HMS Achilles (1863)
Die HMS Achilles war eine gepanzerte Fregatte, die in den 1860er Jahren für die Royal Navy gebaut wurde. Die Achilles erfuhr mehr Veränderungen an ihrer Takelage und Bewaffnung als jedes andere britische Kriegsschiff davor oder danach.[1]
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Geschichte
Achilles, benannt nach dem griechischen Helden der Mythologie,[2] wurde am 10. April 1861 bei der Chatham-Werft in Auftrag gegeben.[3] Es war das erste Kriegsschiff mit eisernem Rumpf, das in einer staatlichen Werft gebaut wurde. Da die für die Verarbeitung von Eisen erforderlichen Maschinen zuerst angeschafft und die Arbeiter für ihre Verwendung ausgebildet werden mussten, verzögerte sich der Bau des Schiffes erheblich. Das Schiff wurde am 1. August 1861 in einem Trockendock auf Kiel gelegt und am 23. Dezember 1863 zu Wasser gelassen. Die Achilles wurde am 26. November 1864 zum Preis von 469.572 £ fertiggestellt.[1] Bis 1868 diente sie in der Kanalflotte. Nach einer Überholung und ihrer ersten größeren Aufrüstung wurde die Achilles bis 1874 als Wachschiff in Portland eingesetzt, wo sie erneut aufgerüstet wurde. Von ihrer Fertigstellung 1875 bis 1877 als Kapitän William Hewett das Kommando übernahm, diente sie als Wachschiff in Liverpool. 1878 war sie eines der Schiffe der Particular Service Squadron das Admiral Geoffrey Hornby während des Russisch-Türkischen Krieges im Juni/August 1878 durch die Dardanellen führte. Im Oktober 1879 kollidierte die Achilles versehentlich mit dem Flaggschiff der Mittelmeerflotte, Alexandra, wurde aber nur leicht von der Schiffsschraube beschädigt.[4] 1880 kehrte das Schiff zur Kanalflotte zurück und wurde 1885 ausgemustert.[5] Im April 1901 wurde die Achilles als Depotschiff nach Malta geschickt, wo ihre Aufgaben an Land 1914 von der „Steinfregatte“ Fort St. Angelo übernommen wurde. Um ihren Namen für einen neuen Panzerkreuzer freizugeben, wurde die Achilles 1902 in Hibernia umbenannt und im März 1904 in Egmont. 1914 wurde sie nach Chatham zurückgebracht und diente dort ebenfalls als Depotschiff unter den Namen Egremont (19. Juni 1916) und Pembroke (6. Juni 1919).[6] Am 26. Januar 1923 wurde das Schiff zum abwracken an die Granton Shipbreaking Co. verkauft.[7]
Technik
Die Achilles war das dritte Projekt des Marineprogramms von 1861 und wurde als verbesserte Version der früheren Panzerfregatten der Warrior-Klasse mit einem vollständigen Panzergürtel an der Wasserlinie entworfen. Das Schiff hatte eine Länge zwischen den Loten von 115,82 m, eine Breite von 17,77 m und einen Tiefgang von 8,31 m.[8] Es verdrängte 9.980 t[9] und hatte eine Vermessung von 6.121 bm.[8] Der Rumpf war durch wasserdichte Querschotten in 106 Abteilungen gegliedert und hatte einen doppelten Boden.[10] Die Achilles wurde mit einem hohen Schwerpunkt konstruiert und war sehr steif – so sehr, dass das Schiff während eines Sturms, bei dem die Bramstengen des Groß- und Besanmastes abgerissen und die Marssegel zerfetzt wurden, nur um 10 Grad rollte. Aufgrund ihrer großen Länge war sie nicht sehr manövrierfähig. Die Achilles hatte eine Besatzung von 709 Offizieren und Mannschaft.[11]
Antrieb
Das Schiff verfügte über eine Zweizylinder-Dampfmaschine von John Penn and Sons, die eine einzelne Schraube antrieb.[12] Zehn rechteckige Kessel versorgten die Maschine mit Dampf bei einem Arbeitsdruck von 25 psi. Bei Probefahrten am 15. März 1865 erreichte die Achilles eine Höchstgeschwindigkeit von 14,32 Knoten (26,52 km/h) bei einer Leistung von 5.722 PSi (4.267 kW). Das Schiff hatte 760 t Kohle geladen,[12] genug, um 1.800 Seemeilen (3.300 km) bei einer Geschwindigkeit von 6,5 Knoten (12,0 km/h) zu dampfen.[1] Die Achilles war das einzige Vollschiff der Royal Navy, das jemals vier Masten hatte.[13] Ihre Segel hatten eine Größe von insgesamt 4.088 m², die größte Fläche, die jemals auf einem britischen Kriegsschiff genutzt wurde.[10] Auf halbem Wind war ihre Leistung unbefriedigend, daher wurde ihr Bugspriet im Juni 1865 entfernt, um dieses Problem zu beheben. Nun hatte sie jedoch zu viel Luvgierigkeit, so dass der Bugspriet erneut ersetzt und der Fockmast im Juli 1866 um 7,60 m nach vorne verlegt wurde.[1] Dadurch verringerte sich die Segelfläche auf 2.799 m².[12] 1877 wurde die Achilles zur Bark umgeriggt.[13] Beide Schornsteine waren einfahrbar, um den Windwiderstand zu verringern, wenn sie allein unter Segel fuhr.[14]
Bewaffnung
Die geplante Bewaffnung der Achilles wurde nicht weniger als fünfmal geändert, bevor sie schließlich montiert wurde. Sie erhielt vier 17,8-cm-RBL-Armstrong-Kanonen auf dem Oberdeck und 16 100-Pfünder-Somerset-Glattrohrkanonen acht auf jeder Seite des Hauptdecks. Die Hinterladerkanonen waren eine Neuentwicklung von Armstrong, in die man große Hoffnungen setzte. Schusstests im September 1861 gegen ein gepanzertes Ziel zeigten jedoch, dass die 110-Pfünder-Kanone der 68-Pfünder-Glattrohrkanone in Bezug auf Durchschlagskraft unterlegen war, und wiederholte Zwischenfälle mit Verschlussexplosionen während der Schlachten um Shimonoseki und der Bombardierung von Kagoshima in den Jahren 1863 bis 1864 veranlassten die Marine, vom weiteren Gebrauch der Kanone abzusehen. 1865 wurden sechs 68-Pfünder-Glattrohrkanonen hinzugefügt, drei auf jeder Seite des Hauptdecks. Das Vollgeschoss der 68-Pfünder-Kanone wog etwa 30,8 kg, während das Gewicht der Kanone selbst 4.826 kg betrug. Das Geschütz hatte eine Mündungsgeschwindigkeit von 481 m/s und bei einer Rohrerhöhung von 12° eine Reichweite von 2.900 m. Das 110-Pfünder-Geschütz wog 4.318 kg und verschoss ein zwischen 48,5 und 49,9 kg schweres Geschoss. Sie hatte eine Mündungsgeschwindigkeit von 350 m/s und bei einer Elevation von 11,25° eine maximale Reichweite von 3.700 m. Alle Geschütze konnten sowohl Kanonenkugeln als auch Granaten abfeuern.[15]
Von 1867 bis 1768 wurde die Achilles einer Generalüberholung unterzogen, bei der sie mit 22 17,8-cm- und acht 20,3-cm-Geschützen bewaffnet wurde. Die 20,3-cm-Kanonen und 18 17,8-cm-Kanonen wurden auf dem Hauptdeck montiert, die verbleibenden 17,8-cm-Kanonen ersetzten die Armstrong-Kanonen auf dem Oberdeck.[14] Die Granate der 20,3-cm-Kanone wog 79,4 kg, während die Kanone selbst neun britische Tonnen (9,1 t) wog. Es hatte eine Mündungsgeschwindigkeit von 430 m/s und konnte eine 244 mm dicke schmiedeeiserne Panzerung durchschlagen. Das 17,8-cm-Geschütz wog 6,5 britische Tonnen (6,6 t) und verschoss eine 50,8-kg-Granate. Es war in der Lage, eine 196 mm starke Panzerung zu durchschlagen.[16] 1874 wurde die Bewaffnung des Schiffes erneut umgestaltet. Diesmal erhielt das Schiff 16 22,9-cm-RML-12-ton Kanonen, welche die vier 20,3-cm- und zwanzig der 22 17,8-cm-Geschütze ersetzten. Vierzehn der 22,9-cm-Kanonen wurden auf dem Hauptdeck montiert, die beiden anderen ersetzten die 17,8-cm-Verfolgerkanonen. Die beiden verbleibenden 17,8-cm-Kanonen blieben auf dem Achterdeck. Da die 22,9-cm-Geschütze wesentlich größer waren als ihre Vorgänger, mussten die Geschützpforten verbreitert werden, um sie unterzubringen. Die Granate des 12-ton-Geschützes wog 115,2 kg, während das Geschütz selbst 12 t wog. Es hatte eine Mündungsgeschwindigkeit von 430 m/s und war in der Lage, eine 287 mm dicke Schmiedeeisenpanzerung zu durchschlagen.[16]
Panzerung
Das Schiff hatte einen schmiedeeisernen Panzergürtel, der über die gesamte Länge des Schiffes verlief. Mittschiffs war er auf einer Länge von 64,6 m 114 mm dick und verjüngte sich zu den Enden des Schiffes hin auf 64 mm. Die Panzerung reichte bis 1,7 m unter die Wasserlinie. Das Hauptdeck wurde durch einen ebenfalls 114 mm starken und 64,6 m langen Panzerstreifen geschützt. Zum Schutz gegen Beschuss längs zum Schiff wurde die obere Panzerung an beiden Enden durch 114-mm-Querschotten abgeschlossen.[17]
Literatur
- T. A. Brassey: The Naval Annual 1890. J. Griffin and Co., Portsmouth (englisch).
- G. A. Ballard: The black battle fleet. Naval Institute Press, Annapolis 1980, ISBN 0-87021-924-3 (englisch).
- Robert Gardiner (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1860–1905. Conway Maritime Press, Greenwich 1979, ISBN 0-8317-0302-4 (englisch).
- Paul H. Silverstone: Directory of the World’s Capital Ships. Hippocrene Books, New York 1984, ISBN 0-88254-979-0 (englisch).
- Andrew Lambert: Warrior. Restoring the World’s First Ironclad. Conway Maritime Press, London 1987, ISBN 0-85177-411-3 (englisch).
- Oscar Parkes: British Battleships. Naval Institute Press, Annapolis 1990, ISBN 1-55750-075-4 (englisch, Neuauflage der Ausgabe von 1957).
- Colin Jones: Entente Cordiale, 1865. In: David McLean, Antony Preston (Hrsg.): Warship. Conway Maritime Press, London 1996, ISBN 0-85177-685-X (englisch).
Weblinks
Fußnoten
- Parkes: British Battleships. S. 39f.
- Silverstone: Directory of the World’s Capital Ships. S. 207.
- Ballard: The Black Battlefleet. S. 240.
- Ballard: The Black Battlefleet. S. 46f., 236f.
- Parkes: British Battleships. S. 43.
- Silverstone: Directory of the World’s Capital Ships. S. 207.
- Ballard: The Black Battlefleet. S. 47.
- Ballard: The Black Battlefleet. S. 241.
- Parkes: British Battleships. S. 39.
- Gardiner: Conway’s All the World’s Fighting Ships. S. 9.
- Parkes: British Battleships. S. 40, 43.
- Ballard: The Black Battlefleet. S. 246f.
- Parkes: British Battleships. S. 42.
- Ballard: The Black Battlefleet. S. 43f.
- Lambert: Warrior. S. 86f., 89.
- Gardiner: Conway’s All the World’s Fighting Ships. S. 6.
- Parkes: British Battleships. S. 39, 42.