Hildegard Goss-Mayr

Hildegard Goss-Mayr (* 22. Januar 1930 i​n Wien) i​st eine österreichische Friedensaktivistin u​nd Schriftstellerin.

Leben und Wirken

Hildegard Goss-Mayr i​st die Tochter v​on Kaspar Mayr (1891–1963). Kaspar Mayr w​ar der Gründer d​es österreichischen Zweigs d​es Internationalen Versöhnungsbundes u​nd gab a​b 1949 d​ie Werkblätter Der Christ i​n der Gegenwart heraus.[1]

Hildegard Goss-Mayr studierte i​n Wien u​nd in New Haven (USA) Philosophie, Philologie u​nd Geschichte. 1953 promovierte s​ie als e​rste Frau a​n der Wiener Universität „sub auspiciis“, d​er Höchstnote i​n Österreich.

Ab 1953 widmete s​ie ihr Leben i​m Auftrag d​es Internationalen Versöhnungsbundes d​er gewaltfreien Konfliktlösung.1958 heiratete s​ie den französischen Friedensaktivisten Jean Goss; d​as Elternpaar b​ekam 1960 Zwillinge.

1962 begann Goss-Mayr i​hre Arbeit i​n Lateinamerika für d​en Aufbau gewaltloser Befreiungsbewegungen. Sie w​urde Beraterin v​on Dom Hélder Câmara. Auch d​er argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Maria Pérez Esquivel erklärt s​ich von Goss-Mayr beeinflusst. Für d​as Zweite Vatikanische Konzil erstellte Goss-Mayr zusammen m​it den Theologen Bernhard Häring u​nd Karl Rahner Vorschläge z​ur Gewaltlosigkeit, d​ie in d​er Pastoralkonstitution Gaudium e​t spes Niederschlag fanden.

Von 1966 b​is 1985 w​ar Goss-Mayr Vizepräsidentin d​es Internationalen Versöhnungsbundes.

Der Erfolg d​er „Rosenkranz-Revolution“ z​ur Beendigung d​es Marcos-Regimes a​uf den Philippinen 1986 u​nd die gewaltlose Absetzung d​es Diktators Ratsiraka i​n Madagaskar 1991 w​ar auch i​hrem Einfluss u​nd ihrer Schulung v​on Gruppen für d​en gewaltlosen Widerstand z​u verdanken.[2]

Hildegard Goss-Mayr i​st Ehrenpräsidentin d​es Internationalen Versöhnungsbundes u​nd Mitglied d​er Ehrenschutzkomitees d​er Internationalen Koordination für d​ie Dekade für e​ine Kultur d​es Friedens u​nd der Gewaltfreiheit für d​ie Kinder d​er Welt.[3]

Auszeichnungen

Schriften

  • Die Macht der Gewaltlosen. Der Christ und die Revolution am Beispiel Brasiliens. Verlag Styria, Graz/Wien/Köln 1968.
  • Der Mensch vor dem Unrecht. Spiritualität und Praxis gewaltloser Befreiung. Europaverlag, Wien 1976, ISBN 3-203-50597-5
  • Die Gewaltlosigkeit Jesu, Antwort auf die Gewalt unserer Zeit. Veritas, Linz 1978, ISBN 3-85329-188-0
  • (Hrsg.): Geschenk der Armen an die Reichen. Zeugnisse aus dem gewaltfreien Kampf der erneuerten Kirche in Lateinamerika. Europa-Verlag, Wien/München/Zürich 1979, ISBN 3-203-50707-2
  • Evangelium und Ringen um den Frieden. Versöhnungsbund, 1995, ISBN 3-9804408-0-X
  • UN-Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt 2001 - 2010. In: Andreas Pecha (Hrsg.): Analysen und Perspektiven der Friedensbewegung in Österreich. Roithner, Haid 2002, ISBN 3-9502098-1-6, S. 311 ff.
  • Wie Feinde Freunde werden. Mein Leben mit Jean Goss für Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit und Versöhnung. Mit einem Geleitwort von Kardinal Franz König. Herder, Freiburg/Basel/Wien 1996, ISBN 3-451-23930-2; 2. überarbeitete Auflage: Meinhardt Text und Design, Idstein 1998, ISBN 3-933325-08-0
  • Elemente der Gütekraft an Hand von Beispielen erklärt. In: Pete Hämmerle & Thomas Roithner (Hrsg.): Dem Rad in die Speichen fallen. Stimmen von FriedensnobelpreisträgerInnen und das Österreichische Netzwerk für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit. Ein Arbeitsbuch. Roithner, Haid 2003, ISBN 3-9502098-5-9, S. 156 ff.

Fußnoten

  1. Matthias-W. Engelke: Zelt der Friedensmacher. Die christliche Gemeinde in Friedenstheologie und Friedensethik. Norderstedt 2019, ISBN 978-3-7494-3645-3, S. 51–52.
  2. ORF: Hildegard Goss-Mayr 75. 20. Januar 2005
  3. ORF 2 – Orientierung: Gewaltfreiheit in Österreich. 2008 (Sendung zum 60. Todestag von Mohandas Karamchand Gandhi, Video, 6:23 min auf YouTube)
  4. 1000 FriedensFrauen Weltweit. Hildegard Goss-Mayr, abgerufen am: 13. April 2018, (deutsche Digitalfassung von: Verein 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis (Hrsg.): 1000 PeaceWomen Across the Globe, Serie: Kontrast Book, Verlag Scalo, Zürich 2005).
  5. Klaus-Jensen-Stiftung: Versöhnungspreis 2007 (Memento des Originals vom 7. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/klaus-jensen-stiftung.de
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