Hauptfigur und Nebenfigur (Heraldik)
Als Hauptfigur wird in der Heraldik die größere Figur von mehreren Wappenfiguren im Wappenschild bezeichnet. Sie sollte in der Regel mittig im Feld angeordnet sein und auch die Wichtigste sein. Die sie umgebenden kleineren Wappenfiguren werden Nebenfigur genannt.
Bei der Beschreibung wird die Hauptfigur zuerst vor den Nebenfiguren beschrieben. Sind im Wappen mehrere Felder, wie es beispielsweise bei zusammengesetzten Wappen ist, kann je Feld die Bestimmung vorgenommen werden. Da es auch andere Regeln zur Reihenfolge der Beschreibung gibt, etwa „Oben vor Unten“, „Mitte vor Außen“, kann nicht mit Bestimmtheit aus der Reihenfolge geschlossen werden, dass die erstgenannte Figur die Hauptfigur ist, genauso wenig, dass die mit dem prominenteren Platz die Hauptfigur ist.
Die Hauptfigur kann mit anderen Nebenfiguren bestreut, belegt oder besteckt sein, oder allgemein beseitet oder begleitet: Bei einer einseitigen Lage (links oder rechts) der Nebenfiguren (beseitet) zur Hauptfigur, muss die Lage der Seite gemeldet werden. Oben begleitet nennt man überhöht, sonst meldet man auch darüber oder darunter. Der überhöhte Platz ist für besonders betonte Nebenfiguren.
Außerdem kann sie etwa bei Wappentieren und Menschen in Händen oder Pfoten gehalten werden oder anderweitig appliziert sein: Die deutsche Heraldik kennt dafür keinen gemeinsamen Ausdruck, man verwendet ein allgemeinverständliches Wort.
Blasonierungsbeispiele
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Königreich Dänemark: In Gold drei schreitende Löwen begleitet von neun roten Herzen – das Feld war ursprünglich unspezifisch herzenbesät/-bestreut, seit 1819 ist die Zahl fest, wobei nach Usance je drei Herzen einen Löwen begleiten, also explizite Nebenfiguren sind | ||
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Vöcklamarkt: Ein silberner Wellenpfahl, beiderseits begleitet von je einem Turm – Hauptfigur ist der Pfahl, hier will die Blasonierung auch die Aussage des Wappen betonen: Eine Stadt beiderseits des Flusses (die Vökla). Lech am Arlberg: Ein silberner Wellenbalken spaltet Blau von Rot. Vorne eine Sonne, hinten eine Tanne – hier stehen bei ähnlichem Bild die beiden Figuren der Seitenfelder gleichrangig | ||
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Commentry: Ein Amboß, darüber Schlägel und Eisen, darüber eine Grubenlampe – die Blasonierung betont den Amboß, indem sie ihn vorrangig nennt Langensendelbach: Gekreuzt Schlüssel und Schwert, darüber eine Blüte, darunter ein wachsender Abtstab – hier aber die mittlere Figur Hauptfigur | ||
Hohentauern: … aus dem rechten unteren Schildrand ragend ein Unterarm, ein Messer mit Klinge haltend, deren Spitze in den Mittelteil des Dreiberges ragt, die Klinge begleitet durch zwei Fichtenzapfen. – weil hier die Zapfen ausdrücklich die Klinge begleiten, „erben“ sie deren Lage, in den Dreiberg zu ragen; weil sie zwei sind, ist die symmetrische Anordnung natürlich (präziser aber: beiderseits je einer, s. o. Vöcklamarkt) |
Siehe auch
Nachweise
- Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1984, S. o.A.
- Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Lizenzausgabe. Bechtermünz, Augsburg 2001, ISBN 3-8289-0768-7, S. o.A.