IFA H6B
Der IFA H6B war ein in der DDR gebauter Bus, der auf dem Lkw IFA H6 basiert.
IFA | |
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H6B/L | |
H6B | |
Hersteller | VEB Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ Werdau |
Bauart | Stadtbus, Überlandbus, Reisebus, Luxusbus und Möbeltransport-Lkw |
Produktionszeitraum | 1952–1959 |
Achsen | 2 |
Motor | Sechszylinder-Dieselmotor |
Leistung | 88,26 kW / 120 PS |
Länge | 11,00 m |
Zul. Gesamtgewicht | 6000 kg |
Vorgängermodell | LOWA W 500 |
Nachfolgemodell | Ikarus-Baureihe 2xx Fleischer S2, S5 |
Geschichte
Die Entwicklung des H6-Lkws begann bereits im Zweiten Weltkrieg bei der Vomag, wobei auch Busse in Planung waren. Nachdem die Vomag kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Besatzungsmacht komplett demontiert und zerschlagen worden war, wurde die Entwicklung bei der ehemaligen Auto Union, bei Horch fortgesetzt. Produziert wurde der H6B von 1952 bis 1959 im VEB Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ Werdau (bis 1945 Schumann-Werke Werdau), das Teil des Industrieverbands Fahrzeugbau (IFA) war.
Der Bus erhielt im VEB Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ zunächst die Typenbezeichnung W 501, wobei das „W“ für Werdau steht. Später erhielt er dann in Anlehnung an den Lkw H6, auf dem er basiert, die Bezeichnung H6B: Horch, 6 Tonnen Nutzlast, Bus. Der Bus ist der Nachfolger des Busses W 500, der größer und mit dem Maybach-Motor HL 120 ausgerüstet war.
Der H6B zeichnete sich durch seine besonders hohe Zuverlässigkeit aus und prägte bis zur allmählichen Ablösung durch die ungarischen Ikarus-Busse bis in die 1970er-Jahre hinein das Straßenbild der DDR. Nach ihrem aktiven Einsatz im Liniendienst wurden etliche Fahrzeuge an private Busunternehmen oder Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften weitergereicht, wo sie sogar das Ende der DDR erlebten.
Technik
Der H6B besitzt zwei Achsen und ist über eine Kardanwelle hinterradgetrieben. Im Gegensatz zum Lkw H6 ist der Bus H6B als Frontlenker ausgeführt.
- Motor: Sechszylinder-Dieselmotor mit 120 PS
- Getriebe: Fünfgang-Wechselgetriebe mit Klauenschaltung
- Zulässige Nutzmasse: 6 t
- Höchstgeschwindigkeit auf der Straße: 80 km/h
- Ausführungen/Aufbauten: Stadtbus, Überlandbus, Reisebus, Luxusbus und Möbeltransport-Lkw (als Spezialanfertigung des Lkw H6 mit Frontlenker)
Einsatz
Der H6B wurde in verschiedenen Ausführungen produziert:
- H6B/S: Stadtlinienbus – pneumatisch betriebene Türen (vorn Schiebetür, hinten Falttür)
- H6B/L: Linienbus (Überlandbus) – vorn und hinten Schlagtüren
- H6B/R: Reisebus – wie H6B/L, aber mit Reisebus-Innenausstattung
- H6B/K: Luxusbus (auch als Konferenzbus bezeichnet) – Luxusausführung des H6B/R mit Bordküche, Dachrandverglasung und Toilette.
Der Stadtbus H6B/S wie auch der Überlandbus H6B/L versahen ihren Dienst oftmals zusammen mit dem Personenanhänger vom Typ W701. Der Anhänger wurde ebenfalls im VEB Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ Werdau produziert.
Ab 1959 wurden für die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) 50 H6B/R-Reisebusse für Stadtrundfahrten und Ausflugsfahrten umgebaut.[1] Die technischen Daten:
- Heckmotor
- Schlagtüren mit Sicherheitsschlössern
- Einstiege mit Handgriffen, Trittbretter mit gleitsicherem Belag
- Panoramascheiben in der Front- und Heckpartie
- Vollsichtverglasung der Dachrundungen incl. der vorderen und rückseitigen Dachkuppeln
- Seiten- und obere Belüftung als Schiebefenster
- drei große ausstellbare Ventilationsklappen
- Sonnenschutz-Gardinen
- 40 Fahrgastsitze (mit 100 mm Auswippung der Sitze am Mittelgang) mit Kopfstütze, Armlehne – rückseitig Haltestangen, Aschenbecher und klappbare Ablage
- drehbarer Sitz für Reisebegleiter
- Ablage für Handgepäck am Mitteldach
- Lampen und Lautsprecher am Mitteldach
- Außenlautsprecher
- motorunabhängige Frischluftölheizung („Sirokko“-Heizgerät), Warmluftverteilung über Heizkanal im Mittelgang
- seitliche Gepäckräume mit 2,5 m³ Rauminhalt
- Druckluft-Bremssystem
- Druckluft-Scheibenwischer
- Reserverad (120 kg) im Raum vor den Vorderachsen, Lagerung auf einem mit Rollen fahrbaren Profilrahmen
Weiterentwicklung
Die Nachfolger des H6B – der AZ57B sowie ein Bus mit damals neuartigem Konzept (Heckmotor) – waren bereits 1959 fertig entwickelt, wurden aber nicht mehr gebaut. 1959/60 hatte die sowjetische Besatzungsmacht bereits die Produktion des Lkw AZ57 gestoppt, da sie die Produktion von schweren Lkws und somit auch großen Bussen in der DDR unterbinden wollte. Zudem wurde die Produktion von Bussen im Rahmen der Arbeitsteilung innerhalb des RGW anderen sozialistische Staaten, wie beispielsweise Ungarn, zugeteilt.
Bereits in großer Zahl produzierte Baugruppen und Motoren kaufte die Fritz Fleischer KG aus Gera für ihre Omnibusse vom Typ S2 und S5 auf.
Des Weiteren wurden Baugruppen und Konstruktionsunterlagen für weitere Busse an die IKARUS Karosserie- und Fahrzeugwerke übergeben.
Noch vorhandene Exemplare
Verschiedene Vereine und Busunternehmen erhalten im gesamten Gebiet der ehemaligen DDR Fahrzeuge vom Typ H6B/L, so das Straßenbahnmuseum Halle oder das Depot12 der Rostocker Straßenbahn AG. In Dresden existiert das einzige bekannte Exemplar in der Ausführung H6B/S. Es wird vom Verein Historische Kraftfahrzeuge des Dresdner Nahverkehrs betreut.[2]
Die THÜSAC Personennahverkehrsgesellschaft hat einen IFA H6B mit Anhänger W 701 originalgetreu wiederaufgebaut; dieser kann für Fahrten gebucht werden.[3][4][5]
Literatur
- Omnibus H6B. In: Kraftfahrzeugtechnik. 7/1958, S. 264–266.
Weblinks
- H6Bus.de – Website zum Thema IFA H6B
- Verschiedene H6B
- Fotografien:
Einzelnachweise
- Der Verkehrspraktiker. Zeitschrift für Theorie und Praxis des Kraftverkehrs und des Städtischen Nahverkehrs, Verlag Die Wirtschaft Berlin, 4/1959.
- IFA Horch H6B/S, Historische Kraftfahrzeuge des Dresdner Nahverkehrs e.V.
- Unterwegs mit dem THÜSAC-Traditionsbus – ein Oldie auf vollen Touren, PDF, Digitalseite 39, abgerufen am 8. Januar 20222
- Traditionsbus, abgerufen am 8. Januar 20222
- Flyer Tradition hautnah erleben, Flyer, PDF, abgerufen am 8. Januar 20222