Henri-Pierre Danloux
Henri-Pierre Danloux (* 24. Februar 1753 in Paris; † 3. Januar 1809 ebenda) war ein französischer Maler, Zeichner und Kupferstecher.
Er war Schüler des Genremalers Nicolas-Bernard Lépicié (1735–1784) und später von Joseph-Marie Vien, mit dem er 1785 für mehrere Jahre nach Rom ging.[1]
Danloux war verheiratet mit Antoinette de Saint-Redan, einer Adoptivtochter des Intendanten Antoine Mégret d’Étigny. Er begann eine Karriere als Porträtist und Genremaler, und malte zunächst die Familie seiner Frau und deren Anhang. Kurz vor Ausbruch der französischen Revolution kehrte er zusammen mit seiner Frau nach Italien zurück.
1792 ging er nach England, wo er bis 1802 blieb. Die in Frankreich zurückgebliebene Familie seiner Frau wurde zum großen Teil am 10. Mai 1794 hingerichtet, zusammen mit der Schwester König Ludwigs XVI., Madame Élisabeth, die sich für die Freilassung der Comtesse de Sérilly eingesetzt hatte.
Danloux erlebte in England einen großen Erfolg, der weit über die Kreise der französischen Emigranten hinausging, und wurde auch von englischen Malern wie John Singleton Copley und Henry Raeburn beeinflusst.
Zu seinen besten Werken zählen die Portraits der Mademoiselle Duthé, des Monseigneur de la Marche am Schreibtisch (Louvre, Paris) oder des Duc de Choiseul im Gefängnis. Er malte Bildnisse zahlreicher Engländer und Schotten, stellte regelmäßig in der Royal Academy aus und wurde der erklärte Lieblingsmaler des Comte d’Artois, der in Holyrood im Exil lebte. Mehrere Werke von Danloux wurden durch Kupferstiche verbreitet, besonders von englischen Künstlern. 1802 kehrte er zurück nach Frankreich, stellte auch im Salon aus, hatte jedoch nicht den Erfolg, den er sich erhoffte.
Seit einigen Jahren wird ihm von einigen Kunsthistorikern das Gemälde Reverend Robert Walker beim Schlittschuhlaufen zugeschrieben, das als eines der bekanntesten Gemälde Schottlands gilt.
Seine Aufzeichnungen (Tagebücher) wurden teilweise von Roger Portalis veröffentlicht.
„Distingiert, ernsthaft, von harmonischem Kolorit, noch geprägt von der letzten Eleganz eines verzauberten Jahrhunderts, so zeigt sich die Malerei von Danloux in ihrer unbestreitbaren Originalität... Unter seinem Pinsel bekommen die Frisuren eine Fülle, die zur (Gesamt-)Schönheit beiträgt... Sein Gefallen an unerwarteten Haltungen, die eine Illusion des Lebens selber vermitteln; seine Suche nach der Geste; seine Sorgfalt, mit der er die Physiognomie seiner Modelle beseelt; - das Alles sind Anzeichen, an denen man ihn auf den ersten Blick erkennt.“
- Antoine-Marie, Comte du Cluzel, 1780er Jahre, Musée des Beaux-Arts de Tours
- Die Frau des Künstlers mit ihrem Sohn, um 1790, 39,7 × 99,7 cm
- Antoine de Sérilly, 1780er Jahre,
- Charles Jean Marie Barbaroux, um 1792, 64,5 × 53 cm, Collection Zamoyski
- Porträt des Pianisten und Komponisten Jan Ladislav Dussek, 1795, 52,5 × 56 cm, Royal College of Music, London
- Louis-Antoine d’Artois, duc d’Angoulême, 1796, 27 × 22 cm, Schloss Versailles
- Zwei Kinder, 1800, Milwaukee Art Museum (Wisconsin, USA)
- Madame Delhorme und ihr Sohn, 1801, Privatsammlung
Literatur
- Danloux, Henri Pierre, in: Lexikon der Kunst, Bd. 3, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 348.
- Roger Portalis: Henri-Pierre Danloux peintre de portraits et son journal durant l’émigration (1735–1809), Paris, E. Rahir, 1910. (französisch)
- Edith de Pange: François de Pange ou la tragédie des trois frères, Éditions Serpenoise, Metz, 2011. (französisch)
- Olivier Meslay: Henry-Pierre Danloux (1753–1809), sa carrière avant l’exil en Angleterre, in: Bulletin de la Société d’Histoire de l’Art Français (Jahrgang 2006), Paris, 2007, S. 209–244. (französisch)
- Olivier Meslay: L’enrichissement d’un fonds ancien de la collection Jacques Doucet : les archives Portalis et Danloux, in: Les Nouvelles de l’INHA, Dezember 2009, S. 18–21. (französisch)
- Olivier Meslay: La famille d’Etigny et le peintre Henri-Pierre Danloux, in: Bulletin de la Société archéologique du Gers, 2004/4, S. 459–465. (französisch)
- Olivier Meslay: Le Sublime social ou la Pitié mise en pièce, in: Mehdi Korchane: Figure de l’exil de Bléisaire à Marcus Sextus, Musée de la Révolution française, 2016, S. 80–91. (französisch)
- Olivier Meslay: Beauté d’un ordre renversé : Danloux et l’image de l’émigration, in: Mehdi Korchane: Figure de l’exil de Bléisaire à Marcus Sextus, Musée de la Révolution française, 2016, S. 80–91.(französisch)
- Portraits français de Largillière à Manet, Ausstellungskatalog (Nr. 10), Kopenhagen, Oktober–November 1960. (französisch)
Weblinks
- Henri-Pierre Danloux, Kurzbiografie auf der Website der National Gallery, London, 2. September 2018 (englisch)
- Werke von Henri-Pierre Danloux in der Datenbank der base joconde
- Le Patineur d’Henry Raeburn, une icône de l’art écossais, serait un tableau d’Henri-Pierre Danloux („Der Schlittschuhläufer von Henry Raeburn, eine Ikone der schottischen Kunst, möglicherweise ein Gemälde von Henri-Pierre Danloux“), in: La Tribune de l’art, 9. März 2005, Archiv online, zuletzt gesehen am 2. September 2018. (französisch)
- Henri-Pierre Danloux auf artnet, zuletzt gesehen am 2. September 2018.
Einzelnachweise
- Über die Dauer des Aufenthalts widersprechen sich die vorliegenden Quellen, die Nationalgallery gibt beispielsweise 10 Jahre an, ein deutsches Kunstlexikon nur 5 Jahre. Siehe: 1) Henri-Pierre Danloux, Kurzbiografie auf der Website der National Gallery, London, 2. September 2018. 2) Danloux, Henri Pierre, in: Lexikon der Kunst, Bd. 3, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 348.
- « Distinguée, sincère, de couleur harmonieuse, encore parée des dernières élégances d’un siècle enchanteur, telle s’affirme, dans son incontestable originalité, la peinture de Danloux… Sous son pinceau, les coiffures prennent une ampleur qui ajoutent à la beauté… Son goût des attitudes imprévues propres à donner l’illusion de la vie, sa recherche du geste, la préoccupation d’animer la physionomie de ses modèles, sont autant de signes qui le font reconnaître à première vue. » Roger Portalis: Henri-Pierre Danloux peintre de portraits et son journal durant l’émigration (1735-1809), Paris, E. Rahir, 1910.