Gutshaus Diedersdorf
Das Gutshaus Diedersdorf (offizielle Bezeichnung in der Landesdenkmalliste Gutshaus mit Taubenhaus) ist ein denkmalgeschütztes Herrenhaus in Diedersdorf, einem Ortsteil der Gemeinde Großbeeren im Landkreis Teltow-Fläming im Land Brandenburg.
Lage
Die Straße nach Großbeeren führt von Westen kommend in den Ort. Dort verläuft sie in ost-südöstlicher Richtung und führt als Chausseestraße in östlicher Richtung aus dem Ort. Das Gutshaus liegt südlich der Straße und damit im südlichen Bereich der Gemarkung. Nordöstlich befindet sich die Dorfkirche Diedersdorf.
Geschichte
Diedersdorf wurde bereits 1375 erstmals urkundlich erwähnt. Es gab zu dieser Zeit bereits ein Rittergut, so dass es vermutlich bereits auch ein Gutshaus gab. Auf diesem (einem weiteren?) Fundament entstand in den Jahren 1798 bis 1800 das Gutshaus. Hiltrud und Carsten Preuß begründen diese Annahme in ihren Ausführungen in Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming durch zwei Kellerräume, die sich von der dritten Achse bis zur siebten Achse des Gebäudes erstrecken. Dort befinden sich massive, ausladende Gewölbetonnen mit bis zu zwei Meter starkem, unregelmäßig geschichtetem Mauerwerk aus Feldsteinen. Dieses Fundament entstand vermutlich bereits im Mittelalter. Hierauf ließ der preußische Offizier und Landrat Ernst Friedrich Wilhelm von Bandemer ein Gebäude errichten. Nach seinem Tod übernahm seine Tochter Marie Friederike Caroline Henriette von Bandemer das Gut. Sie starb unverheiratet, hatte aber verfügt, dass das Gut in eine Stiftung für Offizierstöchter, die älter als 40 Jahre waren, überführt werden sollte. Als Vorerbin setzte sie ihre Gesellschafterin, Bertha Schweitzer, ein. Sie starb 1893 und die Friedericke Amalie von Bandemersche-Offizierstöchter-Stiftung nahm ihre Arbeit auf. 1895 übernahm Carl Viktor Liepmann das Gut und leitete es bis 1911. Unter seiner Führung übernahm die Stadt Berlin im Jahr 1901 das Gut, um die Berliner Rieselfelder zu erweitern. Der Direktor der Berliner Stadtgüter, Heinrich Ruths, lebte von 1919 bis 1933 im Gutshaus. In dieser Zeit wurde die Freitreppe verändert. Ursprünglich standen dort zwei Vollplastiken, die Löwen zeigten.
Im Zweiten Weltkrieg gab es am Gebäude keinen nennenswerten Schäden. Um 1950 zogen neun Landarbeiterfamilien aus dem Volkseigenen Gut ein und in den Jahren nach dem Krieg ging die Ausstattung an Möbel und Gemälden ab. Der Keller wurde in der Zeit der DDR von einer Gaststätte genutzt, einige übrige Räumlichkeiten vom Volkseigenen Gut. Durch die neue Nutzung wurden einige Wände versetzt und die Tür zwischen dem Saal und der Terrasse durch ein Fenster ersetzt. 1982 wurde das Gebäude zwar unter Denkmalschutz gestellt, für eine erforderliche Sanierung fehlten jedoch die finanziellen Mittel.
Nach der Wende übernahm ein privater Investor das Gut und führte umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durch. Die Fassade sowie der Altan wurden erneuert, die ursprüngliche Farbgebung mit einem orange-braunen Farbton wiederhergestellt. Die Salons sowie der Saal dienen im 21. Jahrhundert als Restaurant und Tagungsstätte; im Obergeschoss befinden sich Hotelzimmer und Appartements. Der Pferdestall, ebenfalls aus der Zeit um 1800 errichtet, dient seither als Landgasthof. Erhalten blieb auch der Taubenturm, ein zweigeschossiger Feldsteinkubus und oktogonalem Aufsatz aus Fachwerk aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein weiteres Gebäude, die sogenannte Markthalle, entstand 1999 an Stelle einer zuvor nach 1945 abgerissenen Scheune.
Baubeschreibung
Von Bandemer ließ einen elfachsigen Bau mit einem rechteckigen Grundriss errichten, der anschließend verputzt wurde. So entstand ein zweigeschossiges Gebäude mit einem Krüppelwalmdach. Die In den einzelnen Achsen sind im unteren Geschoss große und hochrechteckige Sprossenfenster, die im oberen Geschoss durch kleinere, aber ebenfalls hochrechteckige Sprossenfenster ergänzt werden. Dazwischen sind in den horizontalen Fassadenabschnitten je ein Relief aus Stuck, das eine Frauenbüste mit Akanthus und Efeu zeigt. Am Übergang zum Dachfirst sind oberhalb der kleineren Fenster Blattrosetten aufgetragen. In den dazwischenliegenden, vertikalen Fassadenabschnitten wurde Quaderputz aufgetragen. Nach Norden – zur Dorfseite – ist über dem Eingang eine Konsole mit einer vollplastischen Figur aus Terrakotta, die einen kleinen, sitzenden Engel darstellt. Oberhalb des Eingangs ist im Dach eine Gaube mit einem dreieckigen Giebel. Die Südseite der Fassade ist mit Stuckrosetten verziert. Zum Park hin ließ von Bandemer einen Söller sowie einen darüberliegenden Balkon errichten. Davor ist eine neobarocke Freitreppe, die in den Park führt.
Gutspark
Südlich des Gutshauses befand sich um 1900 eine Rasenfläche mit einzelnen Bäumen. Sie dient im 21. Jahrhundert im Wesentlichen als Biergarten. Im Südwesten sind einzelne, ältere Bäume noch vorhanden, ebenso ein Teich. Er wurde 1990 wiederhergestellt.
Literatur
- Georg Dehio (Bearb. Gerhard Vinken u. a.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4.
- Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg: Teltow (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Band 4). Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1976.
- Hiltrud und Carsten Preuß: Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, 1. Auflage, 29. November 2011, ISBN 978-3-86732-100-6, S. 244
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09105293 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg