Harry S. Morgan
Harry S. Morgan (* 29. August 1945 in Essen; † 30. April 2011 in Düsseldorf;[1] eigentlich Michael Schey) war ein deutscher Journalist, Regisseur und Produzent (hauptsächlich von Pornofilmen).
Leben
Nach dem Abitur am Neusprachlichen Gymnasium in Essen-Werden 1966 und Wehrdienst arbeitete Morgan unter Jens Feddersen zwei Jahre als Volontär bei der Neuen Ruhr Zeitung in Essen, gleichzeitig besuchte er die Journalisten-Fachschule in München. Im Anschluss war er drei Jahre für die BILD-Zeitung im Ruhrgebiet tätig. In den Jahren danach arbeitete er freiberuflich für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel, den Stern und für BILD am Sonntag.[2]
Morgan studierte Fotografie an der Folkwang-Hochschule in Essen bei Professor Otto Steinert und war Mitbegründer der Gruppe „Visum“. 1991 führte er Regie bei dem Kriminalfilm Pommes Rot-Weiß mit Michael Lesch.
Morgan besaß in Düsseldorf eine Agentur für Public Relations. Im Rahmen einer Spiegel-Reportage über Pornographie kam er 1972 erstmals direkt mit der Pornobranche in Kontakt. Hieraus ergaben sich für seine Agentur erste PR-Aufträge im Bereich Pornographie. Mitte der siebziger Jahre arbeitete er zeitweise als Standfotograf für Pornofilme im Raum München. Später gab er seine Agentur auf, um bei der Bavaria Film in München als Kamera-Assistent zu arbeiten. Er arbeitete unter anderem als Kamera-Assistent für Jost Vacano. Seine letzte Produktion bei der Bavaria in dieser Funktion war 1978 der ZDF-Vierteiler Wallenstein.[2] In den 1980er Jahren arbeitete er als freier Mitarbeiter für die RTL-Nachrichten als Reporter.
Morgan begann 1986 mit der Filmreihe Happy Video Privat als Regisseur und Produzent von Pornos. Zur Filmreihe Happy Video Privat schrieb die Zeitschrift Der Spiegel im Nachruf:
„Er holte ‚normale Paare von nebenan‘ vor die Kamera, sagte ihnen, sie brauchten nur zu tun, was ihnen am meisten Spaß mache, und filmte sie dabei. In ihrem Zuhause.“[3]
Bei der Reihe interviewte er Paare vor dem Filmen beim Sex. Die Interviews drehten sich hauptsächlich ums Thema Sex. Dabei war er bei den Interviews auch immer selbst im Bild zu sehen.
Auf die Idee zur Reihe Happy Video Privat brachte ihn der Amerikaner Dirty Harry aus New York.[4] Dieser lief mit einer kleinen Videokamera durch New York und sprach auf der Straße in New York normale Frauen mit den Worten „Show me your tits!“ an. Einige Frauen überredete dieser tatsächlich, ihre Brüste zu zeigen. Aus den gefilmten Aktionen machte Dirty Harry eine Fernseh-Show, die in einem lokalen Kabelkanal gezeigt wurde. Schey sah bei einem USA-Besuch die Sendung und wurde dazu angeregt, etwas Ähnliches in Deutschland zu versuchen. Er nannte sich nun Harry S. Morgan. Später setzte man das Gerücht in Umlauf, der Name sei von der Filmfigur Dirty Harry, einem Polizisten, welchen Clint Eastwood mehrfach spielte, abgeleitet.
Ungefähr alle zwei Monate kam eine neue Folge von Happy Video Privat auf den Markt. In jedem Video, später DVD, waren fünf bis sieben Paare zu sehen. Anfangs mussten die Paare von Morgan selbst angesprochen werden. Später meldeten sich pro Monat rund 15 Paare von sich aus. Die Erkenntnisse aus der Filmreihe waren für Morgan eindeutig, wie er im Interview der Zeitschrift Giddyheft sagte:
„Die normalen Deutschen wollen schönen, normalen Sex haben und sehen. Sie wollen schwitzen, ein bisschen stöhnen und sie wollen auch mal stolz auf sich sein, weil sie 20 Minuten lang durchgehalten haben.“[5]
Morgans Reihe Happy Video Privat war die am längsten laufende Pornofilmserie in Deutschland und Europa. Die Serie lief von 1986 bis 2011 mit 116 Ausgaben unter Morgans Regie und er wurde durch diese Videoreihe im Pornobereich bekannt. Für diese und andere Serien erhielt Morgan 1997 seinen ersten Venus Award in Berlin als Bester Serien-Regisseur.
Morgan arbeitete für die Firma Videorama. Er gilt als Entdecker der späteren Pornostars Gina Wild und Vivian Schmitt.[1] Er hat unter anderem auch mit Richard Langin und Henry van Damp zusammengearbeitet. Bekannt wurden seine diversen zum Teil sehr erfolgreichen Filmserien Gina Wild – Jetzt wird es schmutzig, Junge Debütantinnen, Maximum Perversum, Teeny Exzesse, Happy Video Privat, Joker, Anmacherinnen, Old Ladies Extreme, Extreme, Bizarre und Fetisch. Morgan drehte rund fünfhundert Pornofilme. Morgan zeigte in einigen seiner Filme Sexualpraktiken wie Doppelpenetrationen, Fisting und Urination. Er war der erste Regisseur, der in Deutschland diese Sexspielarten in Filmen zeigte.
Morgan war wiederholt in Fernsehsendungen zum Thema Pornofilm zu sehen. Kurz vor seinem Tod wurde die Sendung Achtung, Selbstversuch! Wie werde ich Pornoregisseurin? für ZDFneo gedreht.[6]
In der Sendung wollte die Schauspielerin und Komikerin Mirja Regensburg herausfinden, wie sie Pornoregisseurin werden könnte. Sie nahm dafür an vier Drehtagen mit Morgan teil. Die Sendung wurde am 17. September 2011, also nach Morgans Tod, ausgestrahlt.
Morgan lebte zuletzt in Düsseldorf. Er wurde am 30. April 2011 tot in seiner dortigen Wohnung aufgefunden, die Polizei geht von einer natürlichen Todesursache aus.[7]
Auszeichnungen
- 1997: Venus Award – Bester Serien-Regisseur
- 2001: Venus Award – Bester deutscher Regisseur
- 2004: Venus Award – Bester deutscher Regisseur
- 2007: Eroticline Award – Lebenswerk (wurde jedoch von H. S. Morgan zurückgegeben)
Literatur
- Christoph Straßer: Harry S. Morgan – Der Meister der Pornografie. Ubooks 2010. ISBN 978-3-86608-125-3
- Otto Steinert: otto steinert und schüler. Folkwangschule für Gestaltung, Essen 1965
- Thomas Janisch: Harry S. Morgan – Eine Legende tritt ab! Happy Weekend Nr. 40/2011, S. 14–19.
Weblinks
- Harry S. Morgan in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Harry S. Morgan im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- harrySmorgan Blog mit einem Nachruf als letztem Eintrag (Memento vom 27. Dezember 2011 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Porno-König Harry S. Morgan ist tot, Spiegel Online vom 30. April 2011.
- Interview mit Harry S. Morgan (Memento vom 2. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), Splatting Image Nr. 9 von 1992
- Gestorben: Harry S. Morgan. In: Der Spiegel. Nr. 19, 2011, S. 154 (online – 7. Mai 2011).
- Henryk M. Broder: Kick UNTERM GUMMIBAUM. In: Spiegel Special. Nr. 8/1996, S. 46–51 (hier: S. 48), 1. August 1996.
- Interview mit Harry S. Morgan in Giddyheft Nr. 7, 2010. S. 18–21
- Video Achtung Selbstversuch! Pornoregisseurin in der ZDFmediathek, abgerufen am 27. Januar 2014. (offline)
- Porno-König Harry S. Morgan tot: Sein letzter Dreh. In: BILD.de. (bild.de [abgerufen am 19. August 2017]).