Horst Sylla

Horst Sylla (* 11. Februar 1933 i​n Hindenburg O.S.) i​st ein deutscher Militärwissenschaftler u​nd ehemaliger Generalleutnant d​er Nationalen Volksarmee.

Er w​ar Chef d​es Militärbezirks V d​er Deutschen Demokratischen Republik (1985–1990) u​nd davor Kommandeur d​er Offiziershochschule d​er Landstreitkräfte (1983–1985) s​owie Kommandeur d​er 9. Panzerdivision d​er NVA (1977–1982).[1]

Leben

Herkunft und Ausbildung

Horst Sylla w​urde am 11. Februar 1933 i​n der Stadt Hindenburg O.S. (Oberschlesien; heute: Zabrze) a​ls Sohn e​ines Bergarbeiters geboren u​nd wuchs i​n einfachen Verhältnissen auf. Nach a​cht Klassen schloss e​r den Schulbesuch a​b und erlernte v​on 1947 b​is 1950 d​en Beruf e​ines Elektromaschinenbauers. Bei Beginn d​er Lehrzeit 1947 w​urde er Mitglied i​m Jugendverband Freie Deutsche Jugend (FDJ).[2]

1950 b​is 1951 schulte e​r zum Bohrwerkdreher u​m und arbeitete v​on 1951 b​is 1953 i​m späteren VEB Starkstromanlagenbau „Otto Buchwitz“ i​n Dresden.[2][3]

Militärische Laufbahn

Mit seinem freiwilligen Eintritt w​urde Horst Sylla a​m 23. Januar 1953 Angehöriger d​er KVP d​er DDR. Nach e​iner militärischen Grundausbildung erfolgte v​on 1953 b​is 1954 s​eine Ausbildung a​ls Kursant / Offiziersschüler a​n den Panzerschulen Güstrow-Priemerwald u​nd Großenhain. Im Jahr 1954 w​urde er Mitglied d​er SED.[2]

Nach d​er Ernennung z​um Offizier (1954) w​urde Sylla i​n seiner ersten Offiziersdienststellung a​ls Zugführer e​ines Panzerzuges i​m schweren Panzer-SFL-Regiment (sPzSFL-Rgt) d​er Mechanisierten Division (MechD) i​n der KVP-Dienststelle Dresden eingesetzt.[2]

Anfang 1956 w​urde er i​n die Nationale Volksarmee (NVA) d​er DDR, a​m Standort Spremberg (dsb[4] – Grodk, Niederlausitz) i​n das Panzerregiment 14 d​er 7. Panzerdivision (NVA) übernommen u​nd diente d​ort als Kompaniechef d​er Aufklärungskompanie d​es Regiments. Von 1957 b​is 1960 w​ar Sylla a​n der Panzerschule Großenhain a​ls Fachlehrer/Ausbilder für Panzeroffiziere eingesetzt u​nd schloss berufsbegleitend d​ie Mittlere Reife ab.[2][5]

Von 1960 b​is 1964 absolvierte Horst Sylla e​in Direktstudium für Truppenkommandeure d​er operativ-taktischen Führungsebene a​n der Militärakademie „Friedrich Engels“ (MAFE)[6] i​n Dresden, d​as er a​n der Fakultät Landstreitkräfte a​ls Diplom-Militärwissenschaftler (Dipl. rer. mil.) 1964 abschloss.[7]

Anschließend setzte Horst Sylla seinen Truppendienst i​n der 4. Mot.-Schützendivision (4. MSD)[6] – Stab i​n Erfurt – i​n verschiedenen Verwendungen fort: 1. Stellvertreter d​es Kommandeurs (1964–1968) u​nd Kommandeur (1968–1971) i​m Panzerregiment 4 (PR-4) a​m Standort Gotha.

Nach e​inem Vorbereitungsjahr (1971) i​n Moskau absolvierte Horst Sylla m​it dem Studium a​n der Militärakademie d​es Generalstabes d​er Streitkräfte d​er UdSSR „K. J. Woroschilow“ e​ine operativ-strategische Kommandeursausbildung (1972–1974), d​ie er m​it einem weiteren Diplom a​ls Militärwissenschaftler abschloss.

Nach Abschluss d​er Generalstabsausbildung erfolgte s​ein Einsatz a​ls Stellvertreter d​es Kommandeurs für Ausbildung (1974–1977) d​er 4. Mot-Schützendivision i​n Erfurt. Mit d​er Versetzung i​n den Militärbezirk V (MB V)[6] d​er DDR, n​ach Eggesin, übernahm Sylla a​ls Kommandeur d​ie 9. Panzerdivision (9. PD)[6] d​er NVA. Am 7. Oktober 1979 w​urde Sylla z​um General ernannt.

Von 1983 b​is 1985 w​ar Sylla a​ls Kommandeur a​n der Offiziershochschule d​er Landstreitkräfte „Ernst Thälmann“ (OHS LaSK)[6] i​n Löbau eingesetzt.

Im Zeitraum 1985/86 erfolgte s​ein Einsatz a​m Standort Neubrandenburg a​ls Stellvertreter d​es Chefs u​nd Chef d​es Stabes d​es Militärbezirkes V u​nd ein Jahr später w​urde er Chef MB V (Neubrandenburg). In dieser Funktion w​ar er i​m Verteidigungsfall Befehlshaber d​er 5. Armee d​er NVA i​n der Koalitionsgruppierung d​er Streitkräfte d​er Warschauer Vertragsorganisation. Am 26. Februar 1988 w​urde Horst Sylla z​um Generalleutnant befördert.[8]

Vor d​er Außerdienststellung d​er NVA i​m Zuge d​er Herstellung d​er Einheit Deutschland w​urde Horst Sylla a​m 30. September 1990 i​m Alter v​on 57 Jahren a​us der Nationalen Volksarmee d​er DDR entlassen.[2][9]

Sicherheitspolitisches Wirken

Sylla w​urde im Jahr 2004 Mitglied i​n der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V. u​nd war s​eit 2005 b​is zur Auflösung i​m Jahr 2015 d​eren Vorstandsmitglied. Er publizierte Beiträge i​n mehreren Heften d​er DSS-Arbeitspapiere u​nd moderierte b​eim jährlichen öffentlichen Podium z​um Weltfriedenstag i​m September (2008–2013) i​n Dresden.[10]

Auszeichnungen (DDR)

Literatur

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • (SLUB)[11] Die Neuausrichtung der Bundeswehr – Jahrhundertreform oder Interimslösung? In: Die Neuausrichtung der Bundeswehr – Position und Opposition. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V: DSS-Arbeitspapiere, Heft 107, Dresden 2013, S. 37–51.
  • (SLUB)[11] Zur Sicherheits- und Militärpolitik Chinas. In: Der Aufstieg Chinas zur Weltmacht und die Chancen für eine globale Friedensordnung. Beiträge zum 17. Dresdner Symposium Für eine globale Friedensordnung am 17. November 2012. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V: DSS-Arbeitspapiere, Heft 106, Dresden 2012, S. 69–79.
  • (SLUB)[11] Militärakademische Ausbildung und Truppenpraxis. In: Militärakademie „Friedrich Engels“. Historisch-kritische Nachbetrachtung zum 50. Jahrestag ihrer Gründung. Beiträge zum Kolloquium am 10. Januar 2009 im Rathaus Dresden. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V: DSS-Arbeitspapiere, Heft 95, Dresden 2009, S. 226–236.
  • Die NATO – Bündnis zur gewaltsamen Neuordnung der Welt. In: Die NATO vor neuen Entscheidungen. Beiträge vom Podium zum Weltfriedenstag am 1. September 2008 in der Dresdener Dreikönigskirche. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V: DSS-Arbeitspapiere, Heft 91, Dresden 2008, S. 31–38.
  • Im Visier – Militärisches Machtgerangel in 30 Jahren. In: Deutschland – europäische Zivilmacht oder weltweit agierende Militärmacht? Beiträge zum 16. Dresdner Friedenssymposium am 16. Februar 2008. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V.: DSS-Arbeitspapiere, Heft 90, Dresden 2008, S. 22–29.
  • (SLUB)[11] Wie Phönix aus der Asche – Militarisierung der BRD. In: Militarismus und Antimilitarismus heute. Beiträge zum 12. Dresdner Symposium Für eine globale Friedensordnung am 17. November 2007. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V: DSS-Arbeitspapiere, Heft 89, Dresden 2008, S. 41–46.
  • (SLUB)[11] 50. Jahrestag der Gründung der Nationalen Volksarmee – ein Rückblick. In: 50. Jahrestag der NVA Ansichten und Wertungen. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V: DSS-Arbeitspapiere, Heft 80, Dresden 2006, S. 25–49. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-324760
  • Mit Horst Ullrich/ Gunter Starke:[12] Zuverlässig geschützt zwischen Ostsee Harz und Oder. Zur Geschichte des Militärbezirkes V (Neubrandenburg). Eine Darstellung von Zeitzeugen. Eigenverlag Barnewitz 2006, S. 327–345.

Einzelnachweise

  1. Siehe biographische Angaben in: Klaus Froh, Rüdiger Wenzke: Die Generale und Admirale der NVA. Ein biographisches Handbuch. 5. durchgesehene Auflage, Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-438-9
  2. Siehe biographische Angaben aus einem Interview mit Horst Sylla am 23. Mai 2020
  3. Das Volk vom 1. März 1976
  4. dsb steht für Niedersorbische Sprache: niedersorbisch dolnoserbšćina (ISO-639-3-Code)
  5. Siehe Biografische Daten von Horst Sylla. In: Wolfgang Scheler et al. (Red.): Für Entmilitarisierung der Sicherheit. 25 Jahre Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS). Ein Resümee. In: (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V., DSS-Arbeitspapiere, Heft 115, Dresden 2015, S. 160. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-321465
  6. Abkürzung in: ZMSBw: Standortdatenbank NVA und GT/DDR.
  7. Siehe Biografische Daten von Horst Sylla. In: Wolfgang Scheler et al. (Red.): Für Entmilitarisierung der Sicherheit. 20 Jahre Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS). In: (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V., DSS-Arbeitspapiere, Heft 100, Dresden 2010, S. 160. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-327018
  8. Autorenkollektiv: Zeittafel zur Militärgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik 1949–1988. Berlin 1986, ISBN 3-327-00720-9, S. 603.
  9. Siehe dazu Befehl 28/90 MfAV vom 15. August 1990. In: (Hrsg.) BUNDESARCHIV – MILITÄRARCHIV: Nationale Volksarmee. Bestand DVW 1, Ministerium für Abrüstung und Verteidigung, Band: Minister für Abrüstung und Verteidigung, Parlamentarischer Staatssekretär, Chef der Nationalen Volksarmee. Bearbeitet von Albrecht Kästner, Freiburg 1999, Einleitung S. V. URL: php.isn.ethz.ch
  10. Siehe Autoren der DSS-Arbeitspapiere Horst Sylla. In: Wolfgang Scheler et al. (Red.): Für Entmilitarisierung der Sicherheit. 25 Jahre Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS). Ein Resümee. In: (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V., DSS-Arbeitspapiere, Heft 115, Dresden 2015, S. 244.
  11. (SLUB) = Online-Katalog.Schriften von Horst Sylla in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)
  12. Siehe Fußnote zur Publikation von Horst Sylla et al. In: Wilfried Schreiber: Von einer Militärdoktrin der Abschreckung zu Leitsätzen entmilitarisierter Sicherheit (1987–1990). Ein Zeitzeugenbericht. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V.: DSS-Arbeitspapiere, Heft 86, Dresden 2007, S. 20.
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