Heinrich Wetzlar

Heinrich Wetzlar (* 30. Mai 1868 i​n Mannheim; † 6. August 1943 i​m Ghetto Theresienstadt) w​ar ein deutscher Jurist u​nd Opfer d​es Nationalsozialismus.

Biografie

Wetzlar w​ar Sohn e​ines jüdischen Kaufmanns. Er l​egte 1886 i​n seiner Heimatstadt Mannheim d​as Abitur a​b und studierte a​n den Universitäten Heidelberg u​nd Berlin Rechtswissenschaften.

Nach d​er juristischen Ausbildung u​nd der Promotion t​rat er i​n den badischen Staatsdienst e​in und w​ar in verschiedenen Positionen a​n den Amtsgerichten Heidelberg, Pforzheim u​nd Karlsruhe, b​ei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe, a​n den Amtsgerichten Pfullendorf, Rastatt u​nd wieder Karlsruhe s​owie am Landgericht Karlsruhe tätig. Dabei wechselte e​r mehrfach zwischen zivil- u​nd strafrichterlichen Tätigkeiten. 1917 w​urde er a​n das Oberlandesgericht Karlsruhe berufen, 1925 kehrte e​r als Landgerichtsdirektor a​n das Landgericht Karlsruhe zurück. 1930 w​urde Wetzlar a​ls Nachfolger v​on Franz Schlimm z​um Präsidenten d​es Landgerichts Mannheim ernannt.

Ende März 1933, k​urz vor Ablauf seiner regulären Dienstzeit, w​urde Wetzlar u​nter dem Druck randalierender SA beurlaubt u​nd zum 1. August 1933 vorzeitig pensioniert. Kurz n​ach Kriegsausbruch z​og er z​u seinem i​n die Niederlande übersiedelten Sohn. Im März 1943 w​urde der betagte Wetzlar m​it seiner Ehefrau Therese a​us den Niederlanden i​n das Ghetto Theresienstadt verschleppt, w​o beide wenige Monate später a​n Typhus verstarben.

Heinrich-Wetzlar-Haus

Stolperstein vor dem Landgericht Mannheim

Das Heinrich-Wetzlar-Haus b​eim Schloss Stutensee, e​ine Sondereinrichtung für straffällig gewordene Jugendliche, i​st nach i​hm benannt. Damit w​ird daran erinnert, d​ass Wetzlar 1919 d​as Schloss Stutensee für d​en Karlsruher Bezirksverein für Jugendschutz u​nd Gefangenenfürsorge i​m Tausch erworben u​nd dort gemeinsam m​it seiner Frau Erziehungsarbeit geleistet hatte, b​is dies d​em Ehepaar 1933 v​on den Nationalsozialisten verboten wurde.[1]

Außerdem erinnert h​eute ein Stolperstein a​n Wetzlar; d​ie Patenschaft d​es Stolpersteins h​at das Landgericht Mannheim übernommen.

Literatur

  • Detlev Fischer: Karlsruher Juristenportraits: aus der Vorzeit der Residenz des Rechts, Karlsruhe 2004 (Schriftenreihe des Rechtshistorischen Museums Karlsruhe, Band 9), ISBN 3-922596-60-6, Seiten 51–57.
  • Detlev Fischer: „Die Diskriminierung und Verfolgung badischer Richter jüdischer Herkunft durch das NS-Regime dargestellt an Hand der Lebenswege der Gerichtspräsidenten Heinrich Wetzlar, Otto Levis, Max Silberstein und Karl Eisemann“, in: Recht und Politik, Heft 41 (2005), Seiten 46–53.
  • Detlev Fischer: Rechtshistorische Rundgänge durch Karlsruhe: Residenz des Rechts. (Schriftenreihe des Rechtshistorischen Museums Karlsruhe. Heft 10), Karlsruhe 2005, ISBN 3-922596-65-7.
  • Reiner Haehling von Lanzenauer (Red.): Ein Gedenken an Dr. Heinrich und Therese Wetzlar, Ansprachen und Vorträge. Karlsruhe 2004, ISBN 3-00-014608-3.
  • Reiner Haehling v. Lanzenauer: „Heinrich Wetzlar 1868–1943“, in: Blick in die Geschichte Nr. 42 vom 19. März 1999, Karlsruhe 1999.
  • Reiner Haehling von Lanzenauer: „Heinrich Wetzlar – vom Schicksal eines Helfers“, in: Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, Nr. 42, 1993, Seiten 150 ff.
  • Richard Wetzlar (Hrsg.): Gedenkblätter an den Herrn Landgerichtspräsidenten Dr. Heinrich Wetzlar und seine Gattin Therese, geb. Joseph., im Selbstverlag des Herausgebers, Naarden (Kgr. Niederlande) 1962[2]
  • Willy Andreas mit Max Silberstein: „Gedenkworte für Heinrich Wetzlar“, in: Mannheimer Hefte, Nr. 3 (1963), Seiten 46–49[3]
  • Karl Otto Watzinger: Wetzlar, Heinrich, Landgerichtspräsident, Opfer des NS-Regimes: * 30.5.1868 Mannheim, isr., gest. 1943 KZ Theresienstadt, in: Badische Biographien, Neue Folge, Band 3 (1990), Seiten 289 f.
  • Benedikt Gerweck: Dr. Heinrich Wetzlar (1868–1943) – Wegbereiter der Jugendgerichtshilfe. In: Wilhelm Kreuz, Volker von Offenberg (Hrsg.): Jüdische Schüler des Vereinigten Großherzoglichen Lyceums – Karl-Friedrich-Gymnasiums Mannheim. Porträts aus zwei Jahrzehnten, Mannheim 2014 (Schriftenreihe des Karl-Friedrich-Gymnasiums Mannheim in Kooperation mit dem Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte; 2), ISBN 978-3-95428-153-4, S. 107–116.

Belege

  1. Schloss Stutensee: Historie (Memento des Originals vom 30. Januar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jugend-lkr.de, PDF-Datei von www.jugendlkr.de, abgerufen am 7. März 2009
  2. Bibliothekskatalog Stadtarchiv Mannheim (Signatur J /34)@1@2Vorlage:Toter Link/www.stadtarchiv.mannheim.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Bibliothekskatalog Stadtarchiv Mannheim (Signatur A 1/2)@1@2Vorlage:Toter Link/www.stadtarchiv.mannheim.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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