Terraristik
Die Terraristik oder Terrarienkunde ist das Sachgebiet, das sich mit der Planung, der Einrichtung, dem Betrieb eines Terrariums und der Pflege der darin gehaltenen Lebewesen (zum Beispiel Echsen, Schlangen, Frösche und/oder Insekten oder andere Wirbellose) befasst. Menschen, die ein Terrarium versorgen, nennen sich Terrarianer. Terrarianer beschäftigen sich mit den unterschiedlichsten Kulturdisziplinen, um ihre Pfleglinge optimal zu versorgen: Technik, Geographie, Klima, Tierkunde, Kommunikation. Die notwendige Sachkunde Terraristik kann an anerkannten Schulungszentren erworben werden.
Unter anderem gibt es in diesem Bereich auch Messen und Börsen, wie z. B. die Terraristika Hamm, der weltweit größten Börse für Terrarientiere oder die Exotica Terraristikbörse in Österreich oder die Terra-Ruhr in Deutschland, Gesellschaften, Vereine und Auffangstationen.
Geschichte der Terraristik[1]
18. Jahrhundert
Rösel von Rosenhof (1705–1759) war einer der Urväter in der gezielten Haltung von Amphibien und Reptilien. Er hielt für eine gewisse Zeit Frösche bei sich, um Ihr Verhalten zu studieren und sie für sein Buch „Historia naturalis ranarum nostratium“[2] (Die Natürliche Historie der Frösche hiesigen Landes) zeichnen zu können. Ein weiterer Ur-Terrarianer war Johann Matthaeus Bechstein (1759–1822). Auch er erwähnt in seinen Schriften das erste Mal die Terraristik. Aufgrund der florierenden Schifffahrt kamen um 1800 dann auch die ersten lebenden Reptilien in den deutschsprachigen Raum.[1]
19. Jahrhundert
In dieser Zeit begannen schon die ersten Händler ihr Geschäft aufzuziehen und Reptilien an Interessierte zu verkaufen. Die Popularität der Terraristik entfachte weiter als Emil Adolf Rossmässler einen Aufsatz „Der See im Glase“ in der Familienzeitschrift „Die Gartenlaube“ veröffentlichte. Zu fast derselben Zeit 1869 eröffnete auch das „Berliner Zoo Aquarium“, in welchem Reptilien und Amphibien gezeigt wurden.
1884 veröffentlichte Johann von Fischer, Direktor des Düsseldorfer Tierparks, das erste reine Terraristik-Buch. In dieser Zeit begannen Terrarianer auch sich zu vernetzen. Erste Vereine wurden gegründet, 1890 fand die erste Ausstellung statt und die erste rein vivaristische Zeitschrift „Blätter für Aquarien- und Terrarien-Freunde“ erschien.
Doch die richtige Haltung von Reptilien und Amphibien scheiterte bis 1900 an der fehlenden Technik, um ein optimales Klima zu schaffen. Otto Tofohr entwickelte den sogenannten „Tofohr-Ofen“. Ein mit offener Flamme arbeitendes Heizsystem, welches die Terrarien richtig beheizen kann.[1]
20. Jahrhundert
In dieser Zeit erschienen nicht nur weitere Zeitschriften, sondern auch ein neuer Verein gegründet. Am 1. April 1918 entstand, auf den Vorschlag des Molchforschers Willy Wolterstorff (1864 – 1943) hin, der erste Zusammenschluss von Terrarianern und Wissenschaftlern. Genannt wurde diese Vereinigung „Salamander, zwanglose Vereinigung jüngerer Terrarien- und Aquarienfreunde“. Diese Gemeinschaft überstand den Krieg und die Teilung Deutschlands und wurde später in „Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde“ umbenannt.[1]
21. Jahrhundert
In der heutigen Zeit hat sich die Terraristik sehr verbreitet. Durch die leichte Verfügbarkeit der Reptilien und Amphibien kann sich praktisch jeder ein Tier besorgen, und das wurde zum Problem. Wie bei manch anderen Haustieren fühlen sich Halter schnell überfordert oder ihnen fehlt das nötige Wissen. So entstehen schnell Erkrankungen bei den Tieren oder sie werden einfach ausgesetzt.
Daher wurden in den letzten Jahren Stimmen für ein Haltungsverbot für Reptilien und Amphibien laut.[1]