Holzknecht
Holzknecht ist eine alte, umgangssprachlich in Bayern und Österreich teils noch heute übliche Bezeichnung für Waldarbeiter. Der Holzeinschlag wurde dort durch ein Holzmeistersystem geregelt.
Die Holzmeister waren selbständige Unternehmer, die im Akkord mit eigenen Arbeitern, den Holzknechten, für die zumeist staatlichen Forstämter den Holzeinschlag und -transport bis zu den Lagerplätzen übernahmen. Diese Holzknechte stammten in der Regel aus der „unterbäuerlichen Schicht“ und wurden von den Holzmeistern mit allen anfallenden Arbeiten, nicht nur der Waldarbeit, betraut. Wo man den gewaltigen Holzaufwand für den Bau von Riesen (Rutschbahnen) und Klausen (Stauwehren für die Holztrift) zum Zwecke des Transports des gefällten Holzes ins Tal vermeiden wollte, mussten die schweren Stämme im Winter durch die Holzhauer auf Schlitten dorthin gebracht werden. Dieses Unternehmen war gefährlich und waghalsig, was viele Menschen das Leben kostete.[1] Erst mit Ende des 19. Jahrhunderts wurden solche Knechte ausschließlich zu Arbeiten im Wald herangezogen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts endete das Holzmeistersystem. Die Forstämter stellten von da an selbst die Holzknechte ein.
Da ein Großteil der Holzarbeit früher im Winter anfiel, wurde diese oft auch von Zimmerern etc. ausgeführt, die in ihrem Hauptberuf nur im Sommer Arbeit fanden. Der Verdienst der Holzknechte lag meist unter dem anderer Tagelöhner, aber die Art der Arbeit, das freiere Leben der Holzknechte und ihr Abstand gegenüber manchen Zwängen des Lebens im Dorf machten die Tätigkeit für viele junge Männer zu einem erstrebenswerten Beruf und brachte ein eigenes Selbstbewusstsein hervor. Dazu schrieb der ehemalige österreichische Forstmann Joseph Wessely in Die österreichischen Alpenländer und ihre Forste (1853): „Holzer und Köhler seien in den Alpen die Könige auf dem Tanzplatze und bei den Dirnen…, sie sind die Tonangeber bei den Lustbarkeiten, Erfinder der gangbarsten Lieder und der treffendsten Schnacken“.
Ende des 19. Jahrhunderts existierte noch kein gesetzliches Sozialsystem. Daher mussten die Holzknechte, wenn sie zur Waldarbeit nicht mehr in der Lage waren, ins Armenhaus der Gemeinde ziehen. Der Aufenthalt in diesem Armenhaus war an die Bedingung geknüpft, Holzhacken oder andere Arbeiten für die Gemeinde verrichten zu können. Konnten sie das auch nicht mehr, so mussten sie „ins Quartier“ gehen. Das bedeutete, dass jeder Bürger der Gemeinde, gestaffelt nach seinem Vermögen, einen solchen Gemeindearmen jeweils einen halben Tag bis zu drei Wochen in seinem Haus aufnehmen musste.
Besonders hoch entwickelt war die Holzwirtschaft in den Einzugsgebieten der Salinen wie Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Traunstein, Rosenheim usw., die ständig einen großen Bedarf an Brennholz hatten. Das Holzknechtmuseum Ruhpolding zeigt Arbeitsweise und Leben der Holzknechte.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Siehe Lexikon der untergegangenen Berufe von R. Palla, Stichwort „Holzhauer“, S. 140
Literatur
- Sepp Paukner: Waldarbeiter im oberbayerischen Salinengebiet. WVB, Regensburger Schriften zur Volkskunde Band 7, Bamberg 1991, ISBN 3-927392-24-3.
- Sepp Tiefenbacher, Hiltraud Ast: Der Gutensteiner Holzknecht. Redeweise, Arbeit und Leben. Illustrationen aus dem niederösterreichisch-steiermärkischen Grenzgebirge, Gesellschaft der Freunde Gutensteins, Perlach Verlag, Augsburg 1997, ISBN 3-922769-26-8.
- Ekkehard Schwartz: Arbeits- und Lebensbedingungen der Waldarbeiter im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland. KWF-Bericht Nr. 24. Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF), Groß-Umstadt 1998, 196 S.
- Uwe Tobä: Zwischen Stoppuhr und Spaltaxt – Die Geschichte der Waldarbeiterausbildung im 20. Jahrhundert. Interdisziplinäre Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der forstlichen Arbeitswissenschaft und berufs- und arbeitspädagogischer Entwicklungen, Grundlagen und Begründungen. Conte-Verlag, Saarbrücken 2003, 472 S., ISBN 3-9808118-7-5.
- Josef Aschenwald, Martin Reiter: Die alten Holzknechte vom Zillertal – Horuck! Wie's früher war ... Edition Tirol, Reith im Alpbachtal 2005, 160 S., ISBN 3-85361-106-0.