Hans Klaus
Hans Klaus (geboren 20. September 1901 in Karolinenthal, Österreich-Ungarn; gestorben 3. Oktober 1985 in London) war ein deutschsprachiger tschechoslowakisch-britischer Literat und Chemiker.
Leben
Klaus’ Eltern Simon Klaus (1863–1941) und Johanna Weltsch (1867–1942) heirateten 1890 und hatten vier Söhne. Die aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Mutter war verwandt mit Felix Weltsch und Robert Weltsch.[1] Klaus besuchte in dem von Prag eingemeindeten Karolinenthal ab 1907 die Grundschule und ab 1911 die K. k. deutsche Staatsrealschule, wo er sich mit Rudolf Altschul anfreundete. Im Sommer 1918 wurde er als untauglich gemustert und entging im Unterschied zu seinen drei älteren Brüdern, von denen zwei im Krieg starben, dem Kriegsdienst.[2] Klaus studierte 1919 bis 1923 Chemie an der Deutschen Technischen Hochschule Prag. 1919 wurden Altschuls und seine ersten poetischen Versuche in dem „Prager Klub deutscher Künstlerinnen“ rezitiert. Unter dem Namen Protest fand sich unter Klaus’ Leitung eine Gruppe deutscher Literaten zusammen, die ihre literarischen Versuche in mehreren kurzlebigen Zeitschriften herausgaben. In der Zeitschrift Avalum veröffentlichte Klaus 1921 den dramatischen Versuch Zerebrastes.[3]
Im Brotberuf kam Klaus 1924 in einer pharmazeutischen Fabrik in Prag unter. Daneben schrieb er Prager Kulturnachrichten für das 8 Uhr-Abendblatt in Berlin und das Hamburger Fremdenblatt. Ab 1926 entwickelte er eine rege literarische Tätigkeit und veröffentlichte Gedichte im Prager Tagblatt, bei Otto Pick im Feuilleton der Prager Presse und in Josef Mühlbergers Zeitschrift Witiko. 1928 kam auf der Kleinen Bühne sein dreiaktiges Kammerspiel Eine bürgerliche Tragödie heraus[4] und Ende 1929 Satanas obenauf als Tragikomödie in vier Akten.[5] In der Prager Zeitschrift Die Wahrheit erschien 1930 in Fortsetzungen die Erzählung Dr. Schourek und 1931 ein Teil eines – später verschollenen – Romanmanuskripts.[6]
Klaus floh nach der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei erst im April 1939 nach Polen und gelangte im Mai mit dem Schiff nach England.[7] Dort unterrichtete er tschechische Flüchtlingskinder in Naturwissenschaften und arbeitete ab 1941 wieder als Nahrungsmittelchemiker in Tipton und London, wo er schließlich 1968 pensioniert wurde. Seine literarische Stimme war verstummt.
Klaus’ 1931 geborene Tochter Brigitte blieb 1939 bei der inzwischen von Klaus geschiedenen Mutter in der ČSR, sie überlebte die Judenverfolgung und die eigene Deportation und emigrierte 1946 nach England.[7] Hans Klaus’ Bruder, der Amtsarzt Otto Klaus, wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und wurde 1944 mit seinem Sohn und seiner Frau Opfer des Holocaust, nur seine Tochter Alice (1919–2019) überlebte.[2]
Werke
- Bürgerliche Tragödie. Prag : Centrum, 1935
Literatur
- Hartmut Binder (Hrsg.): Prager Profile : vergessene Autoren im Schatten Kafkas. Berlin : Mann 1991. Darin: Hartmut Binder: Die verlorene Generation. Hans Klaus und sein Kreis, S. 97–252
Weblinks
- Literatur von und über Hans Klaus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hans Klaus, bei WorldCat
Einzelnachweise
- Hartmut Binder: Die verlorene Generation. Hans Klaus und sein Kreis, 1991, S. 100–110
- Hartmut Binder: Die verlorene Generation. Hans Klaus und sein Kreis, 1991, S. 120f
- Hartmut Binder: Die verlorene Generation. Hans Klaus und sein Kreis, 1991, S. 198–204
- Hartmut Binder: Die verlorene Generation. Hans Klaus und sein Kreis, 1991, S. 210–213
- Hartmut Binder: Die verlorene Generation. Hans Klaus und sein Kreis, 1991, S. 213–218
- Hartmut Binder: Die verlorene Generation. Hans Klaus und sein Kreis, 1991, S. 220
- Hartmut Binder: Die verlorene Generation. Hans Klaus und sein Kreis, 1991, S. 229f