Haaniella saussurei
Haaniella saussurei ist eine Gespenstschreckenart aus der Familie Heteropterygidae und gehört zu den auf Borneo beheimateten Vertretern der Gattung Haaniella.
Haaniella saussurei | ||||||||||||
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Haaniella saussurei, Pärchen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Haaniella saussurei | ||||||||||||
Kirby, 1904 |
Merkmale
Wie für alle Vertreter der Gattung typisch, hat auch Haaniella saussurei in beiden Geschlechtern viele spitze Dornen an Körper und Beinen sowie stark verkürzte Flügel. Die als Tegmina ausgebildeten Vorderflügel bedecken die kurzen Hinterflügel vollständig. Letztere sind zu Stridulationsorganen umgewandelt und dienen zur Abwehr von Feinden. Die Weibchen sind oft kontrastreich hell und dunkelbraun gemustert, können aber ebenso nur dunkel sein. Mit zunehmendem Alter lässt der Kontrast bei den gemusterten Weibchen nach und die Tiere werden dunkler. Eierlegende Weibchen haben einen auffällig prallen Hinterleib (Abdomen), dessen Ende von einem stachelartigen Legeapparat gebildet wird, der den eigentlichen Ovipositor umgibt. Das dorsale Endglied dieses Legestachels wird vom elften Tergum gebildet. Diese als Supraanalplatte bezeichnete Struktur ist bei den Weibchen von Haaniella saussurei am Ende durch vier feine Zähne charakterisiert. Ältere Jugendstadien haben kräftig rosarot gefärbte Zwischenhäute im Bereich der Hinter- und Mittelhüften und teilweise auch an den Zwischenhäuten der Hinterleibssegmente. Die Hinter- und Mittelhüften selbst sind hell- bis stahlblau. Diese auffällige Färbung dient der Warnung, da sich die Tiere mittels der dornigen Hinterbeine verteidigen. Die Hinterbeine werden zusammen mit dem Abdomen in die Höhe gestreckt und klappen bei Berührung zusammen, so dass sie einen Angreifer einklemmen. Weibchen werden mit 127 bis 132 mm deutlich größer als die Männchen. Diese sind viel schlanker, auf dem Rücken wesentlich stachliger und werden nur etwa 82 bis 92 mm lang. Sie sind unmittelbar nach der Imaginalhäutung meist dunkelbraun, werden dann aber häufig sehr hell. Ihre Vorderflügel sind an der Basis dunkelbraun und an den seitlichen Rändern fast weiß. Der mittlere und hintere Anteil ist ebenfalls weiß mit einer dunkelbraunen Aderung. Die Stacheln und Gelenkhäute sind oft auffällig grün. Sowohl in der Färbung des Körpers, als auch der Flügel, ähneln sie sehr den Männchen von Haaniella grayii, wobei diese meist noch intensivere Grüntöne zeigen. Während aber Haaniella grayii auf dem Mesonotum neben den charakteristischen vier Stacheln am Ende noch vorn und in der Mitte ein Paar lange Stacheln hat, fehlt Haaniella saussurei das Stachelpaar in der Mitte des Mesonotums. Bei adulten Männchen fallen nicht nur die grünen Stacheln auf, sondern auch die grünen, teilweise auch türkisgrünen Gelenkbereiche insbesondere an den Hinterhüften, die dort durch den roten Schenkelring besonders hervortreten.[1]
Verbreitung und Fortpflanzung
Das Verbreitungsgebiet von Haaniella saussurei ist auf die küstennahen Bereiche im Westen der Insel Borneo beschränkt. Hier wurde die Art im Südwesten des malaiischen Bundesstaates Sarawak gefunden. Die Weibchen legen die zitronenförmigen, unbehaarten Eier in den Boden ab. Diese sind 9 bis 12 mm lang, 7 mm hoch und etwa 6 mm breit.[1][2]
Systematik
Henri de Saussure ordnete die Art 1869 noch der zehn Jahre zuvor von John Obadiah Westwood beschriebenen Heteropteryx grayii (heute Haaniella grayii) zu. William Forsell Kirby errichtete dann eine eigene Art und nannte sie zu Ehren Saussures Haaniella saussurei. Josef Redtenbacher vertrat 1906 noch die Ansicht, dass die Tiere der Gattung Heteropteryx zuzuordnen sein und bezeichnete sie entsprechend. John W. H. Rehn synonymisierte die Art mit Haaniella echinata und beschrieb sie anhand eigenen Materials gleichzeitig als Haaniella echidna erneut. Letztere wurde von Klaus Günther als Unterart zu Haaniella echinata gestellt. Auch die von Redtenbacher bearbeiteten Tiere hielt er für einen Unterart und nannte sie Haaniella echinata saussurei (Redtenbacher). Als Synonyme sind anzusehen:[3]
- Syn. = Haaniella echidna Rehn, J. W. H., 1938
- Syn. = Heteropteryx grayi Saussure, 1869
- Syn. = Heteropteryx saussurei Redtenbacher, 1906
Terraristik
In der Terraristik tauchte Haaniella saussurei erstmals in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre auf. Die Zuchtstämme gehen zurück auf Tiere die von Philip E. Bragg und Ian Abercrombie 1994 in Sarawak, genauer in Tarum nahe Debak gesammelt wurden. Von der Phasmid Study Group erhielt die Art die PSG-Nummer 177.
Für die Haltung von Haaniella saussurei werden mittelgroße Terrarien benötigt. In diesen sollte ein zur Eiablage geeignetes, stets leicht feuchtes Substrat den Terrarienboden fünf bis zehn Zentimeter bedecken. Die Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Terrarium sollten eher hoch sein, um der tropischen Herkunft der Tiere gerecht zu werden. Gefressen werden Blätter von Brombeeren, Himbeere, Efeu, Eichen, Eukalyptus und Shallon-Scheinbeere.[4][5][6]
Bilder
- Männchen
- kontrastreich gezeichnetes Weibchen
- Eier
- Anordnung der Bruststacheln bei einem Männchen
Weblinks
Einzelnachweise
- Philip E. Bragg: Phasmids of Borneo, Natural History Publikations (Borneo) Sdn. Bhd., Kota Kinabalu, Sabah, Malaysia, 2001, S. 90–93, ISBN 983-812-027-8
- Christoph Seiler, Sven Bradler, Rainer Koch: Phasmiden – Pflege und Zucht von Gespenstschrecken, Stabschrecken und Wandelnden Blättern im Terrarium. bede, Ruhmannsfelden 2000, S. 137, ISBN 3-933646-89-8
- Paul D. Brock: Phasmida Species File Online. Version 2.1/4.0. (abgerufen am 25. April 2011)
- Phasmidenseite von Frank H. Hennemann & Oskar V. Conle (Memento des Originals vom 2. Mai 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Phasmid Study Group Culture List (Memento vom 5. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today) (englisch)
- Eugène Bruins: Illustrierte Terrarien Enzyklopädie - Dörfler Verlag, Eggolsheim 2006, S. 77, ISBN 978-3-89555-423-0