Gustav Zander

Jonas Gustaf Vilhelm Zander (* 29. März 1835 i​n Stockholm; † 17. Juni 1920 ebenda) w​ar ein schwedischer Arzt u​nd Physiotherapeut. Er entwickelte i​n den 1850er Jahren e​in System heilgymnastischer Geräte u​nd die Medico-mechanische Therapie. Zander i​st Vorbild d​er heutigen apparategestützten Trainingstherapien u​nd damit e​iner der Begründer d​er modernen Sport- u​nd Wellnessmedizin.

Gustaf Zander, ca. 1890
Aktie der S.A. de Gymnastique Médicale Mécanique (Système du Docteur Zander) vom 17. Juni 1880 mit Darstellung verschiedener "Zanderapparate"

Leben

Nach dem Besuch der Grundschule Klara skola und des Gymnasiums in Stockholm begann Zander 1855 ein Studium an der Universität Uppsala und legte sein Kandidatexamen 1860 ab. Nach seiner Approbation als Arzt am Karolinska Institutet im Jahr 1864 gründete er in Stockholm zunächst eine Lehranstalt zur praktischen Erprobung seiner Geräte, die ab 1877 industriell hergestellt wurden, nach ersten Erfolgen sein erstes „Medico-Mechanisches Institut“. Wenige Jahre später wurde ein zweites Zander-Institut in London eröffnet und 1880 reiste Zander nach New York, um in der Nähe des Central Parks sein drittes Institut zu gründen. Weitere Einrichtungen folgten in ganz Europa. So gab es in Deutschland zeitweise bis zu 79 „Zander-Institute“.[1] Zander wurde außerdem 1896 als Mitglied in die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. In Deutschland wurde der Begriff der „Zanderei“ verwendet.

Durch d​ie Folgen d​es Ersten Weltkriegs wurden d​ie Zanderinstitute v​or allem i​n der Rehabilitation v​on Kriegsversehrten verwendet. Durch diesen Imageverlust u​nd die folgende Weltwirtschaftskrise (1930er Jahre) gerieten Zander u​nd seine Therapie völlig außer Mode, sodass s​ie nicht weiterentwickelt wurde. Erst s​eit den 1980er Jahren findet s​eine Therapie e​ine Wiederbelebung i​n Fitnessstudios.

Werke

  • Mechanical Exercise: A Means of Cure. London 1883
  • Die Apparate für mechanisch-heilgymnastische Behandlung und deren Anwendung. 1893

Literatur

  • Alfred Levertin: Dr. G. Zander’s medico-mechanische Gymnastik, ihre Methode, Bedeutung und Anwendung: nebst Auszügen aus der einschlägigen Litteratur. Stockholm 1892.
  • Alferd Levertin, Franz Heiligenthal: Die Grundzüge der Dr. G. Zander’schen medico-mechanischen Gymnastikmethode und deren Anwendung in vier besonderen Darstellungen. Stockholm 1894.
  • Noyan Dinckal: Medikomechanik. Maschinengymnastik zwischen orthopädischer Apparatebehandlung und geselligem Muskeltraining, 1880–1918/19. In: Technikgeschichte, 74, 2007, S. 227–250.
  • Hans Christoph Kreck: Die medico-mechanische Therapie Gustav Zanders in Deutschland. Ein Beitrag zur Geschichte der Krankengymnastik im Wilhelminischen Kaiserreich. Frankfurt am Main, Univ. Diss. (Humanmedizin), 1988; nachgedruckt in: Krankengymnastik, 42, 1990, S. 40–46, 164–173, 294–306, 441–444, 537–553, 685–693, 799–804.
  • Arnd Krüger: Geschichte der Bewegungstherapie. In: Präventivmedizin. Springer, Heidelberg, Loseblatt-Sammlung, 1999, 07.06, 1–22.
  • Gustav Zander. In: Herman Hofberg, Frithiof Heurlin, Viktor Millqvist, Olof Rubenson (Hrsg.): Svenskt biografiskt handlexikon. 2. Auflage. Band 2: L–Z, samt Supplement. Albert Bonniers Verlag, Stockholm 1906, S. 758 (schwedisch, runeberg.org).

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Fitness-Trainingsgeräte 1850 bis heute. Spiegel Online; abgerufen am 3. September 2017
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