Gustav Adolph Spiess

Gustav Adolph Spiess, a​uch Gustav Adolf Spieß, (* 4. Dezember 1802 i​n Duisburg; † 22. Juni 1875 i​n Frankfurt a​m Main) w​ar ein deutscher Mediziner u​nd praktischer Arzt i​n Frankfurt a​m Main.

Leben

Gustav Adolph Spiess w​ar der Sohn d​es Pfarrers u​nd Konsistorialrats Johann Christoph Spiess, d​er 1813 z​um Pfarrer d​er deutsch-reformierten Gemeinde i​n Frankfurt a​m Main berufen wurde. Gustav Adolph Spiess besuchte a​b 1813 d​as Frankfurter Gymnasium, studierte w​ie auch s​ein Schulfreund Friedrich Wöhler a​b 1820 a​n der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Medizin u​nd wurde 1823 i​n Heidelberg m​it seiner Dissertation De vulneribus pectoris penetrantibus imprimis c​um haemorrhagia complicatis promoviert. Anschließend bildete e​r sich i​n Berlin weiter, lernte Wilhelm Baum kennen u​nd besuchte m​it diesem z​ur medizinischen Weiterbildung b​is 1826 Paris, London, Edinburgh u​nd Dublin s​owie zahlreiche weitere Städte.

Im April 1826 ließ e​r sich a​ls praktischer Arzt i​n Frankfurt a​m Main nieder.

Gustav Adolph Spiess w​ar Mitglied u​nd in d​en Jahren 1843 u​nd 1844 Sekretär u​nd 1853 u​nd 1854 s​owie 1863 u​nd 1864 Direktor d​er Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. 1845 gehörte e​r mit Johann Conrad Varrentrapp u​nd Georg Varrentrapp z​u den Gründern d​es Ärztlichen Vereins i​n Frankfurt.

Im Jahr 1850 u​nd in d​er Zeit v​on 1852 b​is 1857 w​ar er Mitglied d​er Gesetzgebenden Versammlung d​er Freien Stadt Frankfurt.

Er w​ar Mitglied d​er Gesellschaft Deutscher Naturforscher u​nd Ärzte[1] u​nd darüber hinaus n​ach Hermann v​on Meyer zunächst 2. Geschäftsführer d​er 41. Versammlung d​er Gesellschaft 1867 i​n Frankfurt a​m Main, d​er er n​ach dessen gesundheitlicher Verhinderung n​och zu e​iner erfolgreichen Durchführung verhelfen konnte.[2] Er w​ar Mitglied d​er Frankfurter Museumsgesellschaft, d​es Cäcilien-Vereins u​nd der Administration d​es Städelschen Kunstinstituts u​nd engagierte s​ich für d​ie Errichtung d​es Saalbaus u​nd des Goethedenkmals.

Am 1. Januar 1869 w​urde er u​nter der Präsidentschaft d​es Arztes, Naturphilosophen u​nd Malers Carl Gustav Carus m​it dem akademischen Beinamen Wenzel[3] u​nter der Matrikel-Nr. 2101 a​ls Mitglied i​n die Kaiserliche Leopoldino-Carolinische Deutsche Akademie d​er Naturforscher aufgenommen.[4]

Im Jahr 1867 w​urde ihm d​er Rote Adlerorden 4. Klasse, i​m Jahr 1871 d​er Titel Geheimer Sanitätsrat u​nd 1873 d​er Rote Adlerorden 3. Klasse verliehen. Im Jahr 1872 erhielt e​r die Kriegsdenkmünze u​nd 1873 d​as Eiserne Kreuz II. Klasse.

Der Mediziner Alexander Spiess w​ar sein Sohn.

Sein Enkel, d​er Mediziner Gustav Spiess (1862–1948), schenkte d​er Porträtsammlung d​er Dr. Senckenbergischen Stiftung i​m Jahr 1907 e​in vom deutschen Maler österreichischer Herkunft Norbert Schrödl erstelltes Porträt v​on Gustav Adolph Spiess.

Schriften

  • Dissertatio inauguralis de vulneribus pectoris penetrantibus imprimis cum haemorrhagia complicatis. 1823 (Digitalisat)
  • J. B. van Helmont's System der Medicin. verglichen mit den bedeutenderen Systemen älterer und neuerer Zeit, ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte medicinischer Theorien; nebst der Skizze einer Theorie der Lebenserscheinungen im gesunden und krankhaften Zustande. Schmerber, Frankfurt am Main 1840 (Digitalisat)
  • Physiologie des Nervensystems. Mit besonderer Berücksichtigung pathologischer Umstände. Vieweg, Braunschweig 1844 (Digitalisat)
  • Zur Lehre von der Entzündung. Hermann, Frankfurt am Main 1854 (Digitalisat)
  • Ueber die Bedeutung der Naturwissenschaften für unsere Zeit, und: Ueber das körperliche Bedingtsein der Seelenthätigkeiten. Zwei Festreden. Hermann, Frankfurt am Main 1854 (Digitalisat)
  • Pathologische Physiologie. Grundzüge der gesammten Krankheitslehre. Meidinger, Frankfurt am Main 1857 (Digitalisat)
  • Die pathologische Physiologie und Herr Prof. Rud. Virchow. Hermann, Frankfurt am Main 1858 (Digitalisat)

Literatur

  • Reinhard Frost: Spieß, Gustav Adolf im Frankfurter Personenlexikon (Stand des Artikels: 30. August 1995), auch in: Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon. Zweiter Band. M–Z (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band XIX, Nr. 2). Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-7829-0459-1, S. 410.
  • August Hirsch: Spiess, Gustav Adolph. In: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Fünfter Band, Revolat–Trefurt, Urban & Schwarzenberg, Wien und Leipzig 1887, S. 486 (archive.org)
  • Heinrich Hoffmann-Donner: Dr. med. Gustav Adolf Spiess. In: In: Jahresbericht über die Verwaltung des Medicinalwesens der Stadt Frankfurt a. M., 19, 1875, S. 228–244 (Digitalisat)
  • Friedrich Jännicke: Spieß, Gustav Adolph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 187–189.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 364.
  • Heinrich Schmidt: Dr. med. Gustav Adolph Spiess. In: Bericht über die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main. Vom Juni 1875 bis Juni 1876. Frankfurt am Main 1876, S. 51–60 (Digitalisat)

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Amtlicher Bericht über die dreiunddreissigste Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Bonn im September 1857, Bonn 1859, S. 21 (Digitalisat)
  2. Tageblatt der 41. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Frankfurt am Main 1867 (Digitalisat)
  3. Die Wahl seines akademischen Beinamens war vermutlich eine Reverenz an den Mediziner Karl Wenzel.
  4. Carl Gustav Carus (Hrsg.): Leopoldina. Amtliches Organ der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. 6. Heft. E. Blochmann & Sohn, Dresden 1869, S. 113 (biodiversitylibrary.org).
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