Helmut Mommsen
Helmut Mommsen (* 19. November 1896 in Königstein im Taunus; † 12. Juli 1983) war ein deutscher Kinderarzt und Pionier der Naturheilkunde.
Leben
Er besuchte das humanistische Gymnasium in Lübeck und wurde im August 1914 nach vorzeitiger Ablegung des Abiturs Soldat. 1918 wurde er im Krieg schwer verwundet. Von 1919 bis 1923 studierte er in Rostock, Marburg und Freiburg im Breisgau Medizin. In Freiburg promovierte er mit dem Thema Zur Pathogenese der dauerhaften Blutdrucksteigerung. Seine Ausbildung zum Kinderarzt machte er an der Kinderklinik der Universität Frankfurt/M., wo er 1928 habilitierte und 1935 zum Professor der Kinderheilkunde ernannt wurde. 1937 ließ er sich als Kinderarzt in Frankfurt/M. nieder.
Mommsen trat 1933 der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.820.720), der SA und dem Nationalsozialistischen Deutscher Ärztebund bei. 1934 wurde er Mitglied des Nationalsozialistischen Lehrerbundes.[1] 1939 wurde er erneut zum Militärdienst einberufen, von 1942 bis 1944 war er Leiter der Kinderklinik in Metz. Ab 1945 war er bis 1982 in Frankfurt/M. als niedergelassener Kinderarzt tätig. Er starb nach schwerer Krankheit am 12. Juli 1983.
Er war verheiratet mit Hanna Mommsen (geb. Möller), die Ärztin in Frankfurt/M. war (* 12. April 1898, † 16. Juli 1977). Aus seiner Ehe mit Hanna Mommsen entstanden ein Sohn, Jens Mommsen, und eine Tochter, Ute Franke-Mommsen. Helmut Mommsen entstammt einer Gelehrtenfamilie, deren bekanntestes Mitglied der Historiker Theodor Mommsen ist, der 1901 als erster den Nobelpreis für Literatur erhalten hat.
Schaffen
Helmut Mommsen gilt als einer der Pioniere der Naturheilkunde und der Vollwerternährung und war Vorkämpfer eines biologischen lebensgesetzlichen Denkens. Die Verwendung des ganzen Kornes (Vollkorn), das heute ebenso selbstverständlich wie verbreitet ist, war in den 60er und 70er Jahren fast völlig unbekannt. Sein wissenschaftliches Interesse galt der mikrobiologischen Therapie, die der Alternativmedizin angehört und wissenschaftlich nicht belegt ist.[2]
Von ihm stammt der Ausdruck „Bakterien sind in höherem Grade Gesundheitserreger als Krankheitserreger.“[3] Wie das Kinderhilfswerk Salem musste auch Mommsen, der in Salem die Verwirklichung seiner Erkenntnisse und Therapien erleben durfte, zahlreiche Anfeindungen über sich ergehen lassen.
Neben zahlreichen Büchern[4] und Fachbeiträgen schrieb Helmut Mommsen sehr bewegende und nachdenkliche, aber auch lustige Gedichte. Er unterhielt eine enge Zusammenarbeit mit den Pionieren der gesunden Ernährung und Lebensweise wie Hans Peter Rusch[5][6] sowie zu dessen Sohn Volker Rusch (Mikrobiologisches Institut Herborn, Entdecker von „Symbioflor“ war Dr. Artur Becker siehe auch Hans Peter Ruschs Buch: Naturwissenschaft von morgen) sowie zu den Ärzten Max Bircher-Benner, Max Otto Bruker, Julius Hackethal und zu vielen mehr.
Auch mit dem Bakteriologen und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath (1892–1970) fühlte er sich in vielfacher Hinsicht in seiner Absicht bestärkt, der immer wieder sagte: „Belasst alle Nahrung so natürlich wie möglich“.[7]
Die meisten Publikationen von Mommsen wurden im Magazin der „Reform-Rundschau“ und in anderen namhaften Zeitschriften veröffentlicht.
Zusammenarbeit mit Salem
Seit 1971 entwickelte sich eine Freundschaft zu Salem und dem Gründer und Leiter, Gottfried Müller. Helmut Mommsen schrieb einmal:
„Allen Eltern, die mir Vertrauen schenkten, danke ich. Dieses Vertrauen hat mir Kraft gegeben, trotz aller Anfeindungen meinen mir vorgeschriebenen Weg kompromisslos zu gehen. Dieser Dank gilt auch dem Gründer und Leiter des Kinderhilfswerks Salem in Stadtsteinach/Oberfranken, der mir die Möglichkeit gab, meine Grundsätze der Gesundheitsführung an den dort lebenden Kindern zu verwirklichen.“
Ihm war auch die Integration von behinderten Menschen in unserer Gesellschaft ein großes Anliegen.
Zitate und Gedichte von Helmut Mommsen:
„Wir Menschen können nicht zurück zur Natur, aber wir Menschen können denken und bewusst in der Ernährung nach der Devise handeln: Vorwärts zur Natur.“
Aus dem Vorwort des Salem-Kochbuches
Werke und Literatur
- H. Mommsen: "Hilfe für das kranke Kind – Ärztliche Ratschläge zur Pflege und Behandlung kranker Säuglinge, Kleinkinder und Schulkinder", Verlag Reform-Rundschau Bad Homburg, 1. Auflage 1965
- Bruderschaft Salem: "Das Salem-Kochbuch", Vorwort H. Mommsen, Salem-Buchdienst, 10. Auflage 2008, Stadtsteinach
- H. Mommsen: "So bleibt mein Kind gesund! – Gesundheitspflege und Krankheitsverhütung, Ratschläge eines Arztes an Eltern und Erzieher", Karl F. Haug Verlag, 1976, Heidelberg
- "Gesunde Kinder durch vollwertige Kost – Bewährte Ernährungsratschläge und Rezepte für Säugling, Kleinkind und Schulkind", Verlag Reform-Rundschau Bad Homburg
- Ute Franke-Mommsen "Gesunde Kinder durch lebendige Vollwertkost: Bewährte Ernährungsratschläge und Rezepte für Säugling, Kleinkind und Schulkind. – Mit Speiseplänen und Rezepten von Helmut Mommsen und Ute Franke-Mommsen", September 2002
Einzelnachweise
- Jörg Melzer: Vollwerternährung: Diätetik, Naturheilkunde, Nationalsozialismus, sozialer Anspruch. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08278-6, S. 306 f.
- Reimund Wagner: Mikrobiologische Therapeutika (Memento vom 23. Dezember 2007 im Internet Archive)
- Vitalstoffe-Zivilisationskrankheiten. Medici-Verlag, 1966 (google.de [abgerufen am 13. Dezember 2017]).
- Martina Kaller-Dietrich: Macht über Mägen: Essen machen statt Knappheit verwalten : Haushalten in einem südmexikanischen Dorf. Promedia, 2002, ISBN 978-3-85371-190-3 (google.de [abgerufen am 13. Dezember 2017]).
- Helmut Mommsen, Hans Peter Rusch: Die Florasanierung der Milch: Volksgesundheitl. Bedeutung u. klinische Wirkung pasteurisierter u. wieder Bakterien-beimpfter Kuhmilch. Carl, 1954 (google.de [abgerufen am 13. Dezember 2017]).
- Martin Adler: Lehrbuch Naturheilverfahren: 106 Tabellen. Georg Thieme Verlag, 2010, ISBN 978-3-8304-5333-8 (google.de [abgerufen am 13. Dezember 2017]).
- Rainer Stange, Claus Leitzmann: Ernährung und Fasten als Therapie. Springer-Verlag, 2017, ISBN 978-3-662-54475-4 (google.de [abgerufen am 13. Dezember 2017]).