Hans Unstern
Hans Unstern ist eine[1] oder mehrere Personen,[2][3][4] die seit 2008[5] Musik, Konzerte, Lyrik, Performances, Kunst und Musikinstrumente[6] machen.
Karriere
Unter dem Namen Hans Unstern ist eine Multitude an Personen künstlerisch tätig, die als eine Einzelperson auftreten, ähnlich dem Schriftstellerkollektiv Wu Ming, der politischen Gruppe Luther Blissett und der Band The Residents. Unstern sagt im Interview: „Ich bin mehr als eine Person.“ und „Wirt für ganz viele Personen“, ein „großes Pop-Asyl“, an dem auch Prominente wie Sibylle Berg oder René Pollesch hingen.[7][8]
Für das Debüt Kratz Dich Raus (2010) wurde Unstern im Bezug auf die Lyrik als „größter Sprachskeptiker, den deutschsprachiges Songwritertum hervorgebracht hat“, bezeichnet.[9]
Das Album The Great Hans Unstern Swindle (2012) wurde Platte der Ausgabe bei Spex.[10]
Hans Unstern arbeitete 2016/2017 am Hebbel am Ufer Theater in Berlin[11] und hat 2017 für den NDR ein Hörspiel produziert.[12]
Für 2020 ist mit DIVEN das 3. Album angekündigt.[13]
Werk
Kratz Dich Raus
Hans Unstern spielt für das Album Kratz Dich Raus zusammen mit einer Band, die nicht mit einem eigenen Namen bezeichnet und in der Außenwirkung sehr auf eine Person ausgerichtet ist. Folgende Musiker wirkten bei Kratz Dich Raus mit: Simon Bauer (Kontrabass), Daniel Schröteler, Earl Harvin, Els Vandeweyer, Pascal Stoffels (Bass), Ben Lauber (Keyboard, Klavier), PC Nackt (Klavier, Flöte, Percussion), Anna Viechtl (Harfe), Paula Sell (Akkordeon), Dominik Bollow, Jonathan Kassner (Gitarre), Nils Tegen (Keyboard, Trompete), Milian Vogel (Bassklarinette, Tenorsaxophon). Hans Unstern selbst spielt Gitarre und singt bzw. rezitiert.
Hanky Panky Know How – Auseinandersetzung mit Konstruktionen von Autorschaft und Heteronormativität im Musikgeschäft
Zur Promotion des Gedichtbands Hanky Panky Know How bzw. des Albums The Great Hans Unstern Swindle gab sich zur „Presseperformance“ der Berliner Performance- und Theaterkünstler Tucké Royale glatt rasiert und mit blau gefärbten Haaren, im weißen Anzug und mit Spiegelbrille als Hans Unstern aus.[14][15][16][17] Er gab Interviews, führte eine Lesung seiner Gedichte durch und zitierte die Feministin Donna Haraway, um sich kritisch mit der Heteronormativität des Musikgeschäfts auseinanderzusetzen:
„Bei der Biologin Donna Haraway bin ich auf einen Satz gestoßen: 'Es geht nicht darum, f ü r jemanden zu sprechen, sondern m i t jemandem.' Die Sprache, die immer glaubt, für jemanden sprechen zu können, bezeichnet Haraway als weißen, männlichen, heterosexuellen Jargon, der sich selbst aber nicht als Jargon, sondern als herrschende, allgemeingültige Sprache versteht. Also dieses unmarkierte Gesinge eines männlichen weißen Heterosexuellen. Er betritt die Bühne und fängt an zu singen 'There she was just a-walkin' down the street...' Das ist schon dieser Jargon. Er bezieht sich auf den Automatismus dieser Herrschaftssprache, dass nämlich alle, die zuhören, annehmen müssen, jede Frau oder jeder Mann ist heterosexuell. Und wenn Sie mich jetzt fragen: Wie müsste man den Song richtig schreiben, dann sage ich, man müsste auf so einen Song verzichten. Wenn du glaubst, du hast wirklich etwas über und gegen die Gesellschaft zu sagen, kannst du doch nicht dauernd in ihrer Sprache schreiben!“
Die Performance hinterfragte kritisch Vorstellungen von Autorschaft, wie sie im Musikjournalismus konstruiert werden:
„Objektiv betrachtet, ist das das Einzige, was die Realität von Musik lernen kann: zu lügen und, jetzt kommt der wichtige Punkt dabei, dass es eben alle wissen. Nichts ist automatisch wahr. Wir betrügen Sie, aber Sie wissen es! Das allein wäre schon sinnvoll: Sich eben nicht mit dem Betrug zu beschäftigen, der Ihnen schadet, sondern mit dem, der Ihnen hilft... Im Interview wiederum, noch so eine Bühne, wird erwartet, dass hier das Entertainment aufhört und der „wahre“ Mensch zum Vorschein kommt. Das wird eingefordert. Das ist nicht meine Sache.“
Der Künstler Roland Brückner (Streetart-Künstler Lindas Ex), der Zeichner des Videos Paris, modifizierte 10 Ausgaben des Buchs Hanky Panky Know How in künstlerischer Weise: Er zeichnete auf die im Buch enthaltenen leeren Seiten.[18]
The Great Hans Unstern Swindle
Beim zweiten Album wirkten mit: Daniel Schröteler (Schlagzeug, Percussion), Anke Lucks (Posaune), Anne Grabow, Steffi Engtanz, Pauline Boeykens (Tuba), Philipp Thimm (Cello), Nackt (Patrick Christensen) (Klavier, Harmonium, Keyboard, Xylophon, Percussion), Christoph Hamann und Simon Bauer (Violine), Tanno Pippi und Lysander (Backgroundgesang), Simon Bauer (Mandoline). Produziert wurde das Album von PC Nackt. Bei Live-Auftritten unterstützen Orlando de Boeykens, Daniel Schröteler, Vanessa Kehl und Simon Bauer. Die Band spielt unter anderem selbstgebaute Instrumente. Diese Harfen (ein Akkordbrett, ein präpariertes Klavier-Imitat, eine große Rundharfe und zwei „Posterboy-Akkord-Banjos“ bzw. einen klanggebenden Stuhl) wurden zusammen mit Simon Bauer entwickelt.[19][20]
Auf der dazugehörigen Tour im November 2013 in Deutschland und Österreich tourte Hans Unstern mit Band zusammen mit Mary Ocher.
Not Punk, Pololo
Seit 2013 wirkt Hans Unstern neben weiteren Kunstschaffenden an dem Stück Not Punk, Pololo des Performance-Duos Gintersdorfer/Klaßen mit.[21][22]
Boiband
Gemeinsam mit Tucké Royale und dem Produzenten Black Cracker erschien 2017 das Album The Year I Broke My Voice. Stilistisch bewegt sich die Musik im Bereich Pop/R'n'B.
Pop & Geheimwissen, das Wort mit dem V in der Mitte
In der Performancereihe Pop & Geheimwissen, das Wort mit dem V in der Mitte bringen Hans Unstern und Simon Bauer 2016/2017 die Entstehung des 3. Albums im Hebbel am Ufer Theater in Berlin auf die Bühne.[23][24]
Diskografie
Video und Präsentation
- 2010: Ein Coversong (Musik: Hans Unstern, Regie: Moana Vonstadl), prämiert als eines der besten zehn Musikvideos im Musikvideo-Wettbewerb der Oberhausener Kurzfilmtage[25]
- 2010: Paris (Musik: Hans Unstern, Zeichnungen: Roland Brückner)[26]
- 2012: Ich schäme mich (Musik: Hans Unstern, Regie: Moana Vonstadl), Preisträger des MuVi-Award der Oberhausener Kurzfilmtage[27]
- 2019: Filmauftritt im Fernsehfilm Jenseits der Angst (2019)
Bibliografie
- Hans Unstern: Hanky Panky Know How. Merve-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-88396-315-0. (Gedichtband)
Einzelnachweise
- Literaturverein Edit e V. Leipzig: Josefine Rieks: Die neue Ehrlichkeit. 14. Oktober 2014, abgerufen am 8. Januar 2020.
- Merve Verlag Berlin / Hans Unstern: Hans Unstern — Pressekonferenz. Abgerufen am 8. Januar 2020 (deutsch).
- RockCity Hamburg e.V: Operation Ton #8 Ton & Instrumente: Simon Bauer "Inside The Unstern Swindle! Bau Deinen Sound selbst". 4. Februar 2015, abgerufen am 8. Januar 2020.
- Jens Uthoff: Musiker Hans Unstern über Krypto-Folk: „Ich bin nur ein Stoffwechselmedium“. In: Die Tageszeitung: taz. 28. November 2013, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 8. Januar 2020]).
- Hans Unstern Blog: Shows Archive. In: Hans Unstern. Abgerufen am 8. Januar 2020 (deutsch).
- Das Festival für Selbstgebaute Musik. Abgerufen am 8. Januar 2020.
- Radek Krolczyk: Wu Ming ist viele. In: Der Freitag. 6. November 2013.
- Jens Uthoff: Ich bin nur ein Stoffwechselmedium. Interview mit Hans Unstern. In: taz, 28. November 2013.
- Lutz Happel: Tonträger. In: Die Zeit. 26. Oktober 2012.
- Holger In't Veld: Hans Unstern The Great Hans Unstern Swindle. In: SPEX. 26. Oktober 2012, abgerufen am 8. Januar 2020 (deutsch).
- HAU: Pop & Geheimwissen. Abgerufen am 8. Januar 2020.
- Diven [premix]. In: NDR. Abgerufen am 8. Januar 2020.
- News & Kritiken: Hans Unstern – Nichtstestotrotz × NEØLYD ― Magazin für Popkultur. Abgerufen am 11. Januar 2020 (deutsch).
- zit. nach Hans Unstern – Pressekonferenz. 30. August 2012 im Merve Verlag Berlin. In: Youtube.
- Ich enttäusche euch - ich enttäusche mich - ich täusche euch - ich täusche mich - ich tausche mich - ich tausche euch - gegen mich. Hans Unstern original Töne, Transkript der Zitate der Hans-Unstern-Presseperformance im Merve Verlag Berlin, 30. August 2012.
- Hans Unstern. (Memento des Originals vom 6. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Arte Tracks. 4. Januar 2013.
- Blog von Tucké Royale (Memento des Originals vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Shop auf der Website von Hans Unstern
- Hans Unstern – Musical Instruments. In: Hans Unstern. Abgerufen am 11. Januar 2020 (deutsch).
- Hans Unstern: The Great Hans Unstern Swindle. Hans-Unstern-Newsletter vom 26. Oktober 2012.
- Not Punk, Pololo, in: Website von Gintersdorfer/Klaßen
- Hans Unstern, in: Website von Gintersdorfer/Klaßen
- HAU3 Hebbel Am Ufer Theater. Abgerufen am 8. Januar 2020.
- Ester Cara: Hans Unstern produziert neues Album live im HAU / Ticketverlosung. In: SPEX. 16. Mai 2017, abgerufen am 8. Januar 2020 (deutsch).
- MuVi-Award für „Ein Coversong“ auf den Oberhausener Kurzfilmtagen, Website der Oberhausener Kurzfilmtage
- Video Paris auf der Website von Hans Unstern
- MuVi-Award für „Ich schäme mich“ auf den Oberhausener Kurzfilmtagen, Website der Oberhausener Kurzfilmtage