HMS Faulknor (1914)

Die HMS Faulknor w​ar ein b​ei der britischen Werft J. Samuel White i​n Cowes u​nter der Baunummer 1386 für Chile a​ls Almirante Simpson gebauter großer Zerstörer d​er sechs Boote umfassenden Almirante-Lynch-Klasse.


Schwesterboot HMS Broke
Übersicht
Typ Zerstörer
Bauwerft

J. Samuel White Co., Cowes

Stapellauf 26. Februar 1914
1. Dienstzeit
Indienststellung 24. August 1914
als HMS Faulknor
Verbleib Rückgabe an Chile April 1920
2. Dienstzeit
Indienststellung 27. November 1920
Außerdienststellung 1933
Verbleib 10. April 1939 als Zielschiff versenkt
Technische Daten
Verdrängung

Standard: 1.600 t
Maximal: 1.993 t

Länge

Lü.a.: 100,95 m

Breite

9,9 m

Tiefgang

3,35 m

Besatzung

197 Mann
Chile: 160 Mann

Antrieb
  • 6 White-Forster-Kessel
  • 3 Turbinensätze auf 3 Wellen
  • 30.000 PS
Geschwindigkeit

30 kn

Reichweite

4205 sm b​ei 15 kn

Bewaffnung

Original:

Nach Umbau:

  • 2 × 12-cm-Geschütze
  • 2 × 10,2-cm-Geschütze
  • 2 × 4,7-cm-Flakgeschütze
  • 4 × 53,3-cm-Torpedorohre
Bunkermenge

433 t​s Kohle, 83 t​s Heizöl

Schwesterboote

HMS Brooke, HMS Botha, HMS Tipperary

sehr ähnlich

Almirante Lynch,
Almirante Condell

1914 w​urde das i​n der Ausrüstung befindliche Boot v​on der Royal Navy angekauft u​nd nach d​er Familie Faulknor benannt, d​ie im 19. Jahrhundert einige britische Marineoffiziere gestellt hatte. Sie diente während d​es Ersten Weltkrieges a​ls Flottillenführer i​n der britischen Marine u​nd nahm a​n der Skagerrakschlacht teil.

Nach d​em Weltkrieg kaufte Chile d​ie verbliebenen Boote wieder zurück. Die HMS Faulknor erhielt i​n chilenischen Diensten j​etzt den Namen Almirante Riveros. Schon 1933 w​urde sie a​us der Flottenliste gestrichen u​nd 1939 a​ls Zielschiff versenkt.

Technische Beschreibung

Abmessungen und Antrieb

Der Flottillenführer m​it vier Schornsteinen verdrängte b​ei einer Länge v​on 100,95 Meter über alles, 97,54 Meter i​n der Wasserlinie, 9,91 Meter maximaler Breite, 3,53 Meter Tiefgang u​nd 6,43 Meter Seitenhöhe gemäß Konstruktion 1600 Tonnen, i​m Einsatz 1993 Tonnen. Den Dampf für d​ie 30.000 PSw leistende Dreiwellen-Parson-Turbinenanlage lieferten s​echs White-Foster-Wasserröhren-Kessel m​it 15 atü. Bei d​er Probefahrt erreichte d​ie Faulknor d​amit bei 30.096 PSw u​nd 1573 Tonnen Verdrängung 29,91 Knoten[F 1].

Bewaffnung

Die Bewaffnung bestand b​eim Bau a​us sechs 10,2-cm-Schnellfeuer-Geschütze i​n Einzelaufstellung (je z​wei Geschütze a​n Bug u​nd Heck, z​wei weitere l​inks und rechts n​eben der Brücke), z​wei Maschinengewehren s​owie vier 53,3-cm-Torpedorohre.[F 1] In britischen Diensten k​amen zum Kriegsende für d​ie vier 10,2-cm-Geschütze a​n Bug u​nd Heck z​wei 12-cm-Geschütze a​n Bord. Daneben w​aren zwei 4,7-cm-Flakgeschütze i​n Ständen v​or und hinter d​em dritten Schornstein verbaut. Die v​ier Torpedorohre wurden anfangs a​ls Einzelrohre geführt, b​ei der Umrüstung wurden s​ie durch z​wei Zwillingsrohre ersetzt. Diese Bewaffnung behielt d​er Zerstörer a​uch in chilenischen Diensten.[F 2]

Geschichte

Bei Kriegsausbruch 1914 befanden s​ich auf britischen Werften verschiedene Zerstörer für ausländische Marinen i​m Bau. Für Chile b​aute die Werft J.S. White v​ier 1912 bestellte Flottillenführer n​ach dem Vorbild d​er 1912 v​om Stapel gelaufenen Almirante Lynch. Die Lynch u​nd ihr Schwesterschiff Almirante Condell w​aren noch Anfang 1914 n​ach Chile überführt.

Die Almirante Simpson, d​ie am 26. Februar 1914 v​om Stapel gelaufen w​ar und s​ich in d​er Ausrüstung befand, konnte n​ach kurzen Verhandlungen m​it der chilenischen Regierung gemeinsam m​it seinem a​m 25. Mai 1914 v​om Stapel gelaufenen Schwesterschiff Almirante Goni v​on der Royal Navy übernommen werden. Benannt w​ar sie n​ach den früheren Oberbefehlshaber d​er Chilenischen Marine Robert Winthrop Simpson (1799–1877).

Die beiden angekauften Zerstörer kamen als HMS Faulknor und Broke in den Dienst der Royal Navy. Diese erhielt mit diesen Zerstörern einen schnellen und kampfstarken Schiffstyp, mit einer für die damaligen Verhältnisse auf englischen Zerstörern unüblich umfangreichen Ausrüstung (E-Heizung, Bäckerei, Kühlschränke, Baderäume, elektrische Munitionsaufzüge, Entfernungsmessgeräte vorn und achtern). Für die neu zulaufenden modernen Zerstörer der Royal Navy stellte dieser einen adäquate Flottillenführer dar. Daher wurden auch die beiden weiteren im Bau befindlichen chilenischen Zerstörer angekauft.

Dienst in der Royal Navy

Die Faulknor stellte am 24. August 1914 in Dienst[F 1]. Sie wurde der Grand Fleet als Flottillenführer zugewiesen und löste Anfang 1915 die HMS Swift als Führer der 4. Zerstörerflottille ab, die aus den Zerstörern der Acasta-Klasse bestand. 1916 wurde sie dort durch das neu in Dienst kommende Schwesterboot HMS Tipperary ersetzt. Vor der Skagerrakschlacht lag die Faulknor als Flottillenführer der aus Zerstörern der Admiralty M-Klasse bestehenden 12. Zerstörerflottille in Scapa Flow. Am 30. Mai war die 12. Zerstörerflottille unter Captain Stirling auf der Faulknor am Abend wegen eines Schadens auf der Marlborough zurückgefallen. Die Flottille bestand aus dreizehn Zerstörern der M-Klasse, der Faulknor und dem weiteren Flottillenführer Marksman. Gegen 2:43 am Morgen des 1. Juni sichtete Obedient Schiffe auf Ostsüdost-Kurs in der langsam einsetzenden Dämmerung. Die nicht identifizierten Schiffe gaben falsche Erkennungssignale und der Angriff auf deutsche Schlachtschiffe und alte Linienschiffe begann bei fast idealen Bedingungen. Das Linienschiff Pommern wurde von einem Torpedo getroffen. Sechs Zerstörer feuerten 17 Torpedos auf das deutsche Geschwader, ehe dessen Artilleriefeuer die übrigen Zerstörer vertrieb. Stirling versuchte über das Gefecht zu berichten und setzte drei Meldungen ab, aber keine erreichte den britischen Oberbefehlshaber Jellicoe. Hätten ihn die Meldungen erreicht, hätte Jellicoe wenden und die Hochseeflotte noch vor ab 4:30 und ihrem Einlaufen in den Schutz der deutschen Minenfelder erreichen können[1]. Gegen 4:10 am Morgen des 1. Juni wurde die Pommern von einem, vielleicht auch noch von einem zweiten Torpedo getroffen. Der Treffer explodierte in einem der 17 cm-Magazine des Linienschiffes und verursachte eine gewaltige Explosion, die das Schiff zerbrach. Die Pommern kenterte; nur das Heckteil schwamm noch fast 20 Minuten und die Schrauben drehten leer.[2] Die Pommern sank mit der gesamten Besatzung von 839 Offiziere und Mannschaften[3]. Ob die Faulknor das Linienschiff SMS Pommern mit einem Torpedo traf[4], ist unklar.

Das Schwesterboot Tipperary w​urde als Führerschiff d​er 4. Zerstörerflottille versenkt, d​ie in dieser Flottille a​uch eingesetzte Broke w​urde schwer beschädigt. Die d​er 1. Zerstörerflottille i​n Harwich angehörende Botha k​am nicht i​n der Skagerrakschlacht z​um Einsatz.

Die Faulknor gehörte ab 1917 zur Dover Patrol, einer Streitmacht, die deutschen Kriegsschiffen den Zugang zum Englischen Kanal verwehren sollte, über den der britische Nachschub und Truppentransporte liefen. Die Faulknor nahm an vielen Operationen gegen die deutsch besetzte belgische Küste teil, beispielsweise am ersten und zweiten Überfall auf Zeebrügge und Ostende im Frühjahr 1918.

Dienst in Chile

Nach Kriegsende kaufte Chile i​m April 1920 d​ie Faulknor m​it ihren verbliebenen Schwesterschiffen Botha u​nd Broke zurück. Sie w​urde in Almirante Riveros, n​ach dem chilenischen Konteradmiral Galvarino Riveros Cárdenas (1819–1892), umbenannt. Am 27. November 1920 verließ s​ie Plymouth m​it dem Schwesterboot Almirante Uribe (ex HMS Botha, ursprünglich Almirante Goni) u​nd dem Schlachtschiff Almirante Latorre, d​as von d​en Briten ebenfalls z​u Kriegsbeginn unfertig angekauft u​nd als HMS Canada i​n der Royal Navy eingesetzt worden war. Der Verband u​nter dem Kommando v​on Admiral Luis Gomez Carreño t​raf am 20. Februar 1921 i​n Chile ein.

Am 31. August 1931 brach wegen erheblicher Soldkürzungen auf fast allen Schiffen der Marine eine Meuterei aus. Ausgangspunkt war die Almirante Latorre in Coquimbo, dem Winterquartier der Flotte. Die Almirante Riveros gehörte zu dem dann ebenfalls meuternden Südverband der Flotte in Talcahuano. Die Armee beschoss die Meuterer in Talcahuano. Die als Sicherungsschiff eingesetzte Almirante Riveros wurde dabei mehrfach getroffen und lief dann zur Isla Quiriquina, wo sie ihre Toten und Verletzten an Land gab. Das im Weltkrieg stark beanspruchte Boot wurde 1933 ausgemustert.[F 2] Die Almirante Riveros ex HMS Faulknor wurde am 10. April 1939 als Zielschiff von der Almirante Latorre versenkt.

Literatur

  • Geoffrey Bennett: Die Skagerrakschlacht, Wilhelm Heyne, München 1976, ISBN 3-453-00618-6.
  • N. J. Campbell: Jutland: An analysis of the fighting, Naval Institute Press, Annapolis, Md.1987, ISBN 0-85177-379-6.
  • Maurice Cocker: Destroyers of the Royal Navy, 1893–1981, Ian Allan 1983, ISBN 0-7110-1075-7.
  • James J.Colledge, Ben Warlow: Ships of the Royal Navy, Chatham, 4. Aufl. London 2010, ISBN 9-7819-3514907-1.
  • Harald Fock: Z-vor! Internationale Entwicklung und Kriegseinsätze von Zerstörern und Torpedobooten, Bd. 1. 1914 bis 1939. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0762-9.
  • Antony Preston: Destroyers, Hamlyn 1977, ISBN 0-600-32955-0.
  • Nigel Steel, Peter Hart: Jutland 1916: Death in the Grey Wastes, Cassell, London 2004, ISBN 0-304-36648-X.
Commons: Faulknor-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bennett, S. 147f.
  2. Staff, S. 12f., Campbell, S. 305
  3. Staff, S. 13
  4. einige Quellen behaupten, die Versenkung der Pommern gelang der HMS Onslaught
  1. Harald Fock: Z-vor! Internationale Entwicklung und Kriegseinsätze von Zerstörern und Torpedobooten, Bd. 1. 1914 bis 1939. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0762-9, Seite 100
  2. Harald Fock: Z-vor! Internationale Entwicklung und Kriegseinsätze von Zerstörern und Torpedobooten, Bd. 1. 1914 bis 1939. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0762-9, Seite 209
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.