Hokuspokus
Hokuspokus, auch hocus pocus fidibus ist ein Zauberspruch, dessen lateinisch klingende Worte keine konkrete Bedeutung haben. Er ist eine Neuschöpfung des 17. Jahrhunderts.
Etymologische Theorien
Die Abstammung und die Herkunft des Begriffs Hokuspokus sind nicht bekannt. Es gibt jedoch viele Theorien dazu.
Hoc est (enim) corpus meum
Eine weit verbreitete – und auch in etymologischen Lexika zu findende – Theorie sieht einen Zusammenhang mit der heiligen Messe in der katholischen Kirche. Der Priester spricht dabei während der Wandlung im Rahmen des Einsetzungsberichtes die Worte: Hoc est enim corpus meum, „Das ist mein Leib“. Gemeint ist der Leib Christi. Menschen, die kein Latein verstanden, hörten unter Umständen nur so etwas wie Hokuspokus.[1]
Andere vermuten in diesem Zusammenhang eine Verballhornung der Liturgie durch Teile der reformatorischen Kirchen, die bestrebt waren, das Latein in den Gottesdiensten durch die jeweilige Landessprache zu ersetzen. In einer Parodie John Tillotsons, des Erzbischofs von Canterbury, aus dem Jahr 1694 heißt es: „In all probability those common juggling words of hocus pocus are nothing else but a corruption of hoc est corpus, by way of ridiculous imitation of the priests of the Church of Rome in their trick of transsubstantiation.“
Hax, pax, max, deus adimax
Das etymologische Wörterbuch von Wolfgang Pfeifer[2] beschreibt gemäß dem Werk von Friedrich Kluge[3] einen vermutlichen Zusammenhang mit einer anderen Zauberformel, die möglicherweise seit dem 14. Jahrhundert genutzt wurde und für 1563 belegt ist: „Hax, pax, max, deus adimax.“
Hocus pocus iunior
Seit dem 17. Jahrhundert (erstmals 1624) ist die Zauberformel (zunächst in England) als „hocas pocas“ und als „hocus pocus“ belegt. Vor allem das 1634 in London erschienene Buch Hocus Pocus Iunior. The anatomie of Legerdemain.[1] von Elias Piluland (Exemplar der Originalausgabe in der Bayerischen Staatsbibliothek München) weist auf „hocus pocus filiocus“ hin, das vor allem in Schweden und Dänemark auch noch in der Langform gebraucht wird. Iunior bzw. filiocus bezeichnet dann aber nicht den Sohn Gottes, sondern den Sohn des Taschenspielers. Das lateinische „hocus“ heißt im Englischen „hoax“ und bedeutet Ulk, Schabernack oder Scherz. Und „hocas pocas“ heißt dann etwa „Taschenspieler“. Daher erklären sich auch Sonderformen wie zum Beispiel „Hockesbockes“, „Okesbockes“ und „Oxbox“.
In der Zeit des Königs Jakob soll sich ein Zauberer „The Kings Majesties most excellent Hocus Pocus“ genannt und den Zauberspruch „Hocus pocus, tontus talontus, vade celeriter jubeo.“ verwendet haben. So heißt es bei Thomas Ady in A Candle in the Dark (1655, Exemplar in der Bayerischen Staatsbibliothek München): „I will speak of one man […] that went about in King James his time […] who called himself, The Kings Majesties most excellent Hocus Pocus, and so was he called, because that at the playing of every Trick, he used to say, Hocus pocus, tontus talontus, vade celeriter jubeo, a dark composure of words, to blinde the eyes of the beholders, to make his Trick pass the more currantly without discovery, because when the eye and the ear of the beholder are both earnestly busied, the Trick is not so easily discovered, nor the Imposture discerned.“
Literatur
Das Buch von Elias Piluland wurde bereits 1667 von Henry Dean ins Deutsche übersetzt, unter dem Titel Hocus Pocus oder Taschen-Spieler, darin die Kunst auß der Taschen zu spielen gar deutlich beschrieben wird; auch mit schönen Figuren erklärt, daß ein Unwissender hierauß nach weniger Übung dieselbe Kunst völlig erlernen könne. Auf Deutsch erschien (unter anderem) etwa 1675 die Schrift Machiavellischer Hocus Pocus Oder Statistisches Taschen-Gauckel- und Narren-Spiel von dem Jean-Potagischen Tausend-Künstler, Mons. Courtisan. Johann Wolfgang von Goethe nutzte den Begriff Hockuspockus für einen Ritus, nämlich eine Kerzenweihe in der Sixtinischen Kapelle.[1]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Karlheinz Deschner: Ist Kirchenbeschimpfung überhaupt möglich?, abgedruckt in Oben ohne, Rowohlt Verlag 1997, ISBN 3-499-60705-0.
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv Verlagsgesellschaft, München 1998, ISBN 978-3-423-32511-0.
- Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 314.