Hozan Serhat
Hozan Serhat, geboren als Süleyman Alpdoğan (* 24. Juli 1970 in Eleşkirt, Provinz Ağrı; † 22. Juli 1999 im Gebirge von Beytüşşebap), war ein kurdischer Musiker in den Reihen der PKK-Guerilla. Er gilt als einer der populärsten Künstler der kurdischen Guerilla-Musik.
Kindheit, Jugend, Studium und erste Musik
Serhats Familie stammt ursprünglich aus der Kreisstadt Patnos. Dort verbrachte Serhat auch seine Kindheit und Jugend. Sein Vater verstarb ein Jahr nach seiner Geburt. Serhat war der jüngste Sohn der siebenköpfigen Familie und begann bereits im Alter von sieben Jahren Tanbur zu spielen.
1985 reiste Serhat nach Istanbul, um seine Musik auf Kassette aufzunehmen. Unter dem Pseudonym Murat Esen veröffentlichte er dort sein erstes Album „Gulo“. Eine Zeit lang lebte Serhat zusammen mit dem türkischen Sänger Emrah in einer Wohnung. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten kehrte er jedoch wieder nach Patnos zurück. In Patnos beendete Serhat schließlich die Oberschule mit dem Abitur.
1988 absolvierte er das Studium der türkischen Musik am türkischen Staatskonservatorium der Ägäis-Universität. Während seiner Studienzeit lernte er seine spätere Frau Yıldız kennen und die beiden heirateten am 23. Februar 1991 in Çivril.
Die Eskalation im türkisch-kurdischen Konflikt und seine Studienzeit beeinflussten Serhats politisches Bewusstsein. Er begann die kurdische Kunst innerhalb des kurdischen Freiheitskampfes zu untersuchen. Aufgrund seiner Beteiligung an öffentlichen Diskussionen der kurdischen Frage wurde 1991 ein Haftbefehl gegen ihn erlassen.
Beitritt in die PKK und politische Musik
Im Juli 1991 Jahres schlossen sich Serhat und seine Frau Yıldız der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) an. Nachdem seine Frau Yıldız inhaftiert und zu einer 12½-jährigen Gefängnisstrafe im Gefängnis in Amasya in Cizre verurteilt wurde, floh Serhat zunächst in das nordirakische Gebiet Haftanin, in der Nähe von Zaxo und von dort in die Mahsum-Korkmaz-Akademie, ein ehemaliges PKK-Lager im Libanon.
Aufgrund seines Talents und der musikalischen Ausbildung wurde er von der PKK nach Europa beordert. Dort beteiligte er sich an der „Vereinigung patriotischer Musiker Kurdistans“ (Hunerkom) und wurde Mitglied der kurdischen Musikgruppe Koma Berxwedan.
Das damalige Verbot der kurdischen Sprache in der Türkei und damit auch der kurdischen Musik wurde mit Separatismus- und Terrorismusparagraphen juristisch durchgesetzt. Die Möglichkeiten für Künstler, legal kurdische Musik zu praktizieren, beschränkten sich auf Europa. Trotzdem entschied sich Serhat nach vier Jahren in seine Heimat zurückzukehren. Zu dieser Entscheidung soll er sich wie folgt geäußert haben:
„Die Rückkehr in die Heimat ist die Aufgabe eines Revolutionärs. Es liegt an uns, zu unseren Wurzeln zurückzukehren und zu beweisen, dass die kurdische Kultur noch am Leben ist.“
Daraufhin kehrte Serhat 1996 in die Berge zurück und verblieb einige Monate im Zab-Gebirge. Später arbeitete er im „Zentrum mesopotamischer Kultur“ in Erbil und nahm an zahlreichen kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen im Nordirak teil. Hier entstand auch sein letztes Album „Hewler“, der kurdische Name für Erbil.
Tod
1998 war er zunehmend an Gefechten mit dem türkischen Militär beteiligt. 1999 nahm er am 6. PKK-Kongress teil und traf sich daraufhin im Botan-Gebiet mit Hüseyin Kaytan und dem Kameramann Halil Uysal (auch: Halil Dağ), welche Serhat auch in seinen letzten Tagen begleiteten. Im Juli geriet Serhats Gruppe in der Provinz Hakkâri in einen Hinterhalt der türkischen Armee und er wurde nach einem Feuergefecht verletzt gefangen genommen. Am 10. Tag der Gefangennahme wurde er während einer Operation des türkischen Militärs im Gebiet Faraşin (Landkreis Beytüşşebap, Provinz Sirnak) erschossen.
Diskografie
- „Gulo“ (1985–1986)
- „Hewler“ (1999)