Hereditärer kombinierter Mangel an Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren
Ein Hereditärer kombinierter Mangel an Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren (VKCFD) ist eine sehr seltene angeborene Erkrankung mit einer Blutungsneigung aufgrund verminderter und vom Vitamin K abhängender Gerinnungsfaktoren.[1]
Klassifikation nach ICD-10 | |
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D68.2 | Hereditärer Mangel an sonstigen Gerinnungsfaktoren |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Synonyme sind: Faktoren II, VII, IX und X, hereditärer kombinierter Mangel; VITAMIN K-DEPENDENT CLOTTING FACTORS, COMBINED DEFICIENCY OF, 1; VKCFD1
Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1966 von den US-amerikanischen Ärzten Campbell W. McMillan und Harold R Roberts.[2]
Verbreitung
Die Häufigkeit wird mit unter 1 zu 1.000.000 angegeben, bislang wurde über etwa 30 Familien berichtet. Die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv.[1]
Ursache
Je nach zugrunde liegender Mutation werden zwei Typen unterschieden:
- Typ I mit Mutationen im GGCX-Gen auf Chromosom 2 Genort p11.2, das für die Gamma-Glutamylcarboxylase kodiert.[3]
- Typ II mit Mutationen im VKORCa-Gen auf Chromosom 16 Genort p11.2, das für die Untereinheit 1 des Vitamin K-2,3-Epoxidreduktase-Komplexes kodiert.[4]
Beide Proteine sind an der Aktivierung der Gerinnungsfaktoren beteiligt.[1]
Klinische Erscheinungen
Klinische Kriterien sind:[1]
- sehr unterschiedlich ausgeprägte Blutungsneigung, meist Haut und Schleimhäute betroffen
- Beginn im Neugeborenenalter
Oft finden sich zusätzlich weitere Auffälligkeiten wie punktförmige Verkalkungen der langen Knochen, verkürzte Finger-Endphalangen, Osteoporose, Pseudoxanthoma elasticum-artige Veränderungen.
Differentialdiagnose
Abzugrenzen sind andere Gerinnungsstörungen, erworbene Formen der Krankheit mit Malabsorption von Vitamin K, Leberzirrhose, Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten.
Therapie
Die Behandlung erfolgt durch Gabe von Vitamin K, vor geplanten Operationen werden Blutplasma und Prothrombinkomplex-Konzentrate gegeben.[1]
Heilungsaussicht
Die Prognose gilt als günstig.
Literatur
- M. Napolitano, G. Mariani, M. Lapecorella: Hereditary combined deficiency of the vitamin K-dependent clotting factors. In: Orphanet Journal of Rare Diseases. Bd. 5, Juli 2010, S. 21, doi:10.1186/1750-1172-5-21, PMID 20630065, PMC 2913942 (freier Volltext) (Review).
- B. W. Weston, P. E. Monahan: Familial deficiency of vitamin K-dependent clotting factors. In: Haemophilia. Bd. 14, Nr. 6, November 2008, S. 1209–1213, doi:10.1111/j.1365-2516.2008.01853.x, PMID 19141161, PMC 2643352 (freier Volltext).
Einzelnachweise
- Vitamin-K-abhängige Gerinnungsfaktoren, hereditärer kombinierter Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
- C. W. McMillan, H. R. Roberts: Congenital combined deficiency of coagulation factors II, VII, IX and X. Report of a case. In: The New England Journal of Medicine. Bd. 274, Nr. 23, Juni 1966, S. 1313–1315, doi:10.1056/NEJM196606092742309, PMID 5936414.
- Vitamin K-dependent clotting factors, combined deficiency of, 1. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
- Vitamin K-dependent clotting factors, combined deficiency of, 2. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)