Henry-Dunant-Museum Heiden
Das Henry-Dunant-Museum im Kurort Heiden (Kanton Appenzell Ausserrhoden, Schweiz) ist dem Leben und Wirken von Henry Dunant gewidmet, einem Gründungsmitglied des Internationalen Komitees von Roten Kreuz (IKRK) und Begründer der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Es befindet sich in Heiden im ehemaligen Spital, in dem Henry Dunant in den letzten Jahrzehnten seines Lebens bis zu seinem Tod im Jahr 1910 wohnte.
Allgemeine Informationen
Das Museum wurde 1969 eröffnet und 1998 nach einer grundlegenden Renovierung des Gebäudes wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Träger des Vereins Henry-Dunant-Museum ist das Schweizerische Rote Kreuz Kantonalverband beider Appenzell. Derzeitiger Präsident des Vereins ist Norbert Näf, die Geschäftsführung des Museums liegt seit Oktober 2019 bei Kaba Rössler und Nadine Schneider.
Ausstellung
Das Museum zeigt, thematisch und chronologisch gegliedert, das Leben und Wirken des Rotkreuz-Gründers Henry Dunant.
Der Raum 1 ist unter den Themen „Jugend in Genf“, „Frühes soziales Engagement“, „Unternehmungen in Nordafrika“ und „Die Schrecken des Krieges bei Solferino“ der Zeit von Dunants Geburt im Jahr 1828 bis zu seiner Reise nach Solferino im Jahr 1859 gewidmet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf seinen Erlebnissen in Italien während der Schlacht von Solferino und deren Auswirkungen auf sein weiteres Leben. Als Exponat wird unter anderem ein Exemplar der Erstausgabe von Dunants Werk „Eine Erinnerung an Solferino“ mit handschriftlicher Widmung an den damaligen Schweizer Bundespräsidenten gezeigt.
Anschliessend werden die Themen „Die Gründung des Roten Kreuzes“, „Konkurs der Unternehmungen in Nordafrika“ und „Flucht durch ganz Europa“ die Phase von der Gründung des Internationalen Komitees von Roten Kreuz 1863 zusammen mit Gustave Moynier, Guillaume-Henri Dufour, Louis Appia und Théodore Maunoir bis zum Scheitern seiner Mühlengeschäfte in Mons-Djemila (Algerien) im Jahr 1867 und seiner Verdrängung aus dem Komitee samt der anschliessenden Flucht aus Genf dargestellt. In diesem Teil des Museums wird auch deutlich, dass aus der Zeit von 1867 bis zu seiner Wiederentdeckung in Heiden im Jahr 1892 wenig bekannt ist, da er in dieser Zeit verarmt und von der Weltöffentlichkeit weitestgehend vergessen in verschiedenen Orten Europas lebte.
Anschliessend werden die letzten Jahre im Leben von Henry Dunant dokumentiert, die er von 1887 bis zu seinem Tod im Jahr 1910 in Heiden verbrachte. Dazu zählen „Niederlassung in Heiden“, „Späte Rehabilitierung“, „Nobelpreis“ und „Tod in Heiden“. Gezeigt werden unter anderen eine Kopie der Urkunde zum Friedensnobelpreis 1901, der Henry Dunant gemeinsam mit dem französischen Pazifisten Frédéric Passy verliehen wurde, einige erhalten gebliebene Gegenstände aus seinem Besitz, sowie eine Sammlung von Ausgaben seines Buches „Eine Erinnerung an Solferino“ aus verschiedenen Zeiten und Ländern.
Weiter werden unter dem Titel „Visionen“ verschiedene Ideen und Projekte von Henry Dunant vorgestellt, denen er sich neben der Gründung des Roten Kreuzes widmete. Hierzu zählen unter anderem die Gründung des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM), die Ideen für eine Weltbibliothek und ein Internationales Schiedsgericht zur Schlichtung von Konflikten zwischen Nationen, sein Einsatz für die Gleichberechtigung der Frauen in Form des „Grünen Kreuzes“, seine Vorschläge zur Lösung des Palästina-Konflikts, die Gründung einer weltweit tätigen „Allgemeinen Allianz für Ordnung und Zivilisation“ und einer „Schweizerischen Liga für die Menschenrechte“.
In einem Videoraum besteht darüber hinaus die Möglichkeit, sich einen Film von etwa 20 Minuten Länge über das Leben Henry Dunants anzuschauen.
Sonderausstellungen
- In der Kabinettausstellung „Der Preis für den Frieden“ werden Alfred Nobels Auszeichnung – von Henry Dunant bis Abiy Ahmed Ali – thematisiert. Das Henry-Dunant-Museum nimmt die Vergabe des 100. Friedensnobelpreises im Jahr 2019 zum Anlass, die Auszeichnung und die Vergabekriterien zu reflektieren. Die interaktive Ausstellung bietet Gelegenheit, sich mit Friedenskonzepten, Friedensarbeit und mit dem eigenen Verständnis von Frieden zu beschäftigen. Laufzeit der Sonderausstellung: bis 27. Juni 2021.
Sonstige Sehenswürdigkeiten
In Heiden befindet sich auf dem Dunantplatz ein Denkmal zur Erinnerung an Henry Dunant, geschaffen von der Bildhauerin Charlotte Germann-Jahn. Es ist so aufgestellt worden, dass im Hintergrund des Denkmals der Bodensee zu sehen ist. Direkt gegenüber dem Denkmal im Kurpark befinden sich Steine verschiedener Grösse mit Metalltafeln, auf denen Aussagen Henry Dunants wiedergegeben sind.
Literatur
- Henry Dunant: Eine Erinnerung an Solferino. Eigenverlag des Österreichischen Roten Kreuzes, Wien 1997, ISBN 3-95-008010-4
- Eveline Hasler: Der Zeitreisende. Die Visionen des Henry Dunant. Verlag Nagel & Kimche AG, Zürich 1994, ISBN 3-31-200199-4 (gebundene Ausgabe); Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, ISBN 3-42-313073-3 (Taschenbuch-Ausgabe)
- Ethel Kocher, Hans Amann: Henry Dunant – Sein wechselvolles Leben und seine erstaunlichen Visionen. Eigenverlag des Henry-Dunant-Museums, Heiden 2003
- Franco Giampiccoli: Henry Dunant – Der Gründer des Roten Kreuzes. Aussaat-Verlag, Neukirchen-Vluyn 2009, ISBN 978-3-7615-5722-8
- Elke Endraß: Der Wohltäter – Warum Henry Dunant das Rote Kreuz gründete. Wichern-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-88981-288-9
Weblinks
- Henry-Dunant-Museum Offizielle Website
- Schweizerisches Rotes Kreuz beider Appenzell
- Sonderausstellungen 2010 zum 100. Todestag