter Katharina (geb. Schreiber) Pianistin.[3] Ungefähr seit 1854 wurde Brüll von seiner Mutter am Klavier unterrichtet. Weitere Lehrer Brülls waren Julius Epstein (Klavier), Johann Rufinatscha und Felix Otto Dessoff (Komposition).[1]
Im Jahr 1860 debütierte Brüll in Wien als Pianist und hatte sofort Erfolg. Nach einigen Auslandstourneen mit eigenen Kompositionen gab er jedoch die Karriere eines Konzertpianisten zugunsten des Komponierens auf. Im Jahr 1872 wurde er Lehrer an der renommierten Wiener Klavierschule Horak, deren Mitdirektor er 1881 wurde.
Im Jahr 1882 heiratete er die Bankierstochter Marie Schosberg. Mit ihr hatte er zwei Kinder; Johanna (Hanna) und Wilhelmine (Minni).[3] Nach seiner Heirat reduzierte er im Interesse der Familie seine Konzerttätigkeit.[2]
Mit Johannes Brahms verband ihn eine enge Freundschaft.[4] Seine von Oskar Marmorek entworfene Grabstelle befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof und dort auf dem alten jüdischen Friedhof (Tor 1, Gruppe 20, Reihe 1, Nr. 23).[5]
Durch Brülls Oper Das goldene Kreuz, die ein großer Erfolg war, rückt sein übriges Schaffen in den Hintergrund.
Werke (Auswahl)
Bühnenwerke
- Die Bettler von Samarkand. Oper. Libretto: Otto Prechtler. UA 1864 Wien
- Das goldene Kreuz. Oper in 2 Akten (op. 27). Libretto: Salomon Hermann Mosenthal. UA 22. Dezember 1875 Berlin (Königliches Opernhaus)
- Der Landfriede. Oper (op. 30). Libretto: Salomon Hermann Mosenthal. UA 4. Oktober 1877 Wien (Hofoper)
- Bianca. Oper. Libretto: Adolf Schirmer. UA 1879 Wien
- Königin Mariette. Oper (op. 40). Libretto: Camillo Walzel und Richard Genée. UA 1883 Wien
- Ein Mädchen aus der Champagne. Ballett. Libretto: Alfred Maria Willner. UA 1886
- Das steinerne Herz. Oper (op. 55). Libretto: J. V. Widmann. UA 1888 Wien
- Gringoire. Oper (op. 66). Libretto: Victor Léon. UA 19. März 1892 München (Hofoper)
- Schach dem König. Oper (op. 70). Libretto: Victor Léon. UA 1894 München
- Gloria. Oper. Libretto: Guido Menasci. UA 1896 Hamburg (Dirigent: Gustav Mahler)
- Der Husar. Oper (op. 79). Libretto: Victor Léon. UA 1896 Wien
Weitere Werke
- 2 Klavierkonzerte
- Kammermusikwerke
Literatur
- Werner Bollert: Brüll, Ignaz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 664 (Digitalisat).
- Hermine Schwarz: Ignaz Brüll und sein Freundeskreis. Erinnerungen an Brüll, Goldmark und Brahms. Vorwort von Felix Salten. Rikola, Wien 1922, DNB 940590336.
- Hartmut Wecker: Der Epigone. Ignaz Brüll – ein jüdischer Komponist im Wiener Brahms-Kreis. Centaurus, Pfaffenweiler 1994, ISBN 3-89085-919-4 (Zugleich Dissertation an der Universität Marburg 1991).
Weblinks
- Literatur von und über Ignaz Brüll im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Ignaz Brüll im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Brüll, Ignaz. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
- Noten und Audiodateien von Ignaz Brüll im International Music Score Library Project
- Werkeverzeichnis von Ignaz Brüll auf klassika.info
- BRÜLL REDISCOVERY PROJECT (Ignaz Brüll gewidmete Webseite; englisch)
Einzelnachweise
- Elisabeth Th. Hilscher, Christian Fastl: Brüll, Ignaz. In: Oesterreichisches Musiklexikon online (abgerufen am 20. April 2021).
- Helmut Scheunchen: Brüll, Ignaz auf kulturportal-west-ost.eu.
- Reinhard Müller: Ignaz Brüll auf agso.uni-graz.at (Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich).
- Werner Bollert: Brüll, Ignaz. In: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 664.
- Ehrengrab von Ignaz Brüll auf viennatouristguide.at.