Hank Williams
Hiram „Hank“ King Williams Sr. (* 17. September 1923 in Mount Olive, Alabama; † 1. Januar 1953 in Oak Hill, West Virginia) war ein US-amerikanischer Country-Musiker und Songwriter. Er hat zahlreiche Musiker, beispielsweise Johnny Cash, Merle Haggard, Bob Dylan oder David Allan Coe beeinflusst.
In den meisten Umfragen nach dem besten Sänger, den das Genre jemals hervorgebracht hat, belegt Hank Williams einen der vorderen Ränge – wenn nicht Platz eins.[1] Eine vergleichbare Position nimmt Williams ein, wenn nach dem Autor des besten bzw. wichtigsten Songs der Country-Geschichte gesucht wird[2] – oder ganz allgemein bei der Suche nach der einflussreichsten Figur in der Geschichte der Country-Musik.[3] Der Rolling Stone führt Williams in seiner Liste der 100 größten Sänger aller Zeiten auf Platz 27[4], in der Liste der 100 größten Künstler aller Zeiten auf Platz 74[5] und in der Liste der 100 besten Songwriter aller Zeiten auf Platz 13.[6]
Leben
Anfänge
Hank Williams wurde 1923 in einfachen Verhältnissen als Sohn von Jessie Lillybelle „Lillie“ Skipper (1898–1955) und des Holzarbeiters Elonzo Huble „Lon“ Williams (1891–1970) in Alabama geboren. Er hatte eine 1922 geborene Schwester; ein älterer Bruder war kurz nach der Geburt gestorben. Seine ersten Akkorde auf der Gitarre lernte Williams vom schwarzen Straßenmusiker Rufus „Tee Tot“ Payne. Als Teenager trat er in Alabama mit der Band The Drifting Cowboys auf, nachdem seine Familie 1937 in die Stadt Montgomery gezogen war. Die Drifting Cowboys, in der Originalbesetzung mit Braxton Schuffert, Freddie Beach und Smith „Hezzy“ Adair, blieben auch später in anderen Besetzungen seine Begleitband. 1939 verließ Williams die High School ohne Abschluss und begann für den lokalen Radiosender WSFA zu arbeiten. Bald hatte er dort aufgrund seiner Popularität eine eigene Sendung, die zweimal wöchentlich mit einer Sendezeit von fünfzehn Minuten ausgestrahlt wurde.
1941 verschlechterte sich mit dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg die Lage von Williams und seiner Band zusehends. Alle ursprünglichen Mitglieder der Drifting Cowboys wurden zur Armee eingezogen, und die Ersatzleute nahmen starken Anstoß an Williams’ immer offensichtlicher werdenden Alkoholproblemen. Sein großes Vorbild Roy Acuff wird mit dem Ausspruch zitiert: „Junge, deine Stimme ist Millionen wert, aber Verstand hast du nicht für zehn Cent.“[7] Williams erschien zu den Sendeterminen seiner Show oft volltrunken, so dass ihn die WSFA im August 1942 wegen gewohnheitsmäßiger Trunksucht hinauswarf. 1943 lernte er Audrey Mae Sheppard kennen, die er noch im selben Jahr heiratete. Sie wurde auch seine Managerin.
Karriere
Gefördert vom einflussreichen Songwriter und Produzenten Fred Rose machte Williams 1946 seine erste Aufnahme für Sterling Records, Never Again. 1947 folgte Honky Tonkin. Beide Singles waren erfolgreich und brachten ihm einen Vertrag mit MGM Records ein. Seine erste Single beim neuen Label Move It On Over wurde zu einem Country-Hit. Im August dieses Jahres wurde Williams ständiges Mitglied der Radioshow Louisiana Hayride in Shreveport, Louisiana. Aufgrund der Popularität der Show und der großen Reichweite des Senders wurde er im gesamten Südosten der Vereinigten Staaten bekannt. Seine Coverversion des Emmett-Miller-Songs Lovesick Blues von 1949 wurde sein nächster großer Hit, der auch in den Pop-Charts erfolgreich war.
Im selben Jahr wurde sein Sohn Randall Hank Williams geboren und er trat erstmals in der bekanntesten Country-Show, der Grand Ole Opry in Nashville, auf. Als erster Künstler der seit 1925 bestehenden Live-Radiosendung gab er sechs Zugaben. Mit einer Gruppe von Grand-Ole-Opry-Musikern kam Williams im November 1949 zur Truppenbetreuung auch nach Deutschland, wo er unter anderem im Berliner Titania-Palast auftrat.[8] 1950 bis 1952 folgten weitere Hits und er nahm auch unter dem Pseudonym Luke The Drifter auf. Cold, Cold Heart, die B-Seite seiner 1951 veröffentlichten Single Dear John, wurde zu einem seiner bekanntesten Songs.
1952 scheiterte die Ehe mit Audrey und er heiratete im Oktober Billie Jean Jones Eshlimar. Aus der Hochzeit wurde ein Showspektakel. 14.000 Menschen kauften sich ein Ticket für das im New Orleans Municipal Auditorium zelebrierte Ereignis. Im selben Monat wurde er aus der Grand Ole Opry ausgeschlossen, weil er aufgrund seines Alkoholkonsums unzuverlässig geworden war. Er kehrte daraufhin zum Louisiana Hayride zurück.
Krankheit und Tod
Zu Williams’ Alkoholsucht kam gegen Ende seines Lebens noch eine Morphinabhängigkeit. Zudem litt er zeitlebens unter schweren psychischen und gesundheitlichen Problemen. Seine schwierigen Lebensumstände hat Williams immer wieder in seinen Liedtexten verarbeitet. Zwei seiner berühmtesten Zeilen stammen aus dem letzten Song, der noch zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde:
„No matter how I struggle and strive,
I’ll never get out of this world alive“
Am 1. Januar 1953 wurde Hank Williams bei einer Polizeikontrolle tot in einem Auto aufgefunden, das ihn zu einer Show in Canton, Ohio, bringen sollte. Als Todesursache des 29-Jährigen wurde Herzinfarkt angegeben, der auf Medikamenteneinnahme zusammen mit übermäßigem Alkoholkonsum zurückgeführt wurde.
Familie
Sein Sohn Hank Williams Jr. wurde ebenfalls ein bekannter Country-Musiker. Auch dessen Kinder Hank Williams III und Holly Williams arbeiten als Musiker. Ein Großneffe von Williams ist der Comiczeichner J. H. Williams III.[9] Hank Williams’ außereheliche Tochter Jett Williams wurde fünf Tage nach seinem Tod geboren. Seine Vaterschaft wurde erst 1985 gerichtlich anerkannt.
Auszeichnungen
1961 wurde Hank Williams in die Country Music Hall of Fame aufgenommen.[10] 2010 wurde er postum mit einem Pulitzer-Preis (Special Citation) geehrt.[11]
Biografischer Film
2015 inszenierte Marc Abraham eine Filmbiografie über Hank Williams mit dem Titel I Saw the Light. Der Film umfasst die letzten neun Jahre des Sängers von 1944 bis 1953, von der Heirat mit Audrey bis zum Tode Williams. Die Hauptrollen spielen Tom Hiddleston und Elizabeth Olsen.
Singles
Jahr | A-Seite | Charts* | B-Seite | Charts* |
1947 | "Never Again (Will I Knock on Your Door)" | — | "Calling You" | — |
1947 | "Wealth Won't Save Your Soul" | — | "When God Comes and Gathers His Jewels" | — |
1947 | "My Love for You (Has Turned to Hate)" | — | "I Don't Care (If Tomorrow Never Comes)" | — |
1947 | "Pan American" | — | "Honky Tonkin'" | — |
1947 | "Move It On Over" | 4 | "I Heard You Crying in Your Sleep" | — |
1947 | "On the Banks of the Old Pontchartrain" | — | "Fly Trouble" | — |
1948 | "My Sweet Love Ain't Around" | — | "Rootie Tootie" | — |
1948 | "Honky Tonkin'" | 14 | "I'll Be a Bachelor 'Til I Die" | — |
1948 | "I'm a Long Gone Daddy" | 6 | "The Blues Come Around" | — |
1948 | "I Saw the Light" | — | "Six More Miles (To the Graveyard)" | — |
1948 | "A Mansion on the Hill" | 12 | "I Can't Get You Off of My Mind" | — |
1949 | "Lovesick Blues" | 1 | "Never Again (Will I Knock on Your Door)" | 6 |
1949 | "Wedding Bells" | 5 | "I've Just Told Mama Goodbye" | — |
1949 | "Mind Your Own Business" | 5 | "There'll Be No Teardrops Tonight" | — |
1949 | "You're Gonna Change (Or I'm Gonna Leave)" | 4 | "Lost Highway" | 12 |
1949 | "My Bucket's Got a Hole In It" | 2 | "I'm So Lonesome I Could Cry" | — |
1950 | "I Just Don't Like This Kind of Living" | 5 | "May You Never Be Alone" | — |
1950 | "Long Gone Lonesome Blues" | 1 | "My Son Calls Another Man Daddy" | 9 |
1950 | "Why Don't You Love Me?" | 1 | "A House Without Love" | — |
1950 | "Why Should We Try Anymore?" | 9 | "They'll Never Take Her Love from Me" | 5 |
1950 | "Moanin' the Blues" | 1 | "Nobody's Lonesome for Me" | 9 |
1951 | "Cold, Cold Heart" | 1 | "Dear John" | 8 |
1951 | "Howlin' at the Moon" | 3 | "I Can't Help It (If I'm Still in Love with You)" | 2 |
1951 | "Hey Good Lookin'" | 1 | "My Heart Would Know" | — |
1951 | "(I Heard That) Lonesome Whistle" | 9 | "Crazy Heart" | 4 |
1951 | "Baby, We're Really in Love" | 4 | "I'd Still Want You" | — |
1952 | "Honky Tonk Blues" | 2 | "I'm Sorry for You, My Friend" | — |
1952 | "Half as Much" | 2 | "Let's Turn Back the Years" | — |
1952 | "Jambalaya (On the Bayou)" | 1 | "Window Shopping" | — |
1952 | "Settin' the Woods on Fire" | 2 | "You Win Again" | 10 |
1952 | "I'll Never Get Out of This World Alive" | 1 | "I Could Never Be Ashamed of You" | — |
1953 | "Kaw-Liga" | 1 | "Your Cheatin' Heart" | 1 |
1953 | "Take These Chains from My Heart" | 1 | "Ramblin' Man" | — |
1953 | "I Won't Be Home No More" | 4 | "My Love for You" | — |
1953 | "Weary Blues from Waitin'" | 7 | "I Can't Escape from You" | — |
1954 | "The Angel Of Death'" | ? | "(I'm Gonna) Sing, Sing, Sing" | ? |
1955 | "Please Don't Let Me Love You" | 9 | "Faded Love and Winter Roses" | — |
1966 | "I'm So Lonesome I Could Cry" (re-release) | 43 | "You Win Again" | — |
1976 | "Why Don't You Love Me" (re-release) | 61 | "Ramblin' Man" | — |
1989 | "There's a Tear in My Beer" | 7 | (dubbed recording with Hank Williams, Jr.) |
Charts* = US-Country-Single-Charts, separat für A- und B-Seiten
Literatur
- Colin Escott, et al.: Hank Williams: The Biography. Brown, Little Boston 1994.
- Franz Födermayr, Werner A. Deutsch: Zum stimmlichen Ausdrucksrepertoire von Hank Williams, in: Beiträge zur Popularmusikforschung Bd. 07/08 (1989), S. 93–105 (Volltext)
- Paul Hemphill: Lovesick Blues: The Life of Hank Williams. Viking, New York 2005.
- Jeffrey J. Lange: Hank Williams Sr.. In: Encyclopedia of Alabama. 2014.
- Roger M. Williams: Hank Williams. Time-Life Records, Alexandria 1981.
Weblinks
Einzelnachweise
- Country's Top 10 Most Influential Artists
- Ergebnisse einer Umfrage nach den besten Country-Songs aller Zeiten
- The Ten Most Influential Country Artists of All-Time. 9. Februar 2013, abgerufen am 5. Juli 2020.
- Rolling Stone, Rolling Stone: 100 Greatest Singers of All Time. In: Rolling Stone. 3. Dezember 2010, abgerufen am 3. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
- Rolling Stone, Rolling Stone: 100 Greatest Artists. In: Rolling Stone. 3. Dezember 2010, abgerufen am 3. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
- The 100 Greatest Songwriters of All Time. Rolling Stone, August 2015, abgerufen am 8. August 2017 (englisch).
- Colin Escott: Hank Williams: The Biography. Little, Brown and Company, Boston 1994, ISBN 0-316-24986-6.
- Rüdiger Bloemeke: Live in Germany, Voodoo Verlag, Hamburg, 2008, ISBN 978-3-00-023781-2
- http://www.ninthart.com/display.php?article=473
- Eintrag zu Hank Williams auf der Website der Country Music Hall of Fame (Memento vom 26. Oktober 2011 im Internet Archive)
- The 2010 Pulitzer Prize Winners: Special Awards and Citations