Heinrich Junker (Sprachwissenschaftler)
Heinrich F. J. Junker (* 26. März 1889 in Offenbach am Main; † 3. April 1970 in Berlin) war ein deutscher Orientalist, Sprachwissenschaftler sowie Professor in Leipzig und an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Leben
Nach dem Studium an den Universitäten Straßburg und Gießen erfolgte 1911 die Promotion zum Dr. phil. in Iranischer Sprache sowie Literatur an der Universität Heidelberg und 1912 die Habilitation an der Universität Gießen bei Christian Bartholomae. Dort blieb Junker von 1912 bis 1919 Privatdozent. Von 1919 bis 1923 war er als ao. Prof. an der Universität Hamburg und dort von 1923 bis 1926 o. Prof. Von 1926 bis 1945 war er Professor für Vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig sowie nach 1935 Leiter des Instituts für afrikanische Sprachen.
Mit dem französischen Orientalisten Robert Gauthiot (1876–1916) unternahm Junker 1913 eine Studienreise in das Serafschan-Tal in Zentralasien, wo das Yaghnobi-Volk lebt. Im Ersten Weltkrieg diente Junker als Dolmetscher in Kriegsgefangenenlagern. Im November 1933 unterzeichnete Junker das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler. Im Mai 1933 trat Junker in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 2.992.141).[1] Er hatte vor 1933 einer Freimaurerloge angehört.[2] Da ihm Aufstiegsmöglichkeiten daher eh versagt blieben, will er laut eigener Aussage die Partei 1939 wieder verlassen haben. Zumindest bis März 1944 blieb dies der zuständigen NSDAP-Ortsgruppe Leipzig jedoch unbekannt.[1]
Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er seit 1942 in der Gruppe Lebensmächte und Wesen des Indogermanentums beim Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften mit. Sein Thema war: „Arische Grundzüge in Leben und Glauben des alten Iran“.[3]
Nach Kriegsende verlor Junker 1946 seine Professur in Leipzig aus politischen Gründen und wurde emeritiert. Doch ab 1951 war Junker Direktor des Vorderasiatischen Instituts und Leiter der koreanischen Abteilung des Ostasiatischen Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin. Er schrieb auch Lehrbücher für die Koreanische Sprache. Sein Persisch-deutsches Wörterbuch wird bis heute verlegt.
Junker war von 1929 bis 1948 ordentliches Mitglied der Philologisch-Historischen Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und Vorsitzender des Beirates für Sprachwissenschaft im Ministerium für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR. Er wurde 1960 als Hervorragender Wissenschaftler des Volkes in der DDR geehrt.
Publikationen (Auswahl)
- mit Bozorg Alavi: Persisch-deutsches Wörterbuch. Leipzig 1965 u.ö.
- (Mithrsg.) Iranische Literaturgeschichte, Leipzig 1959
- (Hrsg.) Sprachphilosophisches Lesebuch, Heidelberg 1948.
- Koreanische Studien, Berlin (Ost) 1955.
- (Hrsg.) Alte koreanische Bilder. Landschaften und Volksleben, Leipzig 1958.
- (Hrsg.) Archiv für die gesamte Phonetik, Berlin 1937–1945.
- Arische Forschungen. Yaghnobi-Studien. Bd. 1: Die sprachgeographische Gliederung des Yaghnōb-Tales, Leipzig 1930.
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Junker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heinrich Junker im Professorenkatalog der Universität Leipzig
- Werner Sundermann: Junker, Heinrich Franz Josef. In: Encyclopædia Iranica. 15. September 2009 (englisch).
Einzelnachweise
- Gerd Simon, Joachim Lerchenmueller: Im Vorfeld des Massenmords. Germanistik und Nachbarfächer im 2. Weltkrieg. Eine Übersicht. 4. Auflage. Universität Tübingen, 2009, ISBN 978-3-932613-00-5, S. 100, urn:nbn:de:bsz:21-opus-40088 (uni-tuebingen.de [abgerufen am 4. November 2021]).
- Werner Sundermann: Junker, Heinrich Franz Josef. In: Encyclopædia Iranica. 15. September 2009, abgerufen am 6. November 2020 (englisch).
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 293.