Haarbalgmilben
Als Haarbalgmilben bezeichnet man Milben, die in den Haarbälgen (Haarfollikeln) von Säugetieren parasitieren. Die zahlreichen, meist wirtsspezifischen Arten gehören alle zur einzigen Gattung Demodex (von altgriechisch demos ‚Talg‘ und dex ‚Holzwurm‘) in der Familie Demodicidae. Sie wurden 1842 von Gustav Simon entdeckt.[1]
Haarbalgmilben | ||||||||||||
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Demodex canis (250 bis 300 µm lang) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Demodex | ||||||||||||
Owen, 1843 |
Haarbalgmilben sind kleine kegelförmige Milben von etwa 100 bis 400 µm Länge. Sie bestehen aus dem Mundbereich (Gnathosoma), dem Vorderteil (Podosoma) mit vier stämmigen Beinpaaren, die am Ende kleine stumpfe Klauen tragen, sowie dem Hinterleib (Opisthosoma). Körper und Beine haben keine Borsten. Tracheen fehlen, der Darm ist rudimentär und besitzt keinen Anus, so dass der Kot lebenslang im Körper verbleibt.[1]
Von ihren Entwicklungsstadien Ei, Larve, Protonymphe, Nymphe und Adultus entfällt vereinzelt das Stadium der Protonymphe. Unter besonderen Bedingungen kann ein Befall beim Wirt zu Erkrankungen der Haut führen, die als Demodikosen bezeichnet werden.[2]
Die beiden die menschliche Haut besiedelnden Arten, Demodex folliculorum und Demodex brevis, sind meist als harmlose (Ekto-)Kommensalen anzusehen. Die fast durchsichtigen, bis 0,4 mm langen Tiere sind bei nahezu allen Menschen höheren Lebensalters anzutreffen und ernähren sich vom Sekret der Talgdrüsen.[3] Eine Verbindung mit Rosazea und Entzündungen der Meibomschen Drüsen (ein Drüsentyp, der für den dickflüssigen Anteil der Tränenflüssigkeit verantwortlich ist, der als Evaporationsschutz dient) über die Querkontamination mit dem Bakterium Bacillus olerinus ist in Diskussion.[4]
Die Eradikation der Milben mit Hilfe intensiver Lichtpulse anstatt chemischer Therapeutika wurde in kleinen Studien bestätigt.[4]
Systematik
2009 gab Clifford Desch die Anzahl der Arten mit 86 an, darunter:
- Demodex antechi
- Demodex brevis: Haarbalgmilbe des Menschen
- Demodex bovis: Haarbalgmilbe der Rinder
- Demodex canis: Haarbalgmilbe des Hundes, siehe auch Canine Demodikose
- Demodex caprae: Haarbalgmilbe der Ziegen
- Demodex cati: Haarbalgmilbe der Katzen, siehe auch Demodikose der Katze
- Demodex caviae: Haarbalgmilbe der Meerschweinchen
- Demodex cornei: Haarbalgmilbe des Hundes (→ Canine Demodikose)
- Demodex equi: Haarbalgmilbe des Pferdes
- Demodex folliculorum: Haarbalgmilbe des Menschen
- Demodex gapperi
- Demodex gatoi: Haarbalgmilbe der Katzen (→ Demodikose der Katze)
- Demodex injai: Haarbalgmilbe des Hundes (→ Canine Demodikose)
- Demodex ovis: Haarbalgmilbe der Schafe
- Demodex phyloides: Haarbalgmilbe der Schweine
Literatur
- Clifford E. Desch: Human hair follicle mites and forensic acarology. In: Experimental and Applied Acarology, Band 49, Nr. 1/2, 2009, S. 143–146, doi:10.1007/s10493-009-9272-0.
Weblinks
Einzelnachweise
- Tanja Töpfer: Diagnose und Therapie der Demodikose bei Hunden und Katzen. In: Kleintierpraxis Band 65, 2020, Heft 8, S. 444–459.
- Richard Wall, David Shearer: Veterinary Ectoparasites. Biology, Pathology and Control. 2. Auflage. John Wiley & Sons, New York NY 2008, ISBN 978-0-632-05618-7, S. 44.
- Clifford Desch: Human hair follicle mites and forensic acarology. In: Experimental and Applied Acarology. Band 49, Ausgabe 1/2, Oktober 2009, S. 143–146.
- Steven J. Dell: Intense pulsed light for evaporative dry eye disease. 20. Juni 2017, abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).