Hiam Abbass
Hiam Abbass (arabisch هيام عباس, DMG Hiyām ʿAbbās, hebräisch היאם עבאס, * 30. November 1960 in Nazareth, Israel) ist eine israelisch-französische Schauspielerin und Filmregisseurin.
Leben
Hiam Abbass erscheint seit 1994 regelmäßig in internationalen Film- und Fernsehproduktionen und ist eine herausragende israelische Schauspielerin arabischer Herkunft. In Deutschland wurde sie vor allem durch ihre Rollen in den Filmen Die syrische Braut (2004) und Paradise Now (2005) einem größeren Publikum bekannt. Für erstgenannten Film erhielt sie 2005 eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis als beste Darstellerin.
Im selben Jahr besetzte sie Steven Spielberg in seinem Film München, der das Attentat auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 in München behandelt.
Bei dem Film Rivalinnen (2003) von Moufida Tlatli wirkte sie ebenfalls mit. 2007 gehörte Abbass unter dem Vorsitz des US-amerikanischen Filmemachers Paul Schrader zur Jury der Filmfestspiele von Berlin. Auf der Berlinale 2008 wurde der Film Lemon Tree vorgestellt, in dem sie ebenfalls wie in dem Film Die syrische Braut, der auch von Eran Riklis gedreht wurde, die Hauptrolle spielte. Sie spielt darin die palästinensischen Witwe Salma, deren Zitronenbaum-Garten als Sicherheitsrisiko für den in direkter Nachbarschaft einziehenden israelischen Verteidigungsminister bewertet wird. Dafür wurde sie 2008 erstmals mit dem Ophir Award, Israels nationalem Filmpreis, ausgezeichnet und erhielt eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis 2008 als Beste Darstellerin. Auf der Berlinale 2008 bekam Lemon Tree den Panorama Publikumspreis. 2004 und 2005 hatte sie jeweils für ihre Rollen in Die syrische Braut und Free Zone Nominierungen für den Ophir erhalten.
Neben der Arbeit als Schauspielerin trat Abbass auch sporadisch als Filmemacherin in Erscheinung. Nach ersten Kurzfilmarbeiten (Le pain, 2001; La danse éternelle, 2004) stellte sie bei den 69. Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2012 ihren ersten Spielfilm Inheritance (englischsprachiger Festivaltitel: Heritage) vor. Das Drama, für das sie auch das Drehbuch schrieb und an der Seite der Französin Hafsia Herzi die Hauptrolle übernahm, berichtet von den Hochzeitsvorbereitungen einer palästinensischen Familie aus Galiläa, die jedoch im Zeichen des Krieges zwischen Israel und dem Libanon steht.[1] Im gleichen Jahr wurde Abbass in die Wettbewerbsjury der 65. Internationalen Filmfestspiele von Cannes berufen.
2018 wurde sie in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences aufgenommen, die jährlich die Oscars vergibt.[2]
Filmografie
Schauspielerin (Auswahl)
- 1996: … und jeder sucht sein Kätzchen (Chacun cherche son chat) – Regie: Cédric Klapisch
- 1996: Haïfa – Regie: Rashid Masharawi
- 2001: L’ange de goudron – Regie: Denis Chouinard
- 2002: Roter Satin (Satin rouge) – Regie: Raja Amari
- 2002: Liebe deinen Vater (Aime ton père) – Regie: Jacob Berger
- 2004: Rivalinnen (Nadia et Sarra) – Regie: Moufida Tlatli
- 2004: Bab el shams – Regie: Yousry Nasrallah
- 2004: Die syrische Braut (The Syrian Bride) – Regie: Eran Riklis
- 2005: Paradise Now – Regie: Hany Abu-Assad
- 2005: Free Zone – Regie: Amos Gitai
- 2005: München (Munich) – Regie: Steven Spielberg
- 2006: Es begab sich aber zu der Zeit… (The Nativity Story) – Regie: Catherine Hardwicke
- 2007: Dialog mit meinem Gärtner (Dialogue avec mon jardinier) – Regie: Jean Becker
- 2007: Trennung (Désengagement) – Regie: Amos Gitai
- 2007: Ein Sommer in New York – The Visitor (The Visitor) – Regie: Tom McCarthy
- 2008: La fabrique des sentiments – Regie: Jean-Marc Moutout
- 2008: Lemon Tree – Regie: Eran Riklis
- 2008: Dawn of the World – Regie: Abbas Fahdel
- 2008: Granatäpfel und Myrrhe (Al-mor wa al rumman) – Regie: Najwa Najjar
- 2009: The Limits of Control – Regie: Jim Jarmusch
- 2009: Ruhelos (Persécution) – Regie: Patrice Chéreau
- 2009: Willkommen in Amerika (Amreeka) – Regie: Cherien Dabis
- 2010: Miral – Regie: Julian Schnabel
- 2010: I Am Slave – Regie: Gabriel Range
- 2010: Gelobtes Land (The Promise) (Fernsehserie)
- 2011: Do Not Forget Me Istanbul – Regie: Hany Abu-Assad, Stefan Arsenijevic, Aida Begic, Josefina Markarian, Eric Nazarian, Stergios Niziris, Omar Shargawi
- 2011: Quelle der Frauen (La source des femmes) – Regie: Radu Mihăileanu
- 2011: Flaschenpost vor Gaza (Une bouteille à la mer) – Regie: Thierry Binisti
- 2012: Inheritance – auch Regie
- 2013: Peace After Marriage – Regie: Bandar Albuliwi, Ghazi Albuliwi
- 2014: Exodus: Götter und Könige (Exodus: Gods and Kings) – Regie: Ridley Scott
- 2015: Birnenkuchen mit Lavendel (Le goût des merveilles) – Regie: Éric Besnard
- 2016: In meinem Alter rauche ich immer noch heimlich (Alla mia età mi nascondo ancora per fumare) – Regie: Rayhana
- 2017: Innen Leben (Insyriated) – Regie: Philippe Van Leeuw
- 2017: Blade Runner 2049 – Regie: Denis Villeneuve
- 2018: Carnivores – Regie: Jérémie Renier, Yannick Renier
- seit 2018: Succession (Fernsehserie)
- 2019: Ramy (Fernsehserie)
- 2019: Les hirondelles de Kaboul (Stimme)
- 2020: Gaza mon amour (Gaza my love) – Regie: Tarzan Nasser, Arab Nasser
- 2021: Night (Kurzfilm, Stimme)
Regie
- 2001: Le pain (Kurzfilm)
- 2004: La danse éternelle (Kurzfilm, auch Drehbuch)
- 2012: Inheritance (auch Drehbuch)
Weblinks
- Hiam Abbass in der Internet Movie Database (englisch)
- „Ich will keine Opfer spielen“ – Interview mit Andreas Kilb bei faz.net, 2. Oktober 2008
- Fotos Hiam Abbass, Berlinale 2008
- Hiam Abbass in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- Filmprofil bei venice-days.com (englisch) (Memento vom 18. April 2015 im Internet Archive)
- Academy invites 928 to Membersphip. In: oscars.org (abgerufen am 26. Juni 2018).