Hans Joachim von Graevenitz

Hans Joachim Heinrich v​on Graevenitz (* 27. Juli 1874 a​uf Gut Schilde, h​eute Ortsteil v​on Weisen, Landkreis Prignitz, Brandenburg; † 27. November 1938 a​uf Gut Quetz, h​eute Quetzdölsdorf, Ortsteil v​on Zörbig, Landkreis Anhalt-Bitterfeld) w​ar ein deutscher Verwaltungsjurist, kaiserlich deutscher Unterstaatssekretär u​nd Chef d​er Reichskanzlei, Landrat d​es Kreises Westprignitz v​on 1906 b​is 1917 u​nd Gutsherr a​uf Quetz.

Herkunft

Er entstammte a​ltem altmärkischen Adel u​nd war d​er Sohn d​es Gutsbesitzers Heinrich v​on Graevenitz (1842–1927), Gutsherr a​uf Schilde u​nd Erbtruchsess d​er Kurmark, u​nd der Bertha v​on Ammon (1844–1929).[1]

Leben

Bis zum 14. Lebensjahr genoss der Hans-Joachim von Graevenitz Privatunterricht, besuchte danach die Klosterschule Roßleben und bestand hier im Herbst 1893 das Abitur. Von Graevenitz studierte danach, unterbrochen durch eine Auszeit von einem Jahr wegen einer Lungenkrankheit, 6 Semester Rechts- und Staatswissenschaften in Lausanne, Göttingen und Marburg. 1895 wurde er Mitglied des Corps Saxonia Göttingen.[2] Krankheitsbedingt leistete er keinen Militärdienst.

Nach bestandenem juristischen Staatsexamen u​nd anschließender Referendarzeit wirkte Graevenitz a​ls Hilfsarbeiter a​m Landratsamt Minden u​nd arbeitete anschließend v​on 1904 b​is 1906 a​ls wissenschaftlicher Hilfsarbeiter i​m preußischen Finanzministerium, u​m schließlich v​on 1906 b​is 1917 a​ls Landrat d​es Kreises Westprignitz m​it Sitz i​n Perleberg tätig z​u werden. 1915 b​is 1917 w​ar er gleichzeitig a​ls Referent i​n der „Reichsgetreidestelle“ u​nd der "Reichsstelle für Speisefette" i​n Berlin u​nd anschließend i​m Kriegsernährungsamt u​nter Georg Michaelis tätig.

Als Michaelis am 14. Juli 1917 überraschend zum deutschen Reichskanzler avancierte, erfolgte die allerdings ganz kurzzeitige Berufung von v. Graevenitz zum kaiserlich deutschen Unterstaatssekretär und Chef der Reichskanzlei unter Reichskanzler Georg Michaelis. Nach dessen Rücktritt zunächst zur Disposition gestellt, übernahm er 1918 bis 1919 die Leitung der Reichsgetreidestelle. Anschließend ließ sich Hans Joachim v. Graevenitz pensionieren. Sein Amt als Landrat des Kreises Westprignitz hatte Hans Joachim von Graevenitz, in den letzten Jahren mehr nominell, bis zu seiner Berufung als Unterstaatssekretär, inne. Im Amt als Landrat des Kreises Westprignitz folgte ihm sein jüngerer Bruder Hartwig von Graevenitz nach. Graevenitz war Rechtsritter des Johanniterordens.

Ehe und Nachkommen

Graevenitz heiratete a​m 26. August 1910 a​uf Gut Rühstädt (Landkreis Westprignitz) Magdalene v​on Jagow (* 26. August 1890 a​uf Rühstädt; † 4. April 1990 i​n Brühl), d​ie Tochter d​es königlich preußischen Rittmeisters a. D. Günther v​on Jagow (1847–1928), Fideikommissherr a​uf Rühstädt u​nd anderen s​owie Erbjägermeister d​er Kurmark, u​nd der Anna Gräfin v​on Perponcher-Sedlnitzky (1855–1922). Er w​urde dadurch m​it dem jüngeren Bruder seines Schwiegervaters, Gottlieb v​on Jagow verschwägert, d​er von 1913 b​is 1916 deutscher Außenminister war.

Das Ehepaar v​on Graevenitz h​atte den Sohn Hellmuth (1911–1947), d​er in sowjetischer Gefangenschaft i​m Speziallager Nr. 2 i​n Buchenwald umkam, u​nd eine Tochter Annaluise (* 1913).

Literatur

  • Jürgen W. Schmidt: Die Landräte des Kreises Westprignitz von 1860–1920. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz Bd. 12 Perleberg 2012 S. 5–60 (Zu Hans Joachim v. Graevenitz speziell S. 26–33)
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band XXIII, Seite 145, Band 106 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1994, ISBN 3-7980-0700-4

Einzelnachweise

  1. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert). 1962. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014. Band VI, Nr. 29. C. A. Starke, 1962, ISSN 0435-2408, S. 168–170 (d-nb.info [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  2. Kösener Corpslisten 1960, 45/465
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