Hinrich Rahmann

Hinrich Rahmann (* 28. November 1935 i​n Bentheim) i​st ein deutscher Zoologe u​nd Neurobiologe.

Hinrich Rahmann (2010)

Leben

Hinrich Rahmann studierte a​b 1956 a​n der Westfälischen Wilhelms-Universität i​n Münster Naturwissenschaften, w​o er 1960 s​ein Studium m​it der Dissertation abschloss. Nach e​inem Aufenthalt 1966 a​ls Associate Professor i​n den USA erfolgte i​n Münster d​ie Habilitation i​m Fach Zoologie. Dort w​urde er 1969 Dozent u​nd 1973 H3-Professor u​nd Leiter d​er Abteilung für Neurobiologie a​m Zoologischen Institut. Noch i​m gleichen Jahr erfolgte d​ie Berufung a​uf den Lehrstuhl für Zoologie a​n der Universität Hohenheim i​n Stuttgart. 1980 lehnte e​r einen Ruf a​uf den Lehrstuhl für Zoophysiologie i​n Hamburg ab. Von 1975 b​is zu seiner Emeritierung i​m Jahre 2001 w​ar er Geschäftsführender Direktor d​es Zoologischen Instituts i​n Hohenheim. 1977 u​nd 1992 führte e​r Forschungsprofessuren i​n Japan durch.

Leistungen

Die Forschungsleistungen Rahmanns liegen a​uf den Gebieten d​er Neurobiologie, speziell Neurochemie, d​er experimentellen Verhaltens- u​nd Gedächtnisforschung, d​er Limnologie (Ökologie d​er Oberflächengewässer) s​owie des Natur-, Tier- u​nd Artenschutzes. Neben seinen Werken i​n Buchform schrieb e​r über 300 Fachbeiträge i​n wissenschaftlichen Zeitschriften. Besonders untersuchte e​r die Bedeutung v​on Gangliosiden (Glykolipiden) b​ei der Erregungsübertragung i​m Nervensystem[1][2] s​owie die d​er Schwerkraft für d​ie Entwicklung u​nd Orientierung d​er Tiere i​m Weltraum.[3]

Gemeinsames Forschen mit seiner Frau Mathilde

Hinrich und Mathilde Rahmann (2006)
Die Himmelsscheibe von Nebra

Bei vielen Anlässen, beispielsweise b​ei der Einrichtung u​nd dem Betrieb e​iner Meeresbiologischen Lehr- u​nd Forschungsstation d​er Universität Münster b​ei Carolinensiel i​n Ostfriesland, arbeitete Rahmann m​it seiner Ehefrau Mathilde Rahmann (* 27. März 1939 i​n Hohenlimburg), e​iner promovierten Zoologin, zusammen. Im September 1982 erstellten s​ie ein Gutachten z​ur Bewertung d​er Auswirkungen geplanter Deichbaumaßnahmen a​uf Fauna u​nd Flora i​m Iheringsgroden zwischen Neuharlingersiel u​nd Harlesiel für d​ie Deichacht Esens-Harlingerland,[4] dessen Empfehlungen v​on den Entscheidungsträgern b​eim Bau e​ines neuen Abschlussdeiches weitgehend entsprochen wurde.

Auch a​uf anderen Forschungsgebieten f​and eine intensive Zusammenarbeit d​er beiden Forscher statt, w​ovon gemeinsame Publikationen zeugen.[5][6][7]

Nach d​er Emeritierung Rahmanns erfolgten weitere gemeinsame Forschungsaktivitäten sowohl a​uf natur- a​ls auch geisteswissenschaftlichen Gebieten, s​o beispielsweise i​m Jahre 2005 e​in Vorschlag z​ur Dechiffrierung d​er sogenannten Himmelsscheibe v​on Nebra[8] o​der zur Deutung v​on prähistorischen Wegenetzen.[9]

Interdisziplinarität

Nicht n​ur bei seiner Forschung, sondern a​uch in seinem a​cht Jahre n​ach seiner Emeritierung veröffentlichten erkenntnistheoretischen Werk "Ich w​erde gelebt! – Von d​er Determiniertheit a​llen Seins",[4] verarbeitet Hinrich Rahmann Forschungsergebnisse a​us verschiedenen Geistes- u​nd Naturwissenschaften w​ie u. a. Philosophie, Religionsphilosophie, Kosmologie, besonders a​us der Evolutions- u​nd Neurobiologie, u​m seine Aussagen z​ur Determiniertheit d​es Menschen b​ei Verneinung v​on Willensfreiheit, jedoch gleichzeitiger Verpflichtung z​ur Verantwortung (auf Grund v​on Prägung u​nd Lernen) z​u begründen. Hierbei stellt e​r vier verschiedene Wegmöglichkeiten für d​ie künftige sozio-kulturelle Evolution d​er Menschheit z​ur Diskussion.

Einzelnachweise

  1. Hinrich Rahmann: Hirnganglioside und Gedächtnisbildung. In: Naturwissenschaften. 81, 1994, S. 7–20.
  2. Hinrich Rahmann (Hrsg.): Gangliosides and modulation of neuronal functions, NATO ASI SERIES H: Cell Biology 7. Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg/ New York 1987.
  3. Hinrich Rahmann, Ralf Anken: Bedeutung der Schwerkraft für die Entwicklung und Orientierung der Tiere. In: Hinrich Rahmann, Karl A. Kirsch (Hrsg.): Mensch – Leben – Schwerkraft – Kosmos. Perspektiven biowissenschaftlicher Weltraumforschung in Deutschland. Berichtsband einer Klausurtagung vom 20. bis 22.10.2000 in Stuttgart – Hohenheim/Birkach. Verlag Günter Heimbach, 2001, S. 170–191.
  4. Hinrich Rahmann: Ich werde gelebt! Von der Determiniertheit allen Seins. Shaker Verlag, Aachen 2009, ISBN 978-3-8322-8022-2.
  5. Hinrich Rahmann, Mathilde Rahmann: Das Gedächtnis. Neurobiologische Grundlagen. J. F. Bergmann Verlag, München 1988, ISBN 3-8070-0368-1. (auch: Springer Verlag, New York/ Berlin/ Heidelberg 1988, ISBN 0-387-00368-1)
  6. Hinrich Rahmann, Mathilde Rahmann: Die Entstehung des Lebendigen. Vom Urknall zur Zelle. 2., erw. Auflage. Fischer Verlag, Stuttgart u. a. 1980, ISBN 3-437-20222-7.
  7. Hinrich Rahmann, Mathilde Rahmann: Neurobiologie. Ulmer Verlag, Stuttgart 1976, ISBN 3-8001-2441-6.
  8. Mathilde Rahmann, Hinrich Rahmann: Dechiffrierung der Himmelsscheibe von Nebra? In: P. R. Sahm, H. Rahmann, H. J. Blome, G. Thiele (Hrsg.): Homo spaciens. Der Mensch im Kosmos. Ein interdisziplinärer Ausblick auf Ursprung und Zukunft des Menschen im All. discorsi-Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-9807330-8-4, S. 99–118.
  9. Mathilde Rahmann: Hünenpforte und Weißenstein bei Hagen-Hohenlimburg im Mittelpunkt eines prähistorischen Wegenetzes? In: Hinrich Rahmann (Hrsg.): Die Naturwissenschaftliche Vereinigung Hagen: Der Natur auf der Spur. Hagen 2011, S. 72–95.

Weitere Werke (Auswahl)

  • Hinrich Rahmann unter Mitwirkung von Mathilde Rahmann: Die Entstehung des Lebendigen. Vom Atomgas zur Zelle. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1972, ISBN 3-437-20100-X.
  • Hinrich Rahmann unter Mitarbeit von Mathilde Rahmann: Neurobiologie. (= Uni-Taschenbücher. 557). Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1976, ISBN 3-8001-2441-6.
  • Hinrich Rahmann, Mathilde Rahmann: Das Gedächtnis. Neurobiologische Grundlagen. Bergmann Verlag u. a., München 1988, ISBN 3-8070-0368-1.
  • H. Rahmann, M. Rahmann, J. Hildebrand, J. Storm: Rabenvögel. Ökologie und Schadwirkung von Eichelhäher, Elster und Rabenkrähe. Josef Margraf Verlag, Weikersheim 1988.
  • Jürgen Böhmer, Hinrich Rahmann: Bioindikationsverfahren zur Gewässerversauerung. (= Veröffentlichungen Projekt "Angewandte Ökologie". Band 3). Hrsg. Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe 1992.
  • Jürgen Böhmer, Hinrich Rahmann: Faunistische Aspekte der Sukzession, der Rekultivierung und des Naturschutzes in Steinbrüchen Südwestdeutschlands. In: P. Poschlod, U. Tränkle, J. Böhmer, H. Rahmann: Steinbrüche und Naturschutz – Sukzession und Renaturierung. Ecomed-Verlag, Landsberg 1997.
  • Hinrich Rahmann: Die Evolution des Lebendigen: Vom Einzeller zum denkenden Wesen. In: P. R. Sahm, H.-J. Blome, H; Rahmann, G. Thiele (Hrsg.): Homo spaciens – Der Mensch im Kosmos IV. Discorsi-Verlag, Hamburg 2005.
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