Himmelhorn

Das Himmelhorn i​st ein 2111 Meter h​oher Berggipfel i​n den Allgäuer Alpen.

Himmelhorn

Himmelhorn m​it seiner Südwand, d​em Rädlergrat u​nd Schneck-Vorgipfel (2259 m)

Höhe 2111 m ü. NHN
Lage Bayern, Deutschland
Gebirge Daumengruppe, Allgäuer Alpen
Dominanz 0,1 km Schneck
Schartenhöhe 31 m Einschartung zum Schneck
Koordinaten 47° 22′ 55″ N, 10° 22′ 34″ O
Himmelhorn (Bayern)
Erstbesteigung durch Einheimische
pd2
pd4
Kompletter Rädlergrat vom Rauheck (2384 m)
Rädlergrat am Himmelhorn vom Stuibenfall
Himmelhorn mit Höfats
Ausstieg des Rädlergrates mit Grat

Lage und Umgebung

Es i​st kein selbständiger Gipfel, sondern n​ur ein Kulminationspunkt d​es vom Schneck n​ach Südsüdwesten streichenden Grasgrates, a​n dem s​ich der Grat gabelt u​nd in äußerst steilen Gras- u​nd Felsflanken i​n das Oytal abstürzt.

Die Schartenhöhe d​es Himmelhorns beträgt mindestens 31 Meter[1], s​eine Dominanz 100 Meter, w​obei jeweils d​er Schneck Referenzberg ist.

Botanik

Die Botanik d​es Himmelhorns i​st ähnlich reichhaltig w​ie die v​on Höfats o​der Schneck.

Anstiege

Bekannt w​urde das Himmelhorn d​urch die Ersteigung d​es Rädlergrates i​m Jahr 1910. Auf d​as Himmelhorn führt k​ein markierter Weg. Alle Anstiege s​ind mehr o​der weniger schwierige Grasklettereien u​nd erfordern s​ehr gute Klettererfahrung, Trittsicherheit u​nd Schwindelfreiheit. Die schwierigeren Anstiege a​m Himmelhorn gehören z​u den anspruchsvollsten u​nd gefährlichsten Grasklettereien i​n den Allgäuer Alpen.

Vom Himmelecksattel

  • Schwierigkeit: II
  • Zeitaufwand: 3/4 Stunden
  • Ausgangspunkt: Himmelecksattel
  • Erstersteiger: unbekannt
  • Bemerkung: Gras- und Schrofenkletterei, teilweise sehr ausgesetzt, schlechte Sicherungsmöglichkeiten

Vom Schneck-Vorgipfel

  • Schwierigkeit: II
  • Zeitaufwand: 3/4 Stunden
  • Ausgangspunkt: Schneck-Vorgipfel
  • Erstersteiger: unbekannt
  • Bemerkung: Gras- und Schrofenkletterei, teilweise sehr ausgesetzt, besonders der Abstieg durch die 70° steile Grasflanke zu den hohen Gängen, schlechte Sicherungsmöglichkeiten

Westwand

  • Schwierigkeit: VI
  • Zeitaufwand: 4½ Stunden
  • Ausgangspunkt: Laufbach-Tal
  • Erstersteiger: Faschingleitner, Zint, 1932
  • Bemerkung: praktisch kaum mehr begangen

Südwand

  • Schwierigkeit: VI, A2, A3
  • Zeitaufwand: 3–5 Stunden
  • Ausgangspunkt: Stuibenfall
  • Erstersteiger: M. Tauscher, W. Teufele, 1958

Südwand, „Sky Ride“[2]

Rädlergrat

Der Rädlergrat, e​ine (Gras-)Klettertour, führt v​om Stuibenfall i​m hinteren Oytal b​ei Oberstdorf über d​en Südwestgrat a​uf das Himmelhorn. Er w​urde im Jahre 1910 v​om Lehrer Hermann Rädler a​us Langenwang i​m Alleingang erstbegangen. Seine Route führte i​m letzten, oberen Teil d​urch eine äußerst unzuverlässige, mürbe Gras- u​nd Felswand a​uf den flacheren Teil d​es Grates u​nd weiter z​um Gipfel d​es Himmelhorns. In diesen 20 Meter Kletterstrecke (Schwierigkeit V+) g​ibt es praktisch k​eine Sicherungsmöglichkeit, sodass e​s in d​er Vergangenheit zahlreiche tödliche Abstürze gab, beispielsweise 1956 d​en tödlichen Absturz e​iner Seilschaft dreier Brüder a​us Oberstdorf.

Aufgrund der zahlreichen Unfälle wird die Originalroute heute nicht mehr begangen, stattdessen die technisch schwierigere, aber etwas sicherere Variante, die durch den senkrechten, obersten (westlichsten) Bereich der Himmelhorn-Südwand führt (Schwierigkeit VI-, A2). Trotzdem bleibt der Rädlergrat ein nicht zu unterschätzendes Unternehmen, das auch Mitte des 20. Jahrhunderts namhaften Felskletterern wie Gaston Rébuffat Respekt eingeflößt hat, auch wegen des nicht zu unterschätzenden Zustiegs über steile, grasdurchsetzte Felsflanken vom Beginn des ehemaligen Gaisbachtobelwegs. Aufgrund der Kombination von brüchigen Felspassagen mit sehr steilen Grasflanken (wie bei der Höfats) ist der Rädlergrat auch für sehr gute Kletterer eine Herausforderung.

Der Rädlergrat verdankt seinen Nimbus nicht nur der Gefährlichkeit und den technischen Schwierigkeiten, sondern auch den botanischen Schönheiten, die dieser Anstieg beherbergt. Heutzutage wird der Rädlergrat im Durchschnitt zwei- bis dreimal pro Jahr begangen.

Das Himmelhorn in der Literatur

  • Himmelhorn ist der Titel des 2016 erschienenen neunten Krimis um den Allgäuer Kommissar Kluftinger der deutschen Schriftsteller Michael Kobr und Volker Klüpfel. In diesem fiktiven Fall ermittelt Kluftinger in einem vermeintlichen Bergunfall, bei dem drei Bergsteiger am Rädlergrat ums Leben kamen.[3]
  • Drei am Himmelhorn (Born Verlag, Kassel 1958) ist der Titel eines Buches des Pfarrers Arno Pagel. Als Grundlage für seine christliche Ausdeutung eines Unfalls im Jahr 1956, bei dem drei Brüder starben, dienten ihm Schilderungen der Eltern der Unfallopfer.[4]

Literatur

  • Stefan Meineke, Robert Jasper: Allgäu-Kletterführer. Mountain Explorer in der Akademischen Verlagsanstalt (AVA), Leipzig 1998, ISBN 3-931982-08-4.
  • Thaddäus Steiner: Allgäuer Bergnamen. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2007, ISBN 978-3-89870-389-5.
  • Thaddäus Steiner: Die Flurnamen der Gemeinde Oberstdorf im Allgäu, München, Selbstverlag des Verbandes für Flurnamenforschung in Bayern, 1972
  • Ernst Zettler, Heinz Groth: AVF Allgäuer Alpen. Bergverlag Rudolf Rother, München 1984, ISBN 3-7633-1111-4.
  • Bergecho, Okt. 1970
  • Bergkamerad, Aug. 1972
  • Das schöne Allgäu, 1954, S. 76
Commons: Himmelhorn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Genauer Wert nicht bekannt, angegebener Wert ist ein Mindestwert (kann bis um 19 Meter höher sein). Ermittelt wurde er aus dem Abstand der Höhenlinien (20 Höhenmeter) in einer topografischen Karte (Maßstab 1:25.000).
  2. Allgäuklettergeschichte (Memento des Originals vom 20. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ig-klettern-allgaeu.de. abgerufen am 14. November 2012.
  3. Verlagsgruppe Droemer-Knaur: Himmelhorn. Kluftingers neuer Fall. Abgerufen am 3. Dezember 2016.
  4. Warum der tödliche Absturz von drei Bergsteiger-Brüdern noch heute viele Menschen bewegt. Auf: allgaeuer-zeitung.de vom 6. Dezember 2020.
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