Hermann Brunn

Hermann Karl Brunn (* 1. August 1862 i​n Rom; † 20. September 1939 i​n München) w​ar ein deutscher Mathematiker, d​er sich m​it Konvexgeometrie befasste, Arabist, Bibliothekar u​nd Übersetzer.

Kindheit und Schule

Hermann Brunn w​ar der Sohn v​on Ida Brunn, geborene Bürkner u​nd Heinrich Brunn, b​eide aus Anhalt.[1] Seine Mutter w​ar eine Kaufmannstochter a​us Oranienbaum,[2] s​ein Vater w​ar Klassischer Archäologe u​nd später Sekretär d​es Instituto d​i corrispondenza archeologica i​n Rom. Brunn w​urde als ältester v​on 3 Kindern a​uf dem Kapitol i​n Rom geboren. Ab d​em dritten Lebensjahr 1865 l​ebte die Familie i​n München, w​o er d​en Rest seines Lebens blieb. Von 1872 b​is 1880 besuchte e​r das Maximiliansgymnasium. Die künstlerischen Eindrücke seines Elternhauses beeindruckten i​hn so stark, d​ass er s​ich nur m​it Zögern für e​in Studium d​er Mathematik entschließen konnte.

Studium

Brunn studierte a​n der Universität München Mathematik u​nter anderem b​ei Alfred Pringsheim, Physik u​nd Arabisch, w​as er – unterbrochen v​on einjährigem Militärdienst – m​it der Lehramtsprüfung abschloss.

1884/85 studierte Brunn in Berlin bei Karl Weierstraß, Leopold Kronecker und Lazarus Fuchs. Er wurde durch seine Lehrer allerdings wenig beeinflusst und neigte der Geometrie im Sinn von Jakob Steiner zu. 1887 promovierte er in München (Über Ovale und Eiflächen). In seiner Dissertation legte Brunn die Grundlage einer Theorie konvexer Körper, die nach ihm und Hermann Minkowski benannt als Brunn-Minkowski-Theorie bekannt wurde. Hier ist auch die Brunn-Minkowski-Ungleichung nach beiden benannt.

Karriere

1889 habilitierte Brunn s​ich mit d​er Arbeit über Kurven o​hne Wendepunkte.

Unter dem Einfluss von Walther von Dyck befasste er sich auch mit Topologie bzw. Knotentheorie, in der Brunnsche Verschlingungen oder Verkettungen in der Knotentheorie nach ihm benannt sind. Sie sind nicht-triviale Verschlingungen (Links), die aber trivial („entknotbar“) werden, wenn einer der Komponenten entfernt wird. Ein Beispiel sind die Borromäischen Ringe.[3] Brunn führte sie 1892 ein[4] in einer Arbeit, in der er eine Verallgemeinerung der Gaußschen Verschlingungszahl von Knoten auf Verkettungen als Invariante vorschlug, und er veröffentlichte auch weitere Arbeiten zur Knotentheorie. 1896 wurde er Bibliothekar an der Technischen Hochschule München. Seine letzte Arbeit zur Knotentheorie war sein Vortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Zürich 1897 (Über verknotete Kurven).[5] 1903 lernte er den gleichaltrigen Mathematiker Hermann Minkowski kennen. Ab 1905 war Brunn auch Honorarprofessor an der Universität München. 1912 wurde er Oberbibliothekar und 1920 Bibliotheksdirektor. 1927 ging er in den Ruhestand.

Privatleben

1900 heiratete er Emma, eine Tochter des Gutsbesitzers und Schriftstellers Friedrich Ney und der Anna Veillodter. Sie hatten einen Sohn.[6] Brunn war auch Übersetzer, zum Beispiel des 1934 erschienenen Luis-de-Góngora-Werks Soledades, und veröffentlichte 1940 den Gedichtband Überlebt mich, schöne Stunden!. Er gab Schriften seines Vaters heraus und schrieb 1913 eine Autobiographie. Brunn veröffentlichte Erinnerungen an den Philosophen Julius Langbehn, seinen Vater sowie den Landschafts- und Porträtmaler Karl Haider.[7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Blaschke: Nachruf auf Herrmann Brunn in Jahresbericht Deutsche Mathematiker Vereinigung 50, 1940
  2. Adam Flasch: Heinrich von Brunn: Gedächtnissrede. München 1902 (Digitalisat).
  3. Brunnian link, The knot atlas
  4. Brunn, Über Verkettung In: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Math.-Naturwiss. Klasse, Band 22, 1892, S. 77–99.
  5. siehe Moritz Epple, Die Entstehung der Knotentheorie, Vieweg 1999, S. 180ff. Weitere Arbeiten von Brunn dazu: Topologische Betrachtungen, Z. f. Mathematik und Physik (Schlömilch), Band 37, 1892, S. 106–116, Über scheinbare Doppelpunkte von Raumkurven. Ein Beitrag zur Analysis Situs, Jahresbericht DMV, Band 3, 1893, S. 84–85
  6. Brunn, Hermann Karl Deutsche Biografie
  7. Deutsche Rundschau, Band 55, 1929, S. 20–34
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