Hermann Roeren
Hermann Roeren (* 29. März 1844 in Rüthen in Westfalen; † 23. Dezember 1920 in Köln-Lindenthal) war ein deutscher Jurist und Reichstagsabgeordneter.
1866 trat Roeren in den preußischen Staatsjustizdienst, wurde 1872 Kreisrichter in Rietberg, 1878 Amtsrichter in Altenkirchen, 1885 Landgerichtsrat in Elberfeld und 1891 Oberlandesgerichtsrat in Köln. 1882–85 und ab 1891 war er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses.[1]
Roeren, der seit 1893 für die Deutsche Zentrumspartei im Reichstag saß, spielte eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung mehrerer Skandale rund um den Kolonialbeamten Geo A. Schmidt, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der deutschen Kolonie Togo ereignet hatten.[2] Hermann Roeren war zusammen mit Matthias Erzberger Wortführer gegen die Weiterführung der Kolonialkriege in den Deutschen Kolonien und gegen die Regierungsvorlage eines Nachtragshaushaltes, die im Zusammenhang mit den hohen Verwaltungskosten und der Niederschlagung des Aufstandes der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika stand.[3]
1898 gründete er mit dem Volkswartbund die katholische Sittlichkeitsbewegung in Köln.[4] Er war der Wortführer des Zentrums in der Kampagne um die Verschärfung des Strafrechts durch die sog. Lex Heinze.
Vor den sogenannten „Hottentottenwahlen“ 1907 veröffentlichte Roeren Material, welches verschiedene Kolonialbeamte und Geschäftsleute wegen diverser Vergehen belastete. Etwa die Abschließung von Monopolverträgen zwischen dem Deutschen Reich und der Reederei Woermann und der Firma Tippelskirch für Militärausstattung, die Güter zu extrem überhöhten Preisen in die Kolonien lieferten. Mitinhaber von Tippelskirch & Co. war der damalige Landwirtschaftsminister Victor von Podbielski.[5]
Im Laufe der Debatte erhoben politische Gegner Roerens den Vorwurf, Roeren habe die Reichsregierung mit dem Material erpressen und ihr den Willen des Zentrums aufzwingen wollen.
Im April 1909 erregte er Aufsehen, als er in einer Versammlung des Volksvereins für das katholische Deutschland in Kiel meinte, ein Katholizismus ohne Ultramontanismus sei „nur ein denaturierter Katholizismus.“[6]
Literatur
- Hermann Christern (Hrsg.): Deutsches Biographisches Jahrbuch. Überleitungsband 2: 1917/1920. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart [u. a.] 1928
Einzelnachweise
- Hermann Roeren. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 17, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1909, S. 136.
- Rebekka Habermas: Skandal in Togo – Ein Kapitel deutscher Kolonialherrschaft. S. Fischer, Frankfurt a. M. 2016, ISBN 978-3-10-397229-0.
- Reinhard Richter: Nationales Denken im Katholizismus der Weimarer Republik. LIT-Verlag, 2000, S. 66
- Archivlink (Memento des Originals vom 19. Mai 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Martin Baer: Eine Kopfjagd. Deutsche in Ostafrika. Spuren kolonialer Herrschaft. Ch. Links Verlag, 2001, S. 107
- Denaturierter Katholizismus, in: Kölnische Zeitung Nr. 374, 8. April 1909, S. 1.
Weblinks
- Literatur von und über Hermann Roeren im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hermann Roeren in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten