Hippopotamus antiquus
Hippopotamus antiquus, manchmal auch Europäisches Flusspferd genannt, war ein Flusspferd, welches vom Pliozän bis zum Mittelpleistozän in Europa verbreitet war.
Hippopotamus antiquus | ||||||||||||
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Hippopotamus antiquus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hippopotamus antiquus | ||||||||||||
Desmarest, 1822 |
Das Verbreitungsgebiet reichte von der Balkanhalbinsel über den Rhein-Weser-Raum bis auf die Britischen Inseln, das Rhonetal, die Apenninhalbinsel und die Iberische Halbinsel. Während H. antiquus von Kurtén noch als Unterart von H. amphibius präferiert wird,[1] gehen jüngere Fachautoren von einer eigenen Art aus.[2][3]
Augenscheinlich hat es aus Afrika verschiedene zeitlich auf einander folgende Immigrationswellen der Gattung Hippopotamus gegeben. Hierbei wurde einerseits davon ausgegangen, dass bei jeweils gleichem Lebensraum und gleicher Nahrungsgrundlage, sich unterschiedliche Arten im Verbreitungsgebiet zeitlich überschnitten,[2] sowie gegenteilig jeweils nur eine Art im jeweiligen Zeitabschnitt existierte.[3]
Wegen der zusätzlich teilweise schwierigen Abgrenzung beispielsweise mit H. major und H. incognitus ist eine eindeutige Zuordnung zu den einzelnen Arten oft schwierig.[2] In Deutschland sind vor allem die Fundstätten am Oberrhein,[4] in Würzburg (Schalksberg) in Unterfranken[3] und Untermaßfeld in Thüringen[5] bekannt. Davon wurden wenigstens die unterfränkischen Fossilien in Abwägung der Befundlage mit Vorbehalt H. antiquus zugewiesen.[3] Die Paläontologische Nachweise der Fossilien in der Mainebene werden zeitlich dem Cromer-Komplex zugeordnet. H. antiquus wurde im west- und mitteleuropäischen Besiedlungsraum durch das später auftretende H. amphibius abgelöst.[3] Fossilien im Val d’Arno werden ins Villafranchium datiert.[1]
H. antiquus wird in seinem Habitus als „riesenhaft“ beschrieben. Demnach soll es sich um die größte moderne Art der Gattung Hippopotamus gehandelt haben. Die Tiere erreichten eine Kopf-Rumpf-Länge von 4 Meter und erreichten ein Gewicht von 4 Tonnen.[1]
Literatur
- Anselme Gaëtan Desmarest: Mammalogie ou description des espèces de mammifères. Paris 1822, S. 277–555
- Ralf-Dietrich Kahlke: Die unterpleistozänen Hippopotamus-Reste von Würzburg-Schalksberg. Weimar [1989]
- Karla Christina Reimann, Friedrich Strauch: Ein Hippopotamus-Schädel aus dem Pliozän von Elis (Peloponnes, Griechenland). In: Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie - Abhandlungen, Band 249, Heft 2, 2008, S. 203–222
Weblinks
Einzelnachweise
- Björn Kurtén: Pleistocene mammals of Europe. Weidenfeld and Nicholson, 1968, S. 156.
- Martine Faure: Hippopotamus incognitus nov. sp., un hippopotame (Mammalia, Artiodactyla) du Pléistocène d'Europe occidentale. In: Geobios Volume 17, Teil 4, 1984, S. 427–437.
- Kahlke [1989] (Lit.).
- Wighart von Koenigswald, M. Löscher: Jungpleistozäne Hippopotamus-Funde aus der Oberrhein-Ebene und ihre biogeographische Bedeutung. In: N. Jb. Geol. Paläont. Abh. 163/3, Stuttgart 1982, S. 331–348.
- Ralf-Dietrich Kahlke: Die unterpleistozäneil Hippopotamus-Reste von Untermaßfeld bei Meiningen - Ein Beitrag zur Forschungs-, Entwicklungs- und Verbreitungsgeschichte fossiler Hippepotamiden in Europa. (Dissertation an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität) Greifswald 1987.