Hermann Uhtenwoldt

Hermann Peter Oskar Uhtenwoldt (* 1911 in Königstein im Taunus; † 1944) war ein deutscher Historiker. Der Sohn eines Postbeamten wuchs in Schlesien auf. Seit Sommersemester 1929 studierte er an den Universitäten Marburg, München und Breslau die Fächer Geschichte, Deutsch und evangelische Religionslehre. Im Jahr 1935 bestand er die Staatsprüfung für das höhere Lehramt. Sein wichtigster akademischer Lehrer war Hermann Aubin. Bei ihm wurde er 1938 mit einer Arbeit über Die Burgverfassung in der Vorgeschichte Schlesiens zum Dr. phil. promoviert. Aubin würdigte die Arbeit als „ein erstes Beispiel einer Dissertation“, welche die „heute für den Fortschritt unserer Erkenntnis unentbehrliche Verbindung verschiedener Fachgebiete und Arbeitsweisen erfolgreich“ anwende.[1] Uhtenwoldt war Mitarbeiter der Historischen Kommission Schlesien in Breslau. Nach seiner Habilitation übernahm er an der Reichsuniversität Prag ab 1941 eine Lehrstuhlvertretung für Geschichte.[2]

Bereits i​m Herbst 1932 w​urde Uhtenwoldt Mitglied d​er NSDAP. Im Wintersemester 1932/33 t​rat er d​em NS-Studentenbund bei. Begeistert begrüßte Uhtenwoldt d​en Nationalsozialismus.[3] Uhtenwoldt gehörte s​eit März 1934 d​er Schlesischen Studentenführung a​n und leitete d​ie Abteilung Presse u​nd Propaganda. Von April 1933 b​is Februar 1937 t​rat er a​ls Hauptschriftleiter d​er Schlesischen Hochschulzeitung politisch hervor. Er begründete 1937 d​ie Publikationsreihe „Junge Wissenschaft i​m Osten“. Damit wollte e​r „jene unverborgenen, s​ich gegen Orient u​nd lateinische Welt auflehnenden Köpfe“ i​n der Geschichte d​es deutschen Volkes ermitteln, „deren Kampf“ e​s zu vollenden galt.[4] Uhtenwoldt veröffentlichte z​ur mittelalterlichen Geschichte, z​um Burgwesen u​nd zur Stadtgeschichte.

Schriften

  • Burgenwesen und frühmittelalterliche Geschichte in Böhmen. In: Zeitschrift für Geschichte der Sudetenländer, Bd. 6 (1943), S. 16–41
  • Die Burgverfassung in der Vorgeschichte und Geschichte Schlesiens (= Breslauer historische Forschungen. Bd. 10). Priebatsch, Breslau 1938 (Zugleich: Breslau, Universität, Phil. Dissertation).

Literatur

  • Eduard Mühle: Die ‚schlesische Schule der Ostforschung‘. Hermann Aubin und sein Breslauer Arbeitskreis in den Jahren des Nationalsozialismus. In: Śląska republika uczonych – Schlesische Gelehrtenrepublik. Slezká vědecká obec. Bd. 1, Wrocław 2004, S. 568–607, hier: S. 581.
  • Eduard Mühle: Für Volk und deutschen Osten. Der Historiker Hermann Aubin und die deutsche Ostforschung (= Schriften des Bundesarchivs. Bd. 65). Droste, Düsseldorf 2005, ISBN 3-7700-1619-X, S. 258.

Anmerkungen

  1. Eduard Mühle: Die ‚schlesische Schule der Ostforschung‘. Hermann Aubin und sein Breslauer Arbeitskreis in den Jahren des Nationalsozialismus. In: Śląska republika uczonych – Schlesische Gelehrtenrepublik. Slezká vědecká obec. Bd. 1, Wrocław 2004, S. 568–607, hier: S. 581.
  2. Frank-Rutger Hausmann: „Deutsche Geisteswissenschaft“ im Zweiten Weltkrieg. Die „Aktion Ritterbusch“ (1940–1945) (= Schriften zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. 1). Dresden University Press, Dresden u. a. 1998, ISBN 3-933168-10-4 (= Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. 12), S. 495
  3. Hermann Uhtenwoldt: Der Kampf geht weiter. In: Breslauer Hochschul-Rundschau/Schlesische Hochschul-Blätter 24 (1933), S. 79.
  4. Zitiert nach Eduard Mühle: Für Volk und deutschen Osten. Der Historiker Hermann Aubin und die deutsche Ostforschung. Düsseldorf 2005, S. 258.
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