Hermann Wichelhaus

Karl Hermann Wichelhaus (* 8. Januar 1842 i​n Elberfeld (heute Stadtteil v​on Wuppertal); † 28. Februar 1927 i​n Heidelberg) w​ar ein deutscher Chemiker.

Hermann Wichelhaus ca. 1870–1880
Nachruf

Leben und Beruf

Hermann Wichelhaus besuchte d​as Gymnasium i​n Elberfeld u​nd studierte v​om Sommersemester 1860 a​n Chemie i​n Bonn. Dort w​urde er Mitglied d​er Burschenschaft Frankonia[1]. Danach b​ezog er d​ie Universität Göttingen. Hier t​rat er i​n die Burschenschaft Hannovera[2] ein. Das Studium setzte e​r in Gent (bei August Kekulé), London (bei Edward Frankland) u​nd Heidelberg fort, w​o er 1863 promovierte (Dr. phil.). Anschließend b​egab er s​ich nach Berlin, richtete s​ich ein Privatlaboratorium e​in und habilitierte s​ich 1867.

Hermann Wichelhaus zählte 1867 zu den Mitbegründern der Deutschen Chemischen Gesellschaft.[3] Er war lange Jahre ihr Sekretär und redigierte von 1868 bis 1883 die Zeitschrift „Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft“. Darin und in anderen einschlägigen Zeitschriften veröffentlichte er nicht nur viele seiner chemischen Versuchsergebnisse, sondern auch gesellschaftspolitische Fragestellungen, die mit Problemen großtechnischer Neuerungen auf dem Gebiet der Chemie in Zusammenhang standen. Zudem war er Mitarbeiter an Handbüchern der Chemie. 1871 ernannte ihn die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin zum außerordentlichen Professor für chemische Technologie. Ebenfalls 1871 berief man ihn in die Technische Deputation für Gewerbe im Königreich Preußen. 1873 gründete er in Berlin das erste technologische Institut an einer deutschen Universität und wurde dessen Direktor.

Im Kriege 1870/71 war er verantwortlich für die Desinfektion „in den Lazaretten und auf den Schlachtfeldern“. Von 1877 bis 1880 gehörte er auch dem neu gegründeten preußischen Patentamt an. 1902 gehörte er zum Organisationsgremium für den 5. Internationalen Kongress für angewandte Chemie, der von 2. bis 8. Juni 1903 in Berlin stattfand. Auf den Kongress selbst war er Präsident des 1. Komitees der Sektion IV A. „Organische Präparate inklusive Teerprodukte“. Den Vorsitz in der Kaliabwasser-Kommission führte er von 1913 bis 1916.

Nach seiner Emeritierung 1921 z​og er n​ach Heidelberg.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Technologie für Chemiker und Juristen an deutschen Universitäten, Zeitschrift für angewandte Chemie, Jahrgang Nr. 21 (1908), S. 2–6
  • Der Stärkezucker, Leipzig: Akademische Verlagsgesellschaft, 1913
  • Emil Fischer’s Verdienste um die Deutsche Chemische Gesellschaft, Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, Jahrgang 52 (1919), S. 129–132
  • Vorlesungen über chemische Technologie, 3. Auflage Dresden 1912 Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
    • 5. Aufl., Dresden: Steinkopff, 1923

Ehrungen

  • 1892 Verleihung des Titels „Geheimer Regierungsrat“
  • 1909 Verleihung des Königlichen Kronenordens III. Klasse
  • 1913 Verleihung des Königlichen Kronenordens II. Klasse

Literatur

  • Berend Wilhelm Feddersen und J. A. von Öttingen: J. C. Poggendorf’s Biographisch-Literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, 3. Band, Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1898, S. 1439 f.
  • Arthur von Oettingen: J. C. Poggendorf’s Biographisch-Literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, 4. Band, Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1904, S. 1628
  • Deutsches Biographisches Lexikon. Biographisches Handbuch deutscher Männer und Frauen der Gegenwart, Leipzig, Verlagsbuchhandlung Schulze & Co., 1905, S. 1564
  • J. C. Poggendorff’s biographisch-literarisches Handwörterbuch für Mathematik, Astronomie, Physik mit Geophysik, Chemie, Kristallographie und verwandte Wissensgebiete, Band VI: 1923–1931, IV. Teil: S–Z, Verlag Chemie G.M.B.H., Berlin 1940, S. 287

Einzelnachweise

  1. Verzeichnis der alten Herren der Bonner Burschenschaft "Frankonia", Juni 1910
  2. Henning Tegtmeyer: Mitgliederverzeichnis der Burschenschaft Hannovera Göttingen, 1848–1998, Düsseldorf 1998, S. 38
  3. Ber. dt. chem. Ges. - DChG-Gründung
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