Herbstmilbe
Die Herbstmilbe oder Erntemilbe[1] (Neotrombicula autumnalis) gehört zur Familie der Laufmilben in der Unterklasse der Milben in der Klasse der Spinnentiere. Wie die vieler anderer Laufmilben leben ihre Larven parasitisch; sie befallen vor allem Mäuse, aber auch Hunde, Hauskatzen und andere Säugetiere sowie bei Gelegenheit auch Menschen.
Herbstmilbe | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Larve der Herbstmilbe | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Neotrombicula autumnalis | ||||||||||||
(Shaw, 1790) |
Die Herbstmilbe wird auch oft als Herbstgrasmilbe, Heumilbe oder Grasmilbe bezeichnet, sie hat aber nichts mit den Grasmilben zu tun, die an Pflanzen saugen. Auch Trivialnamen wie Graslaus, Erdlaus oder Pfirsichlaus sind insofern irreführend, als die ausgewachsen achtbeinigen Milben nicht nahe mit Läusen verwandt sind, die zu den Insekten gehören. Die (sechsbeinigen) Larven der Herbstmilbe rufen beim Menschen die Erntekrätze hervor, auch Herbstbeiß oder Trombidiose genannt.
Verbreitung
Herbstmilben sind weltweit verbreitet. Auf der nördlichen Halbkugel treten sie je nach Standort und Unterart oder Witterungsbedingungen von März oder April bis in den späten Oktober auf,[1] auf der südlichen Halbkugel von November bis März. In Europa liegt der Schwerpunkt des Auftretens meist in den Sommermonaten von Juli bis Oktober. Die Milben bevorzugen niedrige und trockene Vegetation und treten häufig in Gärten oder auf Wiesen auf, insbesondere wenn sich dort auch Tiere aufhalten.[1]
Nachweis
Die Larven sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen; ein ausgelegtes Stück weißes Papier lockt die Tiere an und verrät ihre Anwesenheit durch orange-rote Punkte.[1]
Merkmale
Die Larven sind bis zu 0,3 Millimeter groß und orangerot gefärbt. Sie besitzen einen breiten Rückenschild und zwei Doppelaugen. Die ausgewachsenen Milben sind etwa 2 Millimeter groß.
Lebenszyklus
Nach ungefähr vier Wochen schlüpfen die Milbenlarven aus den am Boden abgelegten Eiern. Bei warm-feuchter und sonniger Witterung erklimmen sie Moospolster und Grashalme und warten in 5 bis 20 cm Höhe auf einen potenziellen Wirt. So lassen sie sich aus niedriger Vegetation von Vögeln und Säugetieren, vor allem kleinen Nagetieren, aber auch Hunden, Katzen und Menschen, abstreifen bzw. wechseln auf diese über. Auf der Wirtshaut suchen sie feuchtwarme Stellen und solche mit dünner Haut, wie etwa am Knöchel, in der Kniekehle und am Rand der Unterwäsche.[1] Sie ritzen mit ihren Mundwerkzeugen die Haut an und sondern Enzyme im Speichelsekret ab, die das Gewebe auflösen. Sie ernähren sich von Zellsäften und Lymphe. Nur selten verletzen sie eine Kapillare und nehmen so Blut auf. Nach dem Saugen, das beim Fehlwirt Mensch nur einige Stunden,[2] bei anderen tierischen Wirten bis mehrere Tage dauert,[3] lassen sie sich abfallen und entwickeln sich über drei Nymphenstadien zu adulten Tieren, die nicht parasitierend den Boden bewohnen und dort überwintern.[4]
Schadwirkung
Herbstmilben rufen beim Menschen die Erntekrätze (Heukrätze, Herbstbeiß usw.) beziehungsweise die Stachelbeerkrankheit hervor. Die Symptome (bezeichnet unter anderem als Beiss) entstehen spätestens 24 Stunden nach dem Abfallen der Larven, oft aber auch schon nach einigen Stunden. Bevorzugte Stellen sind warme Körperregionen und Hautfalten sowie Stellen unter eng anliegender Kleidung. Es treten Juckreiz, Hautrötungen und juckende Quaddeln (ähnlich Mückenstichen, aber in größerer Zahl) auf. Bettwärme in den ersten Stunden verstärkt die Schadwirkung. Die Beschwerden klingen nach etwa 10–14 Tagen spontan ab.
Auch bei Tieren führen die Milben zu Unwohlsein und Juckreiz.
Im Gegensatz zu Zecken verbreiten Herbstmilben keine Infektionskrankheiten.[1]
Vorbeugung
Das Einreiben mit Repellentien wie DEET und Teebaumöl und Duftstoffen, die Mücken und andere Insekten vertreiben, soll bei manchen Menschen auch die Milbenlarven fernhalten.[1]
Auf trockenen Wiesen sollten hohe Schuhe getragen und die Hose in die Socken gesteckt werden. Rasen sollte häufig gemäht und gewässert werden, da die Milben sich bei Nässe in den Boden zurückziehen. Das Schnittgut sollte beispielsweise in einer geschlossenen Biomüll-Tonne entsorgt werden. Die Tiere mögen Moos. Im Frühjahr kann Moos durch vertikutieren aus dem Rasen entfernt werden. Nach der Gartenarbeit sollte geduscht werden.[1]
Nach Exposition hilft eine Abkühlung der Haut gegen den Juckreiz, etwa durch eine kalte Dusche.
Weblinks
Literatur
- Zeitschrift für Allgemeinmedizin: Trombiculiden und Trombidiose (2000) (PDF-Datei; 103 kB)
- A. Schöler: Untersuchungen zur Biologie und Ökologie der Herbstmilbe. Dissertation Universität Bonn 2003 (PDF-Datei; 3,60 MB).
Quellen
- Grasmilben: Was gegen ihre Bisse hilft und was Sie sonst wissen müssen, SWR 4, Stand 23. Juni 2021. In: SWR.de
- Gesundheitsinformation zu Herbstgrasmilbe (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) im Internetauftritt des Rhein-Erft-Kreises. Abgerufen am 11. September 2016.
- Richard Wall & David Shearer: Trombiculidae. In: Veterinary Ectoparasites: Biology, Pathology, and Control, 2nd. Auflage, John Wiley and Sons, 2001, ISBN 978-0-632-05618-7, S. 47–48.
- Informationsblatt Herbstmilben (pdf) des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg, November 2010.