Heckflosse
Als Heckflosse bezeichnet man flossenähnliche Anbauten seitlich oder mittig am Heck eines Autos, die in den späten 1950er Jahren eine Modeerscheinung waren.
Geschichte
Heckflossen fanden sich bereits in den 1930er Jahren an avantgardistischen Stromlinienfahrzeugen, wie dem Mercedes-Benz T 80 und dem Tatra 77.
1948 wurden sie von Cadillac in das kommerzielle Automobildesign eingeführt und nach und nach auf die ganze Modellpalette von General Motors ausgeweitet, Chrysler und Ford folgten mit einiger Verzögerung. Den Höhepunkt ihrer Verbreitung hatten die Heckflossen Ende der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre in den USA, besonders in den Jahren 1958 bis 1960 überboten sich die Hersteller gegenseitig mit immer größeren und ausgefalleneren Heckflossen. Die Entwicklung kulminierte 1959 in denen des Cadillac Eldorado, den vermutlich größten Heckflossen an einem Serienauto. Die amerikanische Mode war mit einiger Verspätung weltweit anzutreffen: auch viele europäische und japanische Hersteller versahen ihre Fahrzeuge mit Heckflossen.
Vor allem bei Cadillac blieben Heckflossen auch später Teil der Markenidentität und lassen sich dort bis in die jüngere Zeit in angedeuteter Form an den Modellen finden. So sind seit einigen Modellgenerationen die Rückleuchten schmal und hoch ausgeführt und deuten damit die Heckflossen an. Das von 1997 bis 2000 gebaute Kappa Coupé von Lancia hatte Heckflossen, die aus der Regenrinne am Dach abgeleitet waren.
Die Heckflosse beeinflusste formal auch die Architektur, wo man von Googie spricht. Bei Flugzeugen nennt man die Flosse in gleicher Orientierung Seitenflosse.
Erscheinungsformen
Verglichen mit den überdimensionierten US-amerikanischen Heckflossen hielten sich die deutschen Autobauer zurück: Sie kamen vorwiegend an Oberklassemodellen wie dem Opel Kapitän und dem Borgward P 100 vor, aber auch an einigen Mittelklassewagen wie dem DKW F 11/F 12 oder dem DDR-Kleinwagen Trabant 601. Sehr ausgeprägte Heckflossen hatte der seltene Auto Union 1000 Sp. Heute werden hier mit „Heckflosse“ meist die Mercedes-Benz-Baureihen W 110 (sog. „kleine Heckflosse“), W 111 (sog. „große Heckflosse“) und W 112 aus den Baujahren 1959–1968 bezeichnet. Die Heckflossen hießen im Firmenjargon Peilstege, womit sie als Einparkhilfe rationalisiert wurden.
Typische französische Vertreter der Heckflossenära sind der Ford und später Simca Vedette, der elegante, von Pininfarina entworfene Peugeot 404, und die Luxuslimousine Facel Vega Excellence.
In Großbritannien wurde von 1957 bis 1962 der dem Packard Caribbean ähnliche Vauxhall Cresta produziert. BMC baute den ebenfalls von Pininfarina gestalteten ADO 9 und verkaufte ihn unter anderem als Morris Oxford und Austin Cambridge.
Wenig erfolgreich war in Italien der von 1957 bis 1962 in knapp 3000 Exemplaren hergestellte Alfa Romeo 2000 Berlina. Weit häufiger sah man dort hingegen die Modelle der Fiat-Serien Fiat 1800 und Fiat 2100 bis Fiat 2300 (1959–1968), die auch in Spanien als Seat 1400 – 2000 produziert wurden. Allgemein wirken die Heckflossenmodelle italienischer Stilisten schlichter und weniger überladen als ihre amerikanischen Vorbilder, man sprach auch von Trapezform.
- Cadillac ATS Heck
- Heckflossenvariationen am Facel Vega Excellence
- Vauxhall Cresta
- Alfa Romeo 2000 Berlina
- Volvo 1800E (1961–1972)
- Borgward Isabella Coupé
- Borgward P 100
- Borgward Arabella de Luxe
- Hansa 1100
- Auto Union 1000 Sp
Die lange Produktionszeit des bei Pietro Frua entworfenen Volvo P1800 zeigt, dass sehr wohl auch zeitlose Heckflossenentwürfe möglich waren.