Henriette Amalie Lieser
Henriette Amalie Lieser (* 4. Juli 1875 in Wien; † 3. Dezember 1943 im Ghetto Riga), genannt Lilly Lieser, war eine Mäzenin der Kunstszene Wiens.
Leben
Lilly Landau war die Tochter des wohlhabenden Ehepaares Albert und Fanny Landau. Sie heiratete im November 1896 den Unternehmer der HITIAG und Kaiserlichen Rat Justus Lieser[1], mit dem sie zwei Töchter, Helene (1898–1962) und Annie (1901–1972) hatte. Die Ehe wurde 1905 geschieden. Helene war 1920 die erste Frau in Österreich, die in Staatswissenschaften promoviert wurde. Annie war von 1929 bis 1943 mit dem österreichischen Staatsbeamten Hans Sidonius Becker verheiratet.
Zwischen 1910 und 1915 war Lilly Lieser mit Alma Mahler befreundet, ihre Sommerhäuser in Breitenstein grenzten aneinander. Sie reisten gemeinsam nach Scheveningen, und Lilly unterstützte Alma bei einer Abtreibung. Lieser förderte unter anderem den Komponisten Arnold Schönberg und ließ ihn zwischen 1915 und 1918 mietfrei in ihrem Haus in Wien in der Gloriettegasse 43 in Hietzing leben, sie selbst bewohnte noch ein Stadtpalais in der Argentinierstrasse 20a. Schönberg erhielt darüber hinaus von ihr 500 Kronen monatlich und ein in den USA gefertigtes Harmonium.
1925 konnte sie Alban Berg bei der Drucklegung seiner Oper Wozzeck finanziell unterstützen, die Berg dann allerdings Alma Mahler widmete.
Nach dem Anschluss Österreichs wurden Liesers Vermögen und die Wohnhäuser „arisiert“. In ihrem Besitz befanden sich Möbel, Musikinstrumente und Bilder, u. a. von Maurice Utrillo. Ihren Töchtern gelang die Flucht nach England und Amerika. Lilly Lieser wurde am 11. Januar 1942 nach Riga deportiert[2] und starb dort am 3. Dezember 1943. Anderen Angaben zufolge wurde sie noch ins KZ Auschwitz transportiert und dort umgebracht.
Nachwirken
In Joshua Sobols Simultandrama Alma - A Show Biz ans Ende tritt Henriette Amalie Lieser als Alma Mahlers Freundin Lilly Leiser auf und debattiert mit ihr ihre Rolle bei der Drucklegung von Alban Bergs "Wozzeck".
Literatur
- Irene Suchy: Lilly Lieser – eine Übersehene. Eine Co-Produzentin der Schönberg'schen Musikgeschichte. in: Österreichische Musikzeitschrift, 10/2008. Als PDF bei irenesuchy.org