Hermann II. (Thüringen)
Hermann II. (* 28. März 1222 in Creuzburg; † 3. Januar 1241 ebenda) war Landgraf von Thüringen von 1227 bis 1241 aus der Familie der Ludowinger.
Leben
Der Sohn von Ludwig IV. und der später heiliggesprochenen Elisabeth, Tochter des ungarischen Königs Andreas II., wurde auf der Burg Creuzburg im gleichnamigen Ort an der Werra, unweit von Eisenach geboren. Hermann war erst fünf Jahre alt, als sein Vater auf einem Kreuzzug starb und stand bis 1239 unter Vormundschaft seines Onkels Heinrich Raspe. Im selben Jahr heiratete er Helene von Braunschweig-Lüneburg, Tochter von Otto I. „dem Kind“, Herzog von Braunschweig und Lüneburg.
Im Januar 1241 starb Hermann im Alter von 18 Jahren. Manche Geschichtsschreiber behaupteten, er wäre vergiftet worden. Hermann hinterließ keine Kinder. Seine Witwe ging 1247/1248 eine zweite Ehe mit Albrecht I., Herzog von Sachsen-Wittenberg, ein. Beigesetzt wurden Hermanns sterblichen Überreste im Kloster Reinhardsbrunn, dem Hauskloster der Ludowinger.
Am Hofe Frankreichs
Der französische Biograph Jean de Joinville berichtete in seinem Werk Vie de Saint Louis, dass sich am Hof des Königs Ludwig IX. (Saint Louis) von Frankreich der Sohn der heiligen Elisabeth von Thüringen aufgehalten habe.[1] Das konkrete Datum war der 24. Juni 1241, also mehrere Monate nach Hermanns Tod, anlässlich eines großen Hoftages in Saumur, an dem Joinville zugegen war. Dabei habe er beobachtet, wie die Königinmutter Blanka von Kastilien dem Achtzehnjährigen die Stirn küsste, nachdem sie gehört hatte, dass dies die Mutter des Jungen oft getan habe. Möglich, dass dies ein propagandistischer Trick Joinvilles war, um eine engere verwandtschaftliche Bande zwischen Ludwig und Elisabeth zu suggerieren, indem er Blanka in ihrer Handlung als Inkarnation Elisabeths darstellte und der Sohn, der nicht namentlich genannt wird, für Ludwig stehen könnte.
Aber das von Joinville angegebene Alter des Elisabeth-Kindes deutet auch auf einen Irrtum des greisen Chronisten hin (der mit seinem Werk 1305 begonnen hatte). Es könnte der Juni 1240 gewesen sein, da lebte Hermann noch und war achtzehn. Hermanns jüngere Schwester Sophie war zum betreffenden Zeitpunkt in ihrem sechzehnten Lebensjahr und dem Herzog von Brabant versprochen, der wiederum mit dem französischen Königshaus verwandtschaftlich verbunden war.
Titel
- 1227 Titular-Markgraf von Meißen
- 1227 Landgraf von Thüringen
Eheschließung
1238/39 war Hermann kurzzeitig verlobt mit Margareta (* Ende 1237, † 8. August 1270 in Frankfurt am Main), Tochter Kaiser Friedrichs II.
Am 9. Oktober 1239 fand die Hochzeit mit Helene von Braunschweig (* 18. März 1223; † 6. September 1273, begraben im Franziskanerkloster zu Wittenberg), Tochter von Otto dem Kind, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, seit 1247/48 in zweiter Ehe verheiratet mit Herzog Albrecht I. von Sachsen-Wittenberg († 8. Dezember 1260) statt.
Geschwister
- Sophie (* 20. März 1224; † 29. Mai 1275), verheiratet 1240 mit Heinrich II., Herzog von Brabant (* 1207; † 1. Februar 1248)
- Gertrud (* 29. September 1227; † 13. August 1297), Äbtissin im Prämonstratenserinnenkloster Altenberg (Hessen)
Literatur
- Steffen Raßloff, Lutz Gebhardt: Die Thüringer Landgrafen. Geschichte und Sagenwelt. Ilmenau 2017, ISBN 978-3-95560-055-6.
Weblinks
- Thüringen, Hermann Landgraf von. Hessische Biografie. (Stand: 3. Januar 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweis
- Joinville, II, §3, hrsg. von Ethel Wedgewood (1906)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Ludwig IV. | Landgraf von Thüringen 1227–1241 | Heinrich Raspe |