Heilig-Kreuz-Kirche (Bardewisch)
Die mittelalterliche Heilig-Kreuz-Kirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Bardewisch, Gemeinde Lemwerder, Kreis Wesermarsch, gehört heute zum Kirchenkreis Wesermarsch.
Frühe Geschichte
Eine Kirche in Bardewisch wurde erstmals 1245 erwähnt, ebenso 1324 ein zugehöriger Friedhof. Ein Heilig-Kreuz-Patrozinium ist ebenfalls erst im 14. Jahrhundert nachweisbar. Die Kirche gehörte zum Sendgericht in Berne, der Bremer Dompropst übte die Gerichtsbarkeit aus.
Architektur
Der heutige Kirchenbau wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nach einem Bauplan nach westfälischen Vorbildern als dreischiffige Hallenkirche aus Backstein errichtet. Dem fast quadratischen[1], dreijochigen, von neun Kreuzrippengewölben überfangenen Langhaus ist unter Verzicht auf ein Querhaus ein polygonal geschlossener Chor und ein gedrungener Westturm angeschlossen. Ihre Deckung des Mittelschiffs und der Seitenschiffe mit je einem Längsdach ist in Deutschland selten, in Flandern und den Niederlanden üblich. Die beiden Seitenportale im westlichsten Joch, je eines auf der Nord- und Südseite, waren ursprünglich von gotischen Wimpergen bekrönt. Darüber jeweils ein Rundfenster. Die übrigen Fenster wurden nachgotisch verändert. Die Außenwand des Südschiffs hat eine deutlich erkennbare konvexe Krümmung. Was äußerlich wie ein zweites Südportal am westlichen Chorjoch erscheint, bietet keinen Zugang in den Kirchenraum.
- Grundriss
- Chor und nördliches Seitenschiff von Nordosten
- Turm und nördliches Seitenschiff von Westen
Innenraum
In Langhaus sitzen alle Kämpfer auf gleicher Höhe, doch haben die Gewölbe der Seitenschiffe niedrigere Scheitel. Kapitelle und Konsolen sind aus Backstein geformt und zum Teil als Köpfe ausgebildet. Die spätgotischen Wandmalereien aus der Zeit um 1500 (unter anderen der Hl. Christophorus) sind zum Teil stark übermalt. Das Altarretabel aus der Rokokozeit wurde 1764 bei dem Bremer Bildhauer Johan Krußbecker bestellt, es enthält ein Gemälde der büßenden Magdalena. Die Taufschale wird von einem Engel gehalten (2. Hälfte des 17. Jahrhunderts). Die Gemälde mit Szenen aus dem Leben Jesu an der Orgelempore im Westen wurden 1725 gemalt, Kanzel und Altarschranke stammen aus der frühen Neugotik, Mitte 19. Jahrhundert.
Von August 2016 bis September 2017 fand eine umfangreiche Renovierung statt. Am 1. Advent 2017 wurde die Kirche durch den Oldenburger Bischof Jan Janssen wiedereröffnet.
Glocken
Die große Glockenstube ohne Zwischenboden zur Turmspitze beherbergt eine Glockenbühne, auf der ein eiserner Glockenstuhl steht.
- Kirchspielglocke, fis', 1794 von Johann Philipp Bartels in Bremen gegossen, 107 cm Durchmesser.
- Kreuzglocke, h', 1970 von Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg.
Außerdem gibt es eine Uhrglocke an der Turmspitze außen.
Orgel
Die Orgel wurde 1859 vom oldenburgischen Orgelbauer Johann Claussen Schmid erbaut. 1957 erfolgte ein Umbau durch Gustav Brönstrup. Sie umfasst 14 Register auf zwei Manualen und Pedal. Besonders hervorzuheben ist das Zungenregister Trompete sowie im Oberwerk die an Drehorgelklänge erinnernde Doppelflöte. Sechs Register sind ganz und drei teilweise original erhalten.[2]
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- Koppeln: II/I, I/P
Anmerkungen
- S = Johann Claussen Schmid 1859
- B = Gustav Brönstrup 1957
Literatur
- Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg. IV. Heft. Stalling, Oldenburg 1907, S. 138–141.
- Oldenburger Jahrbuch 1925 Glockenkunde im Oldenburger Land.
- Hans-Bernd Rödiger, Waldemar Reinhardt: Friesische Kirchen – Rüstringen, Friesische Wehde, Butjadingen, Stedingen und Stadt Wilhelmshaven, Band 4. Verlag C. L. Mettcker & Söhne, Jever 1982, S. 105.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. München 1992, S. 183 f.
- Wilhelm Gilly: Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land. Baugeschichte und Bestandsaufnahme. Isensee Verlag, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-126-6, S. 32 f.