Holocarboxylase-Synthetase-Mangel

Ein Holocarboxylase-Synthetase-Mangel (HCS) ist eine sehr seltene angeborene, autosomal rezessiv vererbte Stoffwechselstörung des Biotinstoffwechsels mit frühem, lebensbedrohlichen Krankheitsbeginn mit Erbrechen, Tachypnoe, Krampfanfällen, Irritabilität und Lethargie bis zum Koma.[1][2]

Klassifikation nach ICD-10
E53.8 Mangel an sonstigen näher bezeichneten Vitaminen des Vitamin-B-Komplexes
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der Holocarboxylase-Synthetase-Mangel gehört zum Formenkreis des Multiplen Carboxylase-Mangels.[3]

Synonyme sind: Holocarboxylase-Synthase-Mangel; Multipler Carboxylase-Mangel, früh-einsetzender; Multipler Carboxylase-Mangel, neonataler; Carboxylase-Defekt, multipler; Carboxylase-Defekt, Biotin-sensiber, multipler; englisch holocarboxylase synthetase deficiency

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1971 durch den britischen Arzt D. Gompertz und Mitarbeiter,[4] eine weitere Beschreibung stammt aus dem Jahre 1979 durch den US-amerikanischen Humangenetiker Jess Thoene und Mitarbeiter.[5]

Verbreitung

Die Häufigkeit ist nicht bekannt, sie wird mit unter 1 zu 200.000 Lebendgeborenen angegeben. Die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv.[2]

Ursache

Der Erkrankung liegen Mutationen im HLCS-Gen auf Chromosom 21 Genort q22.13 zugrunde, welches für die Holocarboxylase-Synthetase kodiert.[6] Dieses Enzym wird von der Biotinidase benötigt.[2]

Klinische Erscheinungen

Klinische Kriterien sind:[2]

Unbehandelt kommt es zu Krampfanfällen, Hirnödem bis zum Koma.

Diagnose

Die Diagnose ergibt sich aus klinischer und labormedizinischer Untersuchung mit Ketoazidose, Laktatazidose und Hyperammonämie. Die Diagnose kann durch Nachweis der verminderten Enzymaktivität in Leukozyten oder Fibroblasten oder humangenetisch bestätigt werden. Eine Pränataldiagnostik ist möglich.[2]

Differentialdiagnose

Abzugrenzen sind:[2]

Therapie

Die Behandlung besteht aus Substitutionstherapie mit freiem Biotin.[2]

Prognose

Unbehandelt ist die Sterblichkeit hoch, eine Frühdiagnose hilft Schäden durch metabolische Krise zu vermeiden.[2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
  2. Holocarboxylase-Synthetase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  3. E. R. Baumgartner, T. Suormala: Multiple carboxylase deficiency: inherited and acquired disorders of biotin metabolism. In: Int. J. Vitam. Nutr. Res. Band 67, Nr. 5, 1997, S. 377–384 PMID 9350481.
  4. D. Gompertz, G. H. Draffan, J. L. Watts, D. Hull: Biotin-responsive beta-methylcrotonylglycinuria. In: The Lancet. Band 2, Nummer 7714, Juli 1971, S. 22–24, PMID 4103667.
  5. J. Thoene, L. Sweetman, M. Yoshino: Biotin-responsive multiple carboxylase deficiency. (Abstract) In: American Journal of Human Genetics. Bd. 31, S- 64A, 1979.
  6. Holocarboxylase synthetase deficiency. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  7. 3-Methylcrotonyl-CoA-Carboxylase-Mangel, isolierter. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).

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