Hans Nevermann

Hans Paul Friedrich Wilhelm Nevermann (* 25. März 1902 i​n Schwerin; † 13. November 1982 i​n Berlin) w​ar ein deutscher Ethnologe, Ozeanist u​nd Reiseschriftsteller. Die Südsee u​nd Südostasien w​aren sein Hauptforschungsgebiet.

Leben

Der Sohn des Postbeamten Willy Nevermann (1870–1954) und der Kaufmannstochter Ella Kentzler (1872–1947) studierte ab 1920 an den Universitäten Hamburg, Heidelberg und München Ethnologie, orientalische Sprachen und Alte Geschichte. In dieser Zeit wurde er Mitglied der christlichen Studentenverbindungen Hamburger Wingolf, Heidelberger Wingolf und Münchener Wingolf.[1] Seit 1922 war er ohne Bezahlung im Museum für Völkerkunde Hamburg tätig. 1924 wurde er in Hamburg zum Dr. phil. promoviert. Mit Werkvertrag arbeitete er später im Völkerkundemuseun in Berlin und danach als Angestellter am Museum für Völkerkunde Dresden. Er war seit 1931 Kustos der Abteilung Ozeanien im Berliner Museum für Völkerkunde und leitete diese bis zu seiner Pensionierung.

In d​en Jahren 1933/34 unternahm e​r eine Expedition n​ach Melanesien a​uf der e​r Niederländisch-Neuguinea, Neukaledonien, d​ie Loyalitätsinseln u​nd die Neuen Hebriden besuchte. Er sammelte e​twa 3100 Gegenstände, machte Tonaufnahmen u​nd führte n​eben ethnologischen Forschungen geographische u​nd biologische Beobachtungen dadurch. Dabei entdeckte e​r zwei b​is dahin unbekannte Webervogelarten.

1937 w​urde Nevermann n​ach Mecklenburg abgeordnet, u​m die Schausammlung a​m Museum für Völkerkunde Rostock n​eu zu gestalten u​nd wissenschaftlich z​u profilieren. Als Dolmetscher für südostasiatische Sprachen w​urde er 1942 z​um Wehrdienst eingezogen.

Nevermann veröffentlichte einen Artikel zum Luf-Boot aus dem Ethnologischen Museum Berlin[2]

Im Herbst 1945 w​urde ihm, d​er kein Mitglied d​er NSDAP gewesen war, wieder d​ie Leitung d​er Südseeabteilung d​es Berliner Völkerkundemuseums u​nd zusätzlich d​ie der Abteilungen für Südostasien u​nd Indien übertragen. 1950 lehnte e​r das Angebot d​er Leitung d​es Überseemuseums Bremen ab.

Nevermann w​ar ab 1951 Honorarprofessor für vergleichende Völkerkunde a​n der Freien Universität Berlin u​nd von 1951 b​is 1954 Vorsitzender s​owie von 1954 b​is 1958 2. Vorsitzender d​er Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie u​nd Urgeschichte, a​n deren Neugründung e​r wesentlich beteiligt w​ar und d​eren Archiv e​r vor d​em Krieg geleitet hatte. Er w​urde 1957 pensioniert, h​ielt aber n​och bis 1969 Vorlesungen. In Berlin w​ar er Mitglied d​er Berliner Freimaurerloge Pythagoras z​um flammenden Stern.

Bei d​er Aufarbeitung d​er Ergebnisse seiner eigenen Expedition u​nd eines Teils d​er Ergebnisse d​er Hamburger Südsee-Expedition 1908–1910 untersuchte e​r neben mündlichen Überlieferungen u​nd Religionen v​or allem Schifffahrt, Weberei, Masken u​nd Geheimbünde. Mit zusammenfassenden Darstellungen, u​nter anderem i​n Hugo Bernatziks „Großer Völkerkunde“ u​nd im „Fischer Lexikon Völkerkunde“, machte e​r völkerkundliche Kenntnisse e​inem größeren Publikum zugänglich. Zum Teil wurden s​eine Schriften i​n mehrere Sprachen übersetzt.

Schriften (Auswahl)

  • Die Schiffahrt in Ozeanien. Dissertation, Hamburg 1924.
  • Südseekunst. Eden, Hamburg 1933.
  • Masken und Geheimbünde in Melanesien. Reimar Hobbing, Berlin 1933.
  • Bei Sumpfmenschen und Kopfjägern. Union deutsche Verlagsgemeinschaft, Stuttgart / Berlin / Leipzig 1935.
  • Die indo-ozeanische Weberei. Friederichsen, de Gruyter & Co. Hamburg 1938.
  • Kultur der Naturvölker. Athenaion, Potsdam 1939.
  • Ein Besuch bei Steinzeitmenschen. Franckh, Stuttgart 1941.
  • Götter der Südsee. Spemann, Stuttgart 1947.
  • Die Schiffahrt exotischer Völker. Wigankow, Berlin 1949.

Literatur

  • Annelen Karge: Das Ethnographische Museum Rostock – Kolonialer Geist in der Hansestadt. In: Rostocker Blitzlichter 1999, S. 215ff.
  • Nils Seethaler: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft magazinierter ethnographischer Sammlungen in Deutschland am Beispiel des ehemaligen Ethnographischen Museums von Rostock. In:Mitteilungen des Museumsverbandes in Mecklenburg-Vorpommern e.V. 2010. S. 11–15.
  • Nils Seethaler: Der Ethnologe Hans Nevermann und sein Werk – zwischen dem Museum für Völkerkunde Berlin und der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU). In: Mitteilungen der BGAEU, Band 35, 2014, S. 71–78.
  • Bernhard Zepernick: In memoriam Hans Nevermann. In: Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Rahden 6.1985, S. 18–19. ISSN 0178-7896
  • Bernhard Zepernick: Hans Nevermann, Leben und Werk. In: Zeitschrift für Ethnologie. Berlin 110.1985, ISSN 0044-2666, S. 1–42.
  • Bernhard Zepernick: Nevermann, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 191 f. (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. August Winkler: Vademekum Wingolfitikum, Wingolfsverlag, Wolfratshausen 1925, S. 169.
  2. Hans Nevermann: Das Agomes-Boot des Museums für Völkerkunde. In: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.): Berliner Museen. 4. Jahrgang, Nr. 3./4., 1954, S. 35–38, JSTOR:4238115.
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